Nachrichten & Themen
Mediathek & TV
Audio & Radio
SachsenSachsen-AnhaltThüringenDeutschlandWeltLeben

Gartenstadt ErikaLaubusch will mit bezahlbarem Wohnraum junge Familien in Lausitz locken

20. Oktober 2022, 18:09 Uhr

Die Arbeitersiedlung "Erika" im Lautaer Ortsteil Laubusch soll zur "Lausitzer Gartenstadt 2030" aufblühen, das wünschen sich die Stadt und die Wohnungsgenossenschaft vor Ort. Seit längerem wird an dem Projekt gearbeitet, doch bisher fehlte ein Bebauungsplan. Für den gaben die Stadträte nun grünes Licht, gestern wurde er in der Gartenstadt vorgestellt.

Der Herbst färbt auch die Gartenstadt Laubusch in der Nähe von Hoyerswerda bunt. Männer sind mit Schubkarren voller Laub unterwegs. Ein Mann reinigt die Dachrinne seines Klinkerhäuschens. Einige Meter weiter geht es im Kaisersaal um die Zukunft der Gartenstadt. Auf verschiedenen Flächen sollen in den nächsten Jahren neue Ein- oder Zweifamilienhäuser entstehen. Die Grundstücke stellt die Wohnungsgenossenschaft bereit, um junge Familien nach Laubusch zu locken.

Was sind Gartenstädte?

Die Gartenstadt "Erika" entstand etwa ab dem Jahr 1918, um dort die Arbeiter der Braunkohlegrube der Ilse-Bergbau AG unterzubringen. Diese hatte ab 1914 den großflächigen Kohleabbau zwischen Senftenberg und Hoyerswerda begonnen. Für die Bergleute wurden Wohnkolonien nach dem Vorbild der Gartenstädte in Großbritannien errichtet. Das Modell der genossenschaftlich organisierten Siedlungen jenseits der Städte war vor über 120 Jahren die Antwort des britischen Stadtplaners Ebenezer Howards auf das rasante Wachstum der Städte und die zunehmende Wohnungsnot. 1909 gründete sich in Dresden die erste deutsche Gartenstadt: Hellerau. Ihr folgten Siedlungen in Karlsruhe-Rüppurr, Hagen und Wandsbek bei Hamburg.

Denn die ehemalige Bergarbeitersiedlung hat innerhalb der vergangenen zwei Jahrzehnte fast die Hälfte ihrer Einwohner verloren. Nur noch rund 450 Männer und Frauen leben in der Gartenstadt. Nach der Wende wurden mehrere Betriebe geschlossen, viele der jüngeren Laubuscher zog es für Arbeitsplätze oder höhere Einkommen in die Ferne. Rund 15 Prozent der Häuser und Wohnungen stehen laut Wohnungsgenossenschaft leer.  

"Mein Herz hängt an Laubusch"

Deren Chefin, Annett Klappstein, erklärt bei der Vorstellung der Pläne in Laubusch ihre Motivation: "Ich habe meine Kindheit hier verbracht. Mein Herz hängt an Laubusch. Ich möchte gern, dass es hier weitergeht, dass die Familien zurückkommen." Das möchte auch der Bürgermeister von Lauta, Frank Lehmann, der betont: "Wir freuen uns über Zuzug."

Damit der kommt, arbeitet die Stadt schon seit längerem an dem Projekt "Lausitzer Gartenstadt 2030", das den Ort wiederbeleben soll. Die Idee ist, das rund 100 Jahre alte Industriedorf weiterzuentwickeln und für Menschen des 21. Jahrhunderts attraktiv zu machen, ohne dabei seine historischen Wurzeln zu vergessen. Um dies zu erreichen, werden interessierte Bürger dazu aufgerufen, ihre Ideen einzubringen.

Häuslebauer müssen sich an Vorgaben halten

Ein erster Meilenstein des Projektes ist nun ein Bebauungsplan, mit dem auf dem Gebiet der Gartenstadt neue Häuser gebaut werden könnten. Doch Häuslebauer müssen sich an bestimmte Vorgaben halten, denn die ursprüngliche Ästhetik des Ortes soll erhalten bleiben, beispielsweise bei den Dächern oder beim Abstand zum Wald und zur Straße.

Etwa ein Dutzend interessierter Männer und Frauen haben sich von den denkmalrechtlichen Bauvorgaben nicht abschrecken lassen und sind in den Kaisersaal gekommen, um sich über die Pläne für den Ort zu informieren. Die meisten von ihnen kommen aus der Region, aber auch ein Dresdner interessiert sich für ein Grundstück. „Dieses Großstadtleben, das ist auf Dauer nicht gut, das ist zu hektisch. Da ist dann so eine Gartenstadt schon sehr angenehm“, sagt der Mann MDR SACHSEN.

Günstige Bodenpreise

Eine Rolle spielen dürfte bei den Interessenten auch der Preis der Grundstücke. Der steht zwar noch nicht fest, eine Orientierung bietet aber der Bodenrichtwert, der für Laubusch derzeit zwischen 20 und 30 Euro pro Quadratmeter liegt. Das lässt vermuten, dass die Grundstücke bezahlbar bleiben, auch wenn die Kosten durch den Bebauungsplan etwas höher ausfallen werden.

Das Besondere sei auch die Nähe zum Lausitzer Seenland und zu Städten wie Dresden oder Hoyerswerda, sagt Klappstein, die Chefin der Wohnungsgenossenschaft. "Die Lage ist toll." Und Bürgermeister Lehmann ergänzt, die Siedlung biete "perfekte Voraussetzungen für Familien mit Kindern", eine Kita und eine Grundschule gibt es in der Gartenstadt.   

Jetzt muss der Bebauungsplan noch öffentlich ausgelegt werden. Wenn es keine Einsprüche gibt, können im nächsten Jahr die ersten Bauarbeiten beginnen. Bildrechte: Uwe Walter

MDR (uwa, jwi)

Mehr zum Thema:

Dieses Thema im Programm:MDR SACHSEN - Das Sachsenradio | Regionalreport aus dem Studio Bautzen | 20. Oktober 2022 | 14:30 Uhr