11.06.2020 | 10:30 Uhr Streik bei Bautz'ner Senf wegen ungleicher Löhne
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Beschäftigte von Bautz'ner Senf sind am Donnerstag in einen 24-stündigen Warnstreik getreten. Laut Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten steht die Produktion still. Gefordert wird eine Angleichung der Löhne an westdeutsche Betriebe.

Seit 30 Jahren arbeitet Dana Wünsche bei Bautz'ner Senf und das eigentlich auch gern. Die Arbeit macht ihr Spaß, aber sie gehe nicht mehr gern hin.
Die Wertschätzung ist gleich Null. Das Wissen, dass man weniger verdient. Das Unverständnis, dass man mehr haben möchte. Wo sie denken, das steht uns nicht zu. Es macht keinen Spaß mehr.
Weniger Geld für dieselbe Arbeit
Die Beschäftigte arbeitet 40 Stunden im Monat im Labor und ist für die Qualitätskontrolle des Bautz'ner Senfs zuständig. Würde sie diese Arbeit nicht in Bautzen, sondern 500 Kilometer entfernt in Unterhaching bei München machen, sähe ihre Motivation anders aus. Als Wünsche auf einer Jobseite dort das Gehalt für Labormitarbeiter recherchierte, fiel sie fast vom Stuhl.
Das kann nicht wahr sein, dass dort der Labormitarbeiter 1.000 Euro brutto mehr im Monat hat.
Damit nicht genug. Der Job wäre bei Develey gewesen, dem Mutterkonzern von Bautz'ner. Zur Konzernfamilie gehört auch Löwensenf aus Düsseldorf. Hier hat Zayde Torun vor 19 Jahren ihre Ausbildung gemacht. Heute arbeitet sie für die Nahrungsmittelgewerkschaft NGG und betreut ihren alten Ausbildungsbetrieb. "Die haben eine Fünf-Tage-Woche mit 38 Stunden." Die Beschäftigten fühlten sehr wohl dort, weil die Arbeitsbedingungen und die Löhne sehr gut sind, sagt die Gewerkschafterin.
Bei Löwensenf bekommt der Facharbeiter einen Stundenlohn von 18,44 Euro, im Schwesterbetrieb in Bautzen gibt es nur 12,14 Euro. "35 Prozent Lohnunterschied, obwohl es ein Konzern ist. Nur weil man in Westdeutschland arbeitet. Das kann es nicht sein", findet auch Torun.
Warnstreik bei Bautz'ner Senf
Beschäftigte des Unternehmens Bautz'ner Senf sind deshalb am Donnerstagmorgen in einen 24-stündigen Warnstreik getreten. Anlässlich der Tarifverhandlungen in der sächsischen Nahrungsmittelindustrie fordern die Beschäftigten eine Angleichung ihrer Löhne an die westdeutschen Betriebe. "Es ist lange genug gewesen, dass man sich das gefallen lassen hat", sagt Dana Wünsche. Jetzt müsse man halt darum kämpfen, denn ohne Kampf bekomme man nicht mehr.
Ost-West-Gefälle auch bei Frosta, Knorr und Sonnländer
Auch die sächsischen Mitarbeiter von Frosta, Knorr und Sonnländer verlangen mehr Lohn. Unterstützung erhalten sie von der Nahrungsmittelgewerkschaft. Sie hat den Arbeitgebern bereits konkrete Angebote unterbreitet. Bisher aber vergebens, wie Olaf Klenke von NGG Ost schildert: "Wir wollen die Lohnlücke schließen. Und wenn es nicht in einem Jahr möglich ist, dann sind wir auch bereit, über eine Art Stufenplan zu verhandeln."
Keiner der Beschäftigten soll wegen niedriger Löhne in Altersarmut geraten.
Allerdings gebe es von Arbeitgeberseite keine Redebereitschaft. Dort wolle man laut Klenke, dass es mit dem Billiglohnland Ost so weitergeht wie bisher. So erwäge die Devely-Konzernführung gerade eine Lohnerhöhung von drei Prozent in diesem und zwei Prozent im nächsten Jahr für den Betrieb in Bautzen. Beim Werk in Unterhaching ist dagegen von einer Lohnerhöhung von 5,2 Prozent die Rede. "Die Ost-West-Lohnschere würde damit sogar weiter auseinandergehen", sagt Klenke. Hier müsse sich dringend was ändern.
Auf eine MDR-Anfrage an den Bautz'ner Mutterkonzern Develey hieß es nur, man wolle sich zu laufenden Tarifverhandlungen nicht äußern. Bei Bautz'ner Senf arbeiten 55 Beschäftigte.
Quelle: MDR/aß/ma
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MDR SACHSEN - Das Sachsenradio | 09.06.2020 | 16:30 Uhr im Regionalreport aus dem Studio Bautzen