Personen auf der Bühne vor Teilnehmern
"Medizinstrategie 2030" steht auf dem Startband, das Klinikleiter Jörg Scharfenberg (3.v.l.) und Landrat Udo Witschas (2.v.r.) durchschneiden. Bildrechte: MDR/Jörg Winterbauer

"Medizinstrategie 2030" Oberlausitz-Kliniken bauen Angebot aus und holen Fachkräfte aus China

05. November 2024, 15:11 Uhr

Die Oberlausitz-Kliniken in Bautzen und Bischofswerda erweitern ihr Angebot: Neue Fachabteilungen sollen die Patientenversorgung verbessern. So werden etwa für Patientinnen mit Brustkrebs oder Patienten mit Prostatakrebs neue Angebote geschaffen. Pflegekräfte aus China, Brasilien, Usbekistan und den Philippinen sollen den Fachkräftemangel abfedern.

Die Oberlausitz-Kliniken wollen ihr medizinisches Angebot erweitern. Geschäftsführer Jörg Scharfenberg hat am Dienstag in Bautzen die "Medizinstrategie 2030" vorgestellt, die mehrere neue Fachabteilungen und Spezialisierungen vorsieht. Im Oktober haben bereits am Standort in Bautzen eine neue Fachabteilung für Geriatrie (Altersmedizin) sowie ein Brustzentrum ihre Arbeit aufgenommen.

Dafür hat die Klinik neue Spezialisten gewonnen: Unter anderem den Brustchirurg Aiman Bachouri, der ab dem neuen Jahr seine Arbeit in Bautzen beginnen wird, und die Mamma-Diagnostikerin Martina Liese.

Scharfenberg betonte, dass man durch die Neuerungen in Bautzen für Brustkrebs eine "geschlossene Behandlungskette" haben werde, wodurch die Patientinnen "keine weiten Wege mehr reisen müssen."

Neues Prostata-Zentrum

Auch in der Urologie stehen Neuerungen an: Mit Aristeidis Zacharis kommt ein neuer Chefarzt und es soll ein Zentrum für die Behandlung von Prostata-Krebs eingerichtet werden. "Er wird neue Verfahren mitbringen, unter anderem die roboterassistierte Chirurgie", sagte Scharfenberg über den neuen Chefarzt.

Auch das herzmedizinische Kompetenzzentrum soll ab März nächsten Jahres erweitert werden und einen neuen Chefarzt bekommen. Ebenfalls sollen ein Darm-Zentrum und ein Kopf-Hals-Zentrum eingerichtet werden.

Der Standort in Bischofswerda soll ebenfalls erweitert werden: "Im vierten Quartal 2025 haben wir vor, am Standort eine Geriatrie zu etablieren und einen Fachbereich Palliativmedizin", erklärte Scharfenberg.

Hintergrund der Neuerungen ist, dass die Oberlausitz-Kliniken in Bautzen als "Schwerpunktversorger" eingestuft wurden. "Das ist eine große Ehre für uns, aber auch eine Verpflichtung", sagte Scharfenberg. Krankenhäuser, die in diese Kategorie fallen, müssen mehr Leistungen und Fachbereiche anbieten als Krankenhäuser der Regelversorgung.

Fachkräfte aus China sollen in Bautzen arbeiten

Als Herausforderung, der sich die Klinik stellen muss, nannte Scharfenberg den Fachkräftemangel. "Wir wissen, dass wir den Fachkräftebedarf, den wir in unserer Region und in unserer Klinik haben, nicht mehr aus den regionalen Arbeitsmärkten decken können", sagte Scharfenberg.

"China ist für uns ein klares Ziel. Wir waren jetzt zweimal dort, haben tolle Strukturen gesehen, hochmotivierte Kollegen, die auch bereit sind, nach Deutschland zu kommen und ihren Dienst hier zu tun", sagte der Klinikleiter. Man habe mit dem Volkskrankenhaus Shanxi eine Kooperation geschlossen. Sowohl Ärzte als auch Pflegekräfte wolle man nach Bautzen holen.

Pflegekräfte aus den Philippinen, Brasilien und Usbekistan

Weitere Länder aus denen man Fachpersonal anwerben wolle, seien die Philippinen, Brasilien und Usbekistan. Brasilianische Pflegekräfte würden zurzeit in Brasilien einen Sprachkurs absolvieren, um sich auf die Arbeit in der Oberlausitz vorzubereiten. Zwei Pflegekräfte aus Usbekistan seien bereits da. Und mit Fachkräften aus den Philippinen habe die Klinik "schon jahrelang gute Erfahrungen gemacht", man wolle die Zusammenarbeit deshalb ausbauen.

Die ausländischen Fachkräfte seien aber nur "eine Säule", um dem drohenden Fachkräftemangel entgegenzuwirken. Die zweite Säule sei, eine eigene Berufsfachschule für Pflege in Bautzen einzurichten, um Mitarbeiter selbst vor Ort ausbilden zu können. "Aber das kostet natürlich alles sehr, sehr viel Geld. Wir sind gerade dabei, Fördermittel zu beantragen", sagte Scharfenberg. Ab Ende 2025 soll die Schule den Betrieb aufnehmen. "In der Endausbaustufe wollen wir 200 Schüler beschulen", sagte Scharfenberg.

Die Oberlausitzklinkien sind eine gemeinnützige GmbH, der Landkreis Bautzen ist der einzige Gesellschafter. Seit letztem Jahr schreibt das Krankenhaus rote Zahlen, sagte Scharfenberg. "Wegen der Unterfinanzierung des Systems" rechne er auch dieses Jahr wieder mit einem Defizit. Von der kürzlich im Bundestag verabschiedeten Krankenhausreform erhoffe man sich, dass Finanzierungslücken künftig geschlossen werden.

MDR (jwi)

Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN - Das Sachsenradio | Regionalnachrichten aus dem Studio Bautzen | 04. November 2024 | 17:30 Uhr

3 Kommentare

Britta.Weber vor 4 Wochen

Peter, auch ich bin verwirrt, dass wir bei über 9 Mio Menschen im Bürgergeld, Qualifizierungsmaßnahmen, Arbeitslosigkeit, bei über 5 Mio Zuwanderung seit 2015 und bei 2,9 Mio Studenten an 108 Universitäten medizinisches Personal aus dem Ausland holen müssen. Besser kann man personelle Misswirtschaft kaum beschreiben.

Peter vor 4 Wochen

Ich bin verwirrt.
In Bautzen und Bischowswerda wird das medizinische Angebot ausgebaut. Und das mit Hilfe von neuem Personal aus dem Ausland.
Im AfD-regierten Sonneberg wird demgegenüber eine Klinik geschlossen und Personal entlassen.
Unterschiedliche Regierungen - unterschiedliche Strategien.
Der geneigte Leser mag sich fragen: Welche dient den dem Volk und welche nicht?

Blumenfreund vor 4 Wochen

Natürlich Fachkräfte aus China.
Wir selber schaffen ja gar nichts mehr !

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