Kulturplan LausitzKulturentwicklung in der Lausitz braucht mehr Zeit
Die Lausitz ist Spielort von fast 50 Festivals und damit kulturell gut aufgestellt. Und dennoch fehlt es der Region an kultureller Koordination und Vernetzung. Diese herzustellen ist Anliegen der Lausitzer Kulturforen. Im Nachgang der zweiten Ausgabe vergangene Woche in Knappenrode nahe Hoyerswerda wird offensichtlich, dass die Kulturentwicklung in der Lausitz mehr Zeit brauchen wird.
- Die Kulturentwicklung in der Lausitz braucht mehr Zeit.
- Der Kulturplan Lausitz begleitet den geplanten Kohleausstieg vor Ort.
- Das Lausitz Kulturforum bringt die beteiligten Kulturpolitikerinnen, Kunst- und Kulturschaffenden einmal im Jahr zusammen.
Fragt man die Akteure vor Ort, ist der Weg zu einer gut vernetzten Kulturszene in der Lausitz noch weit. Die Kuratorin und Kulturplanerin Sabine Zimmermann-Törne sagte MDR KULTUR, Vernetzung brauche Zeit. Sie ist Mitorganisatorin des zweiten Lausitzer Kulturforums, welches in der vergangenen Woche 120 Kulturpolitiker, Kunst- und Kulturschaffende aus Sachsen und Brandenburg in der früheren Brikettfabrik Knappenrode bei Hoyerswerda zusammengebracht hat.
Initiiert haben dieses Treffen die zuständigen Kulturministerien beider Länder – mit dem Ziel, die Kulturakteure in der Lausitz untereinander bekannter zu machen. Zimmermann-Törne erklärte, darauf sei das Konzept der Kulturforen angelegt. Allerdings sei die Erwartung zu hoch, ein Gebiet so groß wie die Lausitz im Rahmen einer jährlich stattfindenden Großveranstaltung vorantreiben zu können: "Man muss sich auch Zeit für kleinere Runden nehmen. Das ist etwas, was wir in den nächsten Jahren machen werden und dabei kann Qualität entstehen."
Vernetzung braucht Zeit, aber dabei kann Qualität entstehen.
Sabine Zimmermann-Törne, Mitorganisatorin von Lausitz Kulturforum #2
Hintergrund der Kulturforen ist der eingeleitete Kohleausstieg, der der Region zwischen Zittauer Gebirge und Spreewald nicht nur eine wirtschaftliche Anpassungsleistung abverlangt. Auch kulturell erfährt die Lausitz – wie schon beim dramatischen Arbeitsplatzabbau infolge der Deutschen Einheit – eine besondere Aufmerksamkeit. Strategiepapiere und das Kulturforum zeigen das.
Gescheiterte Festivals
Solche Schritte der Kulturentwicklungsplanung in dem seit einem Jahrhundert von der Braunkohle geprägten Revier haben einen Vorlauf. Die Initiatoren der Festivals und Projekte kamen seit mehr als 30 Jahren meist von außerhalb, aus der sächsischen Landeshauptstadt Dresden oder gar aus Hamburg, wie 2019 beim Lausitz Festival.
Eine lange Lebensdauer war ihnen meist nicht beschieden. So etwa der grenzüberschreitenden "Europera" oder dem 2014 eingestellten "Dreiklang"-Festival. 2015 fand rund um den Bärwalder See die letzte "Transnaturale" statt, eine Mischung aus Kunst und Spektakel, verbunden mit Visionen alternativer Lebensprojekte. Das Landschaftstheater "Ohr" in Boxberg schlummert seither verwaist dahin. Externe Theatergutachten stießen auf heftigen Widerstand, weil sie mit Schrumpfungsplänen verbunden waren.
Offizielle Kulturpläne
Im Auftrag der Brandenburger "Wirtschaftsregion Lausitz GmbH" erstellte dann 2020 die Münchener Konzeptentwicklerin Martina Taubenberger eine "Kulturstrategie Lausitz 2025". Ein Jahr später wurde daraus der sächsisch-brandenburgische "Kulturplan Lausitz" vorgestellt – bei einer launigen Feier mit sorbischem Jazz im Staatstheater Cottbus. Der wirtschaftliche Strukturwandel müsse dringend kulturell begleitet werden, lautete der Tenor der Reden damals.
Große Worte und Visionen
Drei Jahre später, beim nicht minder launigen zweiten Kulturforum in Knappenrode, erinnert man besser nicht an die Anregungen, Pläne, ja Visionen von Strategiepapier und Kulturplan. Eine länderübergreifende Dachmarke der Lausitz sollte entwickelt, die Kulturförderung neu geordnet werden. Wie ein Leuchtturm sollte die Filmkultur ausgebaut werden, um langfristig Produktionsfirmen anzusiedeln.
Von Künstlerhäusern ist die Rede und von so genannten "dritten Orten" der Gemeinschaftspflege. Ein Zentrum für Popularmusik wird angeregt, eine schwimmende Seebühne und gar eine Bewerbung um die europäische Kulturhauptstadt 2040.
Vernetzung als Hauptzweck der Kulturforen
Die beiden bisherigen Kulturforen aber waren nicht einberufen worden, den Erfüllungsstand des großen Kulturplanes für die kommenden 15 Jahre zu überprüfen und zu debattieren. Ganz leer wäre man mit einer solchen Zwischenbilanz nicht ausgegangen. In Brandenburg kommt im nächsten Jahr ein Projektfonds, auf sächsischer Seite leistet der Kulturraum Oberlausitz-Niederschlesien ähnliches. Arbeitsfähige Kultur-Koordinierungsstellen werden übereinstimmend gelobt.
Tatsächlich ging es auch um Koordinierung und Ermutigung. Letztere braucht diese Region, die immerhin auf fast 50 kleinere eigene Festivals stolz sein kann, nicht wirklich. Und dennoch: "Die Selbstverständigung hilft, gemeinsam konkret zu arbeiten", beschreibt der Abteilungsleiter Kunst im sächsischen Kulturministerium, Markus Franke, den laufenden Prozess Lausitzer Kulturentwicklung.
Redaktionelle Bearbeitung: op, tmk
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Dieses Thema im Programm:MDR KULTUR - Das Radio | 16. September 2024 | 15:30 Uhr