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Zeugenhinweise gesuchtBautzen: Sorbisches Denkmal in Schmochtitz beschädigt

03. Februar 2023, 19:19 Uhr

Im Bautzner Ortsteil Schmochtitz haben Unbekannte das für katholische Sorben bedeutsame Millenniumsdenkmal beschädigt. Der Vorsitzende eines sorbischen Vereins zeigte sich am Freitag tief bestürzt über die Tat. Die Polizei bittet die Bevölkerung um Hinweise.

Unbekannte haben erneut das Cyrill-und-Methodius-Denkmal in Schmochtitz beschädigt. Das meldete die Polizeidirektion Görlitz. Das Denkmal stellt die beiden Heiligen Cyrill und Methodius dar und erinnert an die Christianisierung der Sorben. Nun fehle einer der beiden Bronzefiguren der Arm inklusive Bischofsstab.

Metalldiebstahl oder religiöse Hintergründe?

Das Material hat der Polizei zufolge einen Wert von 3.000 Euro. Man halte daher Metalldiebstahl als Motiv für die Tat denkbar. Es werde aber auch geprüft, ob es eine Verbindung zu Fällen gibt, bei denen sorbische Wegkreuze zerstört wurden. Möglicherweise spielen religiöse Hintergründe eine Rolle. Die Ermittlungen hat der Staatsschutz übernommen.

Zeuginnen und Zeugen sollen Hinweise melden

Die Polizei bittet nun die Bevölkerung um Mithilfe: Wer verdächtige Personen, Fahrzeuge oder ungewöhnliche Geräusche in der Nähe des Denkmals wahrgenommen hat, könne sich bei der Polizeidirektion Görlitz unter der Rufnummer 03581 468 0 melden sowie jeder anderen Polizeidienststelle.

Wer waren Cyrill und Methodius?Die beiden Brüder Cyrill (827-869) – auch Kyrill – und Methodius (815-885) – auch Method – sind im byzantinischen Thessaloniki (im heutigen Griechenland) geboren. Sie gelten bei den Slawen als Glaubensboten. Neben griechisch beherrschten sie auch die slawische Umgangssprache. Als Missionare wirkten sie im kaiserlichen Auftrag im großmährischen Reich mit dem Ziel, dem dort ansässigen Volk den christlichen Glauben in eigener Sprache zu vermitteln. Dafür übersetzte Cyrill griechische Texte ins Slawische. Verwendet hat er ein selbst entwickeltes Alphabet, die Grundlage der nach ihm benannten kyrillischen Sprache.

Die beiden "Slawenapostel" werden von der Ostkirche und der lateinischen Kirche als Heilige verehrt.

Sehr verehrt werden Cyrill und Methodius in Ländern wie Serbien, Bulgarien, Russland, Tschechien und der Slowakei. Ihren Gedenktag begeht die katholische Kirche am 14. Februar. Im Jahr 1980 hat Papst Johannes Paul II. sie zu Schutzpatronen Europas erhoben.Quelle: Bistum Augsburg

Angriff auf den christlichen Glauben

Der Vorsitzende des Cyrill-Methodius-Vereins Cyril Hančik zeigte sich von der Tat tief betroffen. Der sorbische Verein aus Bautzen hatte das Denkmal im Jahr 2000 errichtet und mitfinanziert. Der 45-Jährige sagte MDR SACHSEN, die Beschädigung des Denkmals sei weit mehr als ein Diebstahl: "Hier wurde ein christliches Symbol zerstört. Es ist im Grunde ein Angriff auf den christlichen Glauben. Vielleicht sind sich diejenigen, die dafür verantwortlich sind, nicht mal bewusst, was sie da getan haben." Von Politik und Gesellschaft wünscht sich Hančik, dass der christliche Glaube in Sachsen und Europa wieder mehr an Bedeutung gewinnt – "schließlich hat er uns Jahrhunderte lang begleitet und bildet die Grundlagen unserer Gesellschaft."

Hier wurde ein christliches Symbol zerstört. Es ist im Grunde ein Angriff auf den christlichen Glauben.

Cyril Hančik | Vorsitzende des Cyrill-Methodius-Vereins

MDR (kav)

Dieses Thema im Programm:MDR SACHSEN | MDR SACHSENSPIEGEL | 04. Februar 2023 | 19:00 Uhr