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Neue SchulformErste Gemeinschaftsschule in Bautzen startet mit besonderem Lernkonzept

21. August 2023, 18:00 Uhr

Seit August 2020 sind Gemeinschaftsschulen in Sachsen zulässig. In diesen werden die Schüler nicht nach der vierten Klasse auf Oberschulen oder Gymnasien aufgeteilt, sondern bleiben unabhängig von ihrer Bildungsempfehlung bis zum Schulabschluss zusammen und lernen jahrgangsübergreifend. Nun gibt es die erste derartige Schule in Bautzen. Die Nachfrage ist schon jetzt riesig.

Greta ist die erste Schülerin an diesem Morgen in der neuen Schule. "Ich habe die ganze Nacht fast nicht geschlafen vor Aufregung", erzählt sie. Sie freue sich aber auf die Schule. Ähnlich geht es den 23 weiteren Mädchen und Jungen, die nach und nach eintrudeln. Manche weinen, Mama und Papa sollen nicht fortgehen. Andere schließen schnell neue Bekanntschaften.

Aber nicht nur die Jungen und Mädchen in der ersten Klasse sind aufgeregt, auch ihre beiden Lehrerinnen. Denn es ist auch ihr erster Schultag in der neuen Grundschule. Julia Rau hat sich ganz bewusst die Freie Gemeinschaftsschule Oberlausitz als Arbeitsort ausgesucht.

"Hier habe ich die Chance, mitzugestalten und kann versuchen, alle pädagogischen Ideen umzusetzen, die ich gesammelt habe über die letzten Jahre bei ganz vielen Schulbesichtigungen und Hospitationen", erklärt sie. Was ihr gefällt, sei "ein Unterricht, in dem die Kinder nicht warten müssen, bis alle die gleiche Aufgabe erledigt haben, sondern wo sie selbstständig Projekte bearbeiten und präsentieren können und in dem sie immer gefördert werden".

Was ist eine Gemeinschaftsschule?Unter einer Gemeinschaftsschule versteht man in Sachsen eine Schule, in der Schülerinnen und Schüler von der ersten Klasse bis zum Schulabschluss gemeinsam lernen können. Sie werden nicht - wie sonst üblich - nach der vierjährigen Grundschule getrennt, um dann je nach Empfehlung auf ein Gymnasium oder eine Oberschule zu gehen. Sie können auf der gleichen Schule bleiben, bis sie diese mit dem Hauptschulabschluss, dem Realschulabschluss oder dem Abitur verlassen. Auf Gemeinschaftsschulen wird jahrgangsübergreifend unterrichtet.

Die Freie Gemeinschaftsschule Oberlausitz ist die vierte Gemeinschaftsschule in Sachsen: Zwei gibt es bereits in Dresden und eine in Leipzig.

Besonderes pädagogisches Konzept

Denn die Freie Gemeinschaftsschule Oberlausitz hat ein ganz besonderes pädagogisches Konzept: So werden am Morgen mit den Schülerinnen und Schülern die Aufgaben besprochen, an denen sie an dem jeweiligen Tag selbstständig arbeiten sollen - jeder nach seinem Lerntempo.

Dabei sollen die Kinder auf lange Sicht jahrgangsübergreifend zusammenarbeiten und so auch voneinander lernen. Noch gibt es nur eine erste Klasse, aber sobald in einem Jahr die nächsten rund 24 Schülerinnen und Schüler eingeschult werden, sollen zwei Lerngruppen entstehen, in denen Erst- und Zweitklässler miteinander lernen.

Sobald weitere Klassen nachkommen, sollen dann Schüler aus den Klassen eins bis drei, vier bis sechs und sieben bis neun gemeinsam lernen. Die 10. Klasse soll wegen des Realschulabschlusses für sich bleiben, die Klassen elf bis zwölf sollen dann wieder jahrgangsübergreifend lernen.

Eine Schule von der Einschulung bis zum Abitur

Sobald es die entsprechenden Jahrgangsstufen an der Schule gibt, soll man dort auch den Schulabschluss machen können, sodass ein Schüler von der Einschulung bis Hauptschulabschluss, Realschulabschluss oder Abitur auf dieselbe Schule gehen kann.

Darüber hinaus gibt es viele weitere Besonderheiten an der Schule, zum Beispiel wird Kinderyoga angeboten. Und in den ersten 90 Minuten jedes Tages wird die Klasse - bisher gibt es nur eine - aufgeteilt, sodass eine Lehrerin nur zwölf Schüler unterrichtet und deutlich individueller auf sie eingehen kann.

Individuelles Lernen kommt bei Eltern gut an

Das Konzept kommt offenbar an. Auf die Frage, warum sie für ihren Sohn diese Schule gewählt hat, sagt eine Mutter: "Weil die Kinder hier die Möglichkeit haben, individuell zu lernen." Die Eltern um sie herum nicken zustimmend.

Alle Plätze für die nächsten drei Jahre seien bereits vergeben, sagt Schulleiterin Cornelia Winkler. "Ich habe jetzt die achte Anmeldung eines einjährigen Kindes. Der Bedarf der Eltern nach individueller Betreuung ist groß." 80 Euro pro Monat kostet die private Schule.

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MDR (uwa/jwi)

Dieses Thema im Programm:MDR SACHSEN - Das Sachsenradio | Regionalreport aus dem Studio Bautzen | 21. August 2023 | 16:30 Uhr

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