Digitalisierung Sparkasse ersetzt Servicemitarbeiter durch Videoterminals

26. Juli 2022, 19:29 Uhr

Daueraufträge, Überweisungen und Umbuchungen - ein Service, den die Kreissparkasse Bautzen in der Vergangenheit auch in vielen kleineren Filialen am Bankschalter anbot. Jetzt sitzen an vielen Orten die Sericemitarbeiter nicht mehr vor Ort, sondern lassen sich aus der Filiale heraus per Videoschalte kontaktieren. Was in der Oberlausitz erst für Verärgerung sorgte, wird jetzt als Chance gesehen.

Immer mehr Menschen erledigen ihre Bankgeschäfte online oder per App auf dem Smartphone. Dass Banken oder Sparkassen deshalb aus Gründen der Wirtschaftlichkeit Filialen in kleinen Gemeinden schließen, sorgt dort meist für Ärger. Besonders älteren Bürgern fehlt dann der Service vor Ort.

Um Serviceleistungen trotz Kostendruck weiter vor Ort anbieten zu können, hat die Kreissparkasse Bautzen in zehn von 21 Filialen Videoterminals aufbauen lassen – so auch in Neschwitz. Über das Terminal können sich die Kundinnen und Kunden mit Sparkassen-Mitarbeiterinnen in einer Zentrale verbinden lassen. Wo einst eine Servicemitarbeiterin am Schalter wartete, erscheint sie jetzt auf einem großen Bildschirm.

Eine Servicemitarbeiterin betreut drei Filialen digital

"Fast alles, was am Bankschalter möglich ist, kann auch über den Videoservice erledigt werden", sagt Vanessa Fabig, Projektleiterin für den Videoservice bei der Kreissparkasse Bautzen. Um beispielsweise einen Dauerauftrag einrichten oder eine Überweisung vornehmen zu können, legen die Kunden Ausweis und Kundenkarte auf einen Bildschirm vor sich. Eine Kamera scannt die Dokumente und leitet sie an die Servicezentrale weiter. Nur Beratungen seien über das Videoterminal nicht möglich, sagt Vanessa Fabig. Jedoch könne per Videoschalte ein persönlicher Termin mit einem Berater in der Filiale vereinbart werden.

Fast alles, was am Bankschalter möglich ist, kann auch über den Videoservice erledigt werden.

Vanessa Fabig Projektleiterin Videoservice bei der Kreissparkasse Bautzen

In Neschwitz ist dieser Videoservice seit drei Monaten nutzbar. Die Leute in dem Ort mit rund 800 Einwohnern hätten sich zunächst über den Videoservice aufgeregt, erzählt Bürgermeister Gerd Schuster. Sie hätten einen Brief an die Kreissparkasse geschrieben, was das soll. Inzwischen aber wird der Service gut angenommen. Allein im Monat Juni seien nach Angaben der Kreissparkasse über die Videoterminals in allen Filialen insgesamt mehr als 800 Servicegespräche geführt worden.

Bedienung ist unkompliziert

Auch Margrit Kluge hat sich mit der Technik erst vertraut machen müssen. Sie ist seit 50 Jahren Kundin bei der Sparkasse. "Es ist überhaupt nicht schwer zu bedienen. Man braucht kein technisches Verständnis", lautet ihr Fazit. Großer Vorteil für die Sparkasse: "Ein Mitarbeiter kann sich um die Kunden in mehreren Filialen kümmern", sagt Vanessa Fabig. Drei Servicemitarbeiterinnen betreuen den Videoservice in zehn Sparkassenfilialen. So ist dort für Kunden auch länger ein Sparkassenmitarbeiter ansprechbar. Die Servicezeiten seien mit der Videotechnik von 9 Stunden pro Woche auf nun 45 Stunden erweitert worden, erklärt Fabig.

Es ist überhaupt nicht schwer zu bedienen. Man braucht kein technisches Verständnis.

Margrit Kluge seit 50 Jahren Sparkassenkundin

Neschwitz’ Bürgermeister Gerd Schuster schätze zwar auch mehr den persönlichen Kontakt - Vis à Vis, sagt er. So sei er froh, dass in der Neschwitzer Sparkassenfiliale noch regelmäßig eine Kundenberaterin vor Ort ist. Schuster sagt, er könne aber auch nachvollziehen, dass die Sparkasse unter den aktuellen wirtschaftlichen Bedingungen beim Personal sparen muss. Den Videoservice hält er für "eine sehr gute Alternative". "Vor allem bewahren wir uns so ein Stück Infrastruktur im Dorf, die für uns ganz besonders wichtig ist", sagt der Bürgermeister.

MDR (lg/mk)

Dieses Thema im Programm: MDR FERNSEHEN | MDR SACHSENSPIEGEL | 26. Juli 2022 | 19:00 Uhr

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