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FrühlingserwachenMoorfrosch-Balz in der Oberlausitz: Wenn die blauen Frösche rufen

28. März 2025, 06:00 Uhr

Das Biosphärenreservat Oberlausitzer Heide- und Teichlandschaft ist das einzige Schutzgebiet dieser Art in Sachsen. Auf gut 30.000 Hektar Fläche gibt es einen großen Artenreichtum. Mehr als 5.000 Pflanzen- und Tierarten sind im Reservat nachgewiesen, darunter etwa 1.200 Arten, die auf der Roten Liste stehen. Eine der geschützten Arten ist der Moorfrosch, der auch "Lurch des Jahres 2025" ist. Im Frühjahr bietet der Frosch für ein paar Tage ein besonderes Schauspiel.

Der Moorfrosch, der auch in der Oberlausitzer Teichlandschaft zu Hause ist, ist eigentlich ein Braunfrosch. Doch für einige Tage im Jahr macht er es dem Chamäleon gleich. Zur Fortpflanzung färben sich die Männchen innerhalb weniger Stunden grau, violett oder blau. Die Männchen bilden dann Rufgemeinschaften, um die Weibchen zu locken.

Ranger: "Zehn Jahre keine blauen Frösche gesehen"

Einer der Ranger im Schutzgebiet, Mario Trampenau, hat nach Hinweisen von Besuchern die Stelle mit den blauen Moorfröschen gefunden: "Wir haben ja bloß wenige Tage Zeit, etwa fünf bis sieben Tage im Jahr, wo die Männchen sich blau färben während der Paarungszeit. Und das war jetzt das perfekte Wetter. Jetzt warten die Männer im Wasser auf vorbeikommende Weibchen". Zehn Jahre hat der Ranger keine blauen Frösche mehr zu Gesicht bekommen. Die Tiere seien sehr scheu und würden auf Tritte, Rascheln oder Bewegungen mit Abtauchen reagieren: "Wahrscheinlich sind sie, weil sie so am Wegesrand sind, Leute schon gewöhnt gewesen."

Die Ranger in der Oberlausitzer Teichlandschaft Mario Trampenau (li) und Maik Rogel haben im Frühjahr erstmals seit langer Zeit wieder blauch Frösche beobachtet. Bildrechte: MDR/Kerstin Kunath

Dass die Hormone bei den Tieren im Frühling zeitweise verrückt spielen, können Besucher der Teichlandschaft derzeit auch bei anderen Tieren hören, erklärt der stellvertretende Leiter der Reservatsverwaltung, Jan Prignitz, MDR SACHSEN: "Der Seeadler ruft hier auch im Teichgebiet immer wieder mal. Die Rohrdommel wird demnächst zu hören sein. Die Kraniche stehen mittlerweile paarweise auf den Flächen, die Balz ist durch. Wir erwarten die Seeschwalben demnächst hier, an der Flussseeschwalben-Insel am Brösaer Teich. Und die Kiebitze sind auch schon in der Landschaft."

Der Seeadler ruft hier auch im Teichgebiet immer wieder mal. Die Rohrdommel wird demnächst zu hören sein.

Jan Prignitz | stellvertretender Leiter der Reservatsverwaltung

Bildergalerie Naturschätze im Biosphärenreservat

Manchmal verirren sich auch Exoten in das Biosphärenreservat: Naturfotografin Sonja Haase hat im Mai eine Goldaugen-Springspinne entdeckt, die eigentlich im Mittelmeerraum lebt. Nördlich der Alpen ist sie selten. Bildrechte: Sonja Haase
Der Vierfleck gehört zu den größeren Arten unter die Libellen. Bildrechte: Dirk Weis / Biosphärenreservatsverwaltung
Die Pechlibelle zählt zu den kleineren Vertretern ihrer Art. Bildrechte: Dirk Weis / Biosphärenreservatsverwaltung
Der Neuntöter oder Rotrückenwürger, hier das Männchen, gehört zu den regelmäßigen Brutvögeln und ist europaweit streng geschützt. Bildrechte: Dirk Weis / Biosphärenreservatsverwaltung
Höckerschwäne sind das ganze Jahr in größerer Zahl anzutreffen. Bildrechte: Dirk Weis / Biosphärenreservatsverwaltung
Das Unesco Biosphärenreservat Oberlausitzer Heide- und Teichlandschaft umfasst rund 30.000 Hektar und liegt nördlich von Bautzen. Bildrechte: Steffen Krausche / Biosphärenreservatsverwaltung
Das Biosphärenreservat ist in drei Zonen eingeteilt: Die Kernzone, wo der Menschen außen vor bleibt, die Pflegezone und die Entwicklungszone. Bildrechte: MDR/Viola Simank
Im Biosphärenreservat gibt es auch Naturerlebnispfade, wie hier an der Teichgruppe Guttau nahe des Informationszentrums "Haus der Tausend Teiche". Bildrechte: Dirk Weis / Biosphärenreservatsverwaltung
Die Göbelner Heide wird vom Seeadlerradweg gequert. Im August blüht die Besenheide großflächig lila. Bildrechte: Dirk Weis / Biosphärenreservatsverwaltung
Neben mehr als hundert Wildbienenarten hat sich hier die Gottesanbeterin angesiedelt. Bildrechte: Mario Trampenau / Biosphärenreservatsverwaltung
Die Nasswiesen sind reich an Blütenpflanzen wie der Kuckuckslichtnelke und dem Breitblättrigem Knabenkraut, einer Orchidee. Weniger als ein Prozent der Wiesen sind in dieser ursprünglichen Pracht zu erleben. Bildrechte: Dirk Weis / Biosphärenreservatsverwaltung
Das Moorveilchen gehört zu den seltensten Pflanzen Deutschlands. Das letzte Vorkommen in Deutschland befindet sich im Biosphärenreservat und wird intensiv geschützt. Bildrechte: Dirk Weis / Biosphärenreservatsverwaltung
Schwarzstörche sind besonders im April/Mai und im August zu beobachten. Der junge Schwarzstorch stammt von der Auswilderung eines Pfleglings aus dem Naturschutztierpark Görlitz. Bildrechte: Dirk Weis / Biosphärenreservatsverwaltung
Tafelenten gehören zu den selteneren brütenden Entenarten. Bildrechte: Dirk Weis / Biosphärenreservatsverwaltung

Heide- und Teichlandschaft auch unter Schutz der Unesco

Das Biosphärenreservat Heide- und Teichlandschaft wurde 1996 als Unesco-Biosphärenreservat in Deutschland anerkannt. Das Gebiet umfasst rund 30.000 Hektar in den Landkreisen Bautzen und Görlitz. In den Teichlandschaften, Heiden und Wälder sind etwa 5.000 Tier- und Pflanzenarten nachgewiesen, darunter neben Seeadler, auch Kraniche und Fischotter.

Für Besucher gibt es das "Haus der tausend Teiche" als Informationszentrum und Ranger stehen das ganze Jahr über für Führungen zur Verfügung. "Die ganzen Vögel , die wir beobachten können, das ist wunderschön einfach. Deswegen sind wir wieder her gefahren," sagt eine Besucherin der Heidelandschaft. "Es ist einfach immer eine schöne Auszeit vom Alltag , und man entdeckt immer wieder Neues," so eine andere Frau. Und ein Besucher erwartungsvoll: "Die Krötenwanderung soll jetzt beginnen. Schauen wir mal, ob wir Frösche entdecken können."

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MDR (kbe, kku)