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Wissen & EntdeckenStadtbummel durch Bautzen: Keine Angst vor hohen Türmen!

18. Juli 2022, 18:00 Uhr

Ein Städtetrip nach Bautzen lohnt sich auf jeden Fall. Ob architektonisch, kulinarisch und auch sonst. MDR SACHSEN-Reporterin Katrin Claußner ist in Bautzen auf Entdeckungstour gegangen.

Ein Stadtbummel mitten im Sommer? Warum eigentlich nicht! Wenn leckere Eiscafés am Wegesrand liegen, wenn man ab und an die Füße in kühles Wasser halten kann und wenn die Stadt nicht allzu groß ist… Also auf nach Bautzen!

Ich bin mit dem Zug nach Bautzen gefahren, das geht z.B. von Dresden aus ganz prima. Tagsüber fährt er alle halbe Stunde, und nach gut einer Stunde ist man schon da und vermeidet die überfüllte Autobahn. Der Bahnhof liegt ganz nah dem Stadtzentrum. Wer nicht auf das Auto verzichten möchte, der findet auch ganz gut einen Parkplatz unten an der Spree vor der Stadtmauer oder in einem der Parkhäuser der Innenstadt. Das Centrum-Parkhaus hat übrigens auch eine Ladestation für E-Autos.

Erster Halt: Friedensbrücke mit Postkartenblick

Erster Halt ist unbedingt auf der Friedensbrücke, von der man den berühmten Postkartenblick auf die Stadt und seine wunderschönen Türme hat. 16 Türme, manche sagen auch 17, wenn man wirklich jedes Türmchen und jede Bastion mitzählt, hat die 1.000 Jahre alte Stadt zu bieten. Sie dienten einst dem Schutz der reichen Handelsstadt, die stolze 1.300 Baudenkmäler vorweisen kann.

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An etlichen komme ich schon auf dem Weg zum Markt am Rathaus vorbei. Am Lauenturm zum Beispiel, dem ältesten aller Türme. Prächtige Bürgerhäuser rund ums Rathaus – das macht schon etwas her! Schaut ihr nach ganz oben am Rathaus, neben die Uhr, entdeckt ihr einen kleinen Knubbel – ein Türkenturban! Achtung – Funfact: Er erinnert daran, dass 1613 die Türken NICHT bis nach Bautzen kamen… Wichtiger Hinweis: Auf der Rückseite des Rathauses ist eine öffentliche Toilette! Und es gibt natürlich einen Rathausturm. Direkt daneben ist die Tourist-Information, in der man z.B. kostenlos einen praktischen kleinen Stadtplan bekommt.

Reichenturm und Reichenstraße mit Prachtbauten

Ich biege vom Rathaus aus in die Reichenstraße ein, die so heißt, weil hier eben schon immer die Reichen wohnten. Ob das heute noch so ist? Die Häuser werden jedenfalls immer prächtiger und schmuckvoller.

Unten sind hübsche Geschäfte und Cafés, die zum Bummeln einladen. Ganz am Ende der Straße ist schon wieder ein Turm zu sehen. Der Reichenturm, auch der schiefe Turm von Bautzen genannt, neigt sich sichtbar zur Seite, ganze 144 Zentimeter an seiner Spitze.

Für den kleinen und großen Hunger ist gut gesorgt

Jetzt habe ich erstmal Hunger. Ein Stück entfernt vom Reichenturm in einer Seitenstraße gibt es das erste vegetarische Restaurant Bautzens – Den "Grünschnabel". Das ist etwas für den kleinen Geldbeutel und für Eilige, denn hier geht es ganz fix mit dem Essen, und das teuerste Gericht kostet um die 6,50 Euro. Ich koste die Erdbeer-Minz-Kaltschale mit Vanilleeis - unschlagbar!

Überhaupt – Essen gehen in Bautzen – dafür braucht man viel mehr Zeit als einen Tag. Es gibt jede Menge schöne Restaurants, von schick und gediegen (Alte Apotheke) über sehr speziell (sorbisches Restaurant Wjelbik, Senfstube) bis zu mittelalterlich (Mönchshof, Alter Bierhof). Überhaupt: Bautzen und der Senf! Klar kennt wohl jeder den typischen Bautz'ner mittelscharf in dem Döschen mit dem blauen Deckel, aber im Senfladen gibt es tausendundeine Sorte, und bevor man die alle probiert hat, ist die Zunge komplett abgestorben. Mein Favorit übrigens: Johannisbeersenf!

Hauptstadt der Sorben

Bautzen ist quasi die Hauptstadt der Sorben, eines kleinen slawischen Volkes mit eigener Kultur und Sprache, dem heute noch etwa 60.000 Menschen angehören. Berühmt sind die Sorben natürlich wegen ihrer wunderschönen Trachten und ihrer Kunst, Ostereier zu verzieren.

Im Museum auf der Ortenburg gibt es all das zu sehen, aber auch vieles andere zum Leben der Sorben früher und heute, zu ihrem Leben im Braunkohlenabbaugebiet und während der DDR-Zeit. Wer nicht nur gucken, sondern auch machen will: Das sorbische Museum bietet immer spannende Mitmach-Aktionen an. Einfach mal auf der Internetseite stöbern und anmelden!

Historischer Turm an der Spree

Wieder an der frischen Luft, steige ich viele Treppen und steile Gässchen hinunter ans Ufer der Spree. Von hier unten sieht die Stadtsilhouette besonders beeindruckend aus.

Ich stehe hier übrigens direkt unter einem weiteren, dem vielleicht markantesten Turm Bautzens: der Alten Wasserkunst. Fast 500 Jahre ist sie alt und diente bis in die 60er-Jahre des 20. Jahrhunderts der Wasserversorgung der Stadt. Die alte Technik ist bis heute im Turm zu bewundern. Natürlich kann man auch hier hinauf und den schönen Rundblick genießen.

Vorbei an alten Bastionen, Stadtmauern und durch verwinkelte Gässchen gehe ich zum Nikolaikirchhof – Stichwort Lost Places! Inmitten einer alten Kirchenruine wurde ein Friedhof angelegt – heute noch in Betrieb, aber zwischen den alten Mauerresten herrlich verwunschen.

Spezielle Tipps: Gedenkstätte Stasiknast und Hochseilgarten am Stausee

Bleibt man übrigens länger als einen Tag in Bautzen, sollte man die Gedenkstätte Stasiknast besuchen. Hier bekommt man schon beim Gang durchs Eingangstor Gänsehaut. Nahezu unverändert blieb das alte Haftgebäude, in dem bis zur Wende Tausende vor allem politische Gefangene einsaßen – unter teils menschenunwürdigen Bedingungen.

Auch sehr empfehlenswert: Der Bautzener Stausee mit seinem Hochseilgarten. Das ist nicht nur für Kinder eine echte Herausforderung. Der Geo-Trail-Klettergarten hat verschieden schwierige Parcours auf unterschiedlichen Höhen, und anschließend kann man im danebenliegenden Strandbad noch ins Wasser abtauchen.

Und zum Schluss noch ein absoluter Geheimtipp: Geht mal in den Innenhof des Moments Boutique Hotels in der Goschwitzstraße 27. Dort steht die Berliner Mauer… naja, zumindest ein Stück Nachbau davon. Eine East Side Gallery mit speziellem Bautzener Flair, gestaltet von jungen Graffity-Künstlern aus Dresden.

Fazit

Für einen Tagesausflug ist Bautzen unbedingt eine Empfehlung. Kinder ab etwa 10 Jahren kommen hier auch auf ihre Kosten. Manche Restaurants haben über Mittag aus Personalmangel noch nicht wieder geöffnet – am besten vorher im Internet informieren und für abends reservieren.

Adresse und Anreise

  • Adresse: 02625 Bautzen
  • Anreise mit Bahn: Strecke Dresden-Görlitz mit dem Trilex
  • Anreise mit Pkw: Über die Autobahn A4
  • Parkmöglichkeiten in Bautzen: zum Beispiel Kroneparkplatz, Schützenplatz, Parkhaus am Kornmarkt und Parkhaus Centrum

Geeignet für

  • Familien
  • Gruppen
  • Alleinreisende

Barrierefreiheit

  • Bedingt geeignet. Viel Kopfsteinpflaster. Die Stadt Bautzen hat zum Thema Barrierefreiheit eine eigne Rubrik auf ihrer Website.

Verpflegung

  • Der "Grünschnabel" mit leckerem vegetarischen Essen, preiswert und schnell.
  • "Alter Bierhof" und "Mönchshof" mit mittelalterlichem Flair und teils riesigen Essensportionen und Wein aus urigen Keramikbechern.
  • "Evis Deko und Café" direkt am Reichenturm (dem schiefen Turm) mit Kaffee aus goldenen Tassen und superleckeren Törtchen, bei denen man sich gar nicht entscheiden kann, welches man essen möchte, während man in liebevoll arrangierten Dekoartikeln stöbern kann.
  • Besonderer Tipp: Die Wein- und Espressobar "Goliath" in der Großen Brüdergasse 6. Kleine, aber extrem feine Speisekarte mit "Weinschmeckerle", Flammkuchen und selbstgebackenen Tortenkreationen.

Wenn man schon mal da ist ...

  • Saurierpark Kleinwelka besuchen, zehn Minuten Autofahrt von Bautzen entfernt, größter Saurierpark Deutschlands
  • Theater auf der Ortenburg (Bautzener Theatersommer)

MDR (kcl)

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Dieses Thema im Programm:MDR SACHSEN - Das Sachsenradio | Der Tag | 18. Juli 2022 | 12:19 Uhr