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Konzert in KircheTexte mit Tiefe: Pfarrer lädt Liedermacher zum Gipfeltreffen nach Lohsa

24. September 2022, 08:08 Uhr

Es gibt unzählige Popsongs mit seichten Texten über die Liebe. Bei den Singer-Songwritern, gehen die Texte tiefer. Früher nannte man diese Musiker Liedermacher, ohne dass es irgendwie abwertend klang. Gundermann war beispielsweise eine Ikone und das Sprachrohr im Lausitzer Braunkohlerevier. Auch heute haben Liedermacher ihren Zuhörern viel zu sagen, so an diesem Sonnabend beim Liedergipfel in Lohsa.

Seine volle Stimme trägt weit und rüttelt auf. Das soll sie. Wenn Matthias Arndt singt, will er dass die Menschen zuhören, will dass sie erfahren, was ihn innerlich bewegt. Es sind eingeschleifte Lebenskonzepte, die er in seinen Liedern hinterfragt, absurd gewordene gesellschaftliche Regeln. Und die Sinnlosigkeit von Krieg und Zerstörung treibt ihn um. Er begleitet seine Stücke wahlweise mit Gitarre, Akkordeon oder Ukulele.

Liederfinder Arndt: Themen liegen auf der Straße

1980 hat der Berliner mit der Liedermacherei begonnen, mit Themen, die damals schnell Publikum fanden. "Liedermacher haben die fehlenden Medien ersetzt, waren ein politisches Ventil", erinnert sich der 47-Jährige. Heute ist es um die Liedermacher-Szene ruhiger geworden.

Doch Arndt schreibt und komponiert weiter, egal wie viele seine Lieder hören werden. Es sind wohl ein Dutzend jedes Jahr. "Die Themen liegen auf der Straße", sagt er. "Ich bezeichne mich deshalb lieber als Liederfinder." An diesem Sonnabend bringt er seine Fundstücke beim 12. Liedergipfel in der evanglischen Kirche von Lohsa zu Gehör.

Pfarrer Huth: Kirche ist kein interner Club

Pfarrer Christian Huth hat die kleine Konzertreihe zu sich eingeladen. Ihm sei es wichtig innezuhalten, Horizonte zu erweitern und die Welt aus den Augen anderer zu sehen, erklärt er. "Es passiert im Alltag so oft, dass man an bestimmten Dingen vorbeigeht." Schön, wenn es ein Liedermacher entdeckt und dann diese Erfahrungen mit dem Publikum teilt, findet der 47-Jährige. Die geladenen Künstler sind nicht alle christlich. Huth will weg von der Wahrnehmung der Kirche als "internen Club", wie er sagt. "Ich möchte die Türen für andere Menschen öffnen."

Politische Sachen müssen gehört werden.

Christian Huth | Pfarrer in Lohsa

Für den Lohsaer Pfarrer steht fest: Kultur und Kirche gehören zusammen. "Dabei müssen auch politische Sachen gehört werden", betont er. Für ihn hat die Liedermacherei nichts Verstaubtes. Regierungen und Systeme müssten heutzutage genauso hinterfragt werden, wie zu DDR-Zeiten, so Huth. Allerdings gibt es in der Kirche auch Grenzen des Sagbaren, wenn es radikal wird, zum Beispiel. "Ich möchte keine Rammstein-Texte in meiner Kirche."

Initiator Hetzel: Den Menschen Mut geben

Ludwig Hetzel ist der Begründer des Liedergipfels, der seine Premiere 2011 in Jauernick hatte. Bei der Vorbereitung der Konzerte legt Hetzel Wert auf eine große Bandbreite an auftretenden Künstlern. In diesem Jahr ist auch eine Ukrainerin dabei. Die Klavierlehrerin Olena Andrianova ist mit ihrer Tochter und den Enkeln aus der Großstadt Kramatorsk in der ostukrainischen Region Donezk nach Deutschland geflüchtet. Zum Liedergipfel wird Olena Andrianova sich an das Klavier setzen. Das Singen überlässt sich aber dem Publikum. Es wird ein deutsches Volkslied sein.

Die Lieder sollen die Gedanken der Menschen ansprechen, ihnen aber keine Lösungen präsentieren.

Ludwig Hetzel | Initiator des Liedergipfels

Fest steht: Alle Lieder beim Konzertabend haben eine Botschaft: "Sie sollen die Gedanken der Menschen ansprechen, ihnen aber keine Lösungen präsentieren", erklärt Hetzel. Diesbezüglich müssten die Leute mit ihrem Gewissen selbst entscheiden. Hetzel, der beruflich in der Evangelischen Kinder- und Jugendarbeit tätig ist, wird selbst am Abend eigene Stücke präsentieren. Wenn er singt, will er vor allem eines: "Dass die Menschen wieder Mut finden."

Der 12. Liedergipfel am 24. September um 19 Uhr mit:

  • Olena Andrianova (Ukraine)
  • Sabine Thierbach (Görlitz)
  • Matthias Arndt (Berlin)
  • Ludwig Hetzel (Amtsberg)
  • Michael Laudeley (Dresden)
  • Matthias Ryndak (Schöpstal)

Der Eintritt zur Veranstaltung ist frei.

Anm. d. Red.: Die Autorin ist nicht mit Protagonisten des Liedergipfels verwandt.

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Dieses Thema im Programm:MDR SACHSEN - Das Sachsenradio | Regionalreport aus Bautzen | 23. September 2022 | 16:30 Uhr