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Wegen der Afrikanischen Schweinepest werden in Sachsen Wildschweine stärker kontrolliert und bejagt. (Symbolfoto) Bildrechte: Colourbox.de

JagdDrohnen bei Wildschweinjagd im Einsatz - Kampf gegen Afrikanische Schweinepest

24. August 2022, 15:57 Uhr

Um die Afrikanische Schweinepest zu bekämpfen, werden Wildschweine in den Kreisen Görlitz und Bautzen verstärkt bejagt. Dazu nutzt der Landesjagdverband Sachsen seit einigen Wochen auch Drohnen. MDR SACHSEN hat zwei Jäger beim Einsatz ihrer Fluggeräte begleitet.

Die Jäger Gunter Franke und Michael Bresan stehen auf einem Acker in der Nähe von Crostwitz im Landkreis Bautzen. Sie starren auf den kleinen Bildschirm der Fernsteuerung, die Franke in der Hand hält. Aus der Ferne brummt es leise. Wer genau hinschaut, sieht, dass in etwa 200 Metern Entfernung eine Drohne über das angrenzende Maisfeld fliegt.

Die Jäger wollen herausfinden, ob sich zwischen den Pflanzen Wildschweine verstecken. Wenn ja, will Bresan am Abend einige befreundete Jäger zusammentrommeln, um die Tiere zu jagen, wenn sie in der Dämmerung aus dem Maisfeld laufen. Auch jetzt hat Bresan sein Gewehr dabei. "Falls sich Sauen gestört fühlen und aus dem Mais rauswechseln, habe ich die Chance, sie zu bejagen", erklärt er.

Gunter Franke ist heute der Drohnenpilot und ohne Waffe unterwegs. Er ist Vorsitzender des Kamenzer Jagdverbandes und arbeitet beim Projekt "Gemeinsam gegen ASP" mit, das der Landesjagdverband gegründet hat, um die Afrikanische Schweinepest (ASP) zu bekämpfen. Ziel ist es, in den Landkreisen Görlitz und Bautzen, in denen bislang mit Abstand die meisten Schweinepest-Fälle in Sachsen nachgewiesen worden sind, Wildschweine verstärkt zu jagen.

Mehr Technik und Aufklärungsflüge, um Schweinepest einzudämmen

Das sächsische Sozialministerium stellt dem Jagdverband dafür bis zum nächsten Frühjahr 1,5 Millionen Euro zur Verfügung. Von diesem Geld wurden drei Mitarbeiter eingestellt, Ernte- und Drückjagden organisiert und Ausrüstung eingekauft, um die ansässigen Jäger zu unterstützen. Dazu gehören auch zwei Geländefahrzeuge, zwei Drohnen, 100 Hochsitze und 50 Fallen. Hat ein Jäger Interesse an einem Aufklärungsflug in seinem Revier, kommt Gunter Franke hin und lässt seine Drohne steigen. 

Doch die Drohnenflüge dienen nicht nur dazu, Orte für die Jagd ausfindig zu machen. Sie sollen auch Fallwild aufspüren, also Wildschweine, die ohne Gewalteinwirkung verendet sind. Wird so Tier entdeckt, ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dass es an Schweinegrippe gestorben ist. Dann muss der Kadaver schnell beseitigt werden.

 Manchmal hilft auch das bloße Auge

Franke blickt konzentriert auf seinen Bildschirm, während er mit der Drohne Quadratmeter um Quadratmeter des Feldes scannt. Das Gerät ist mit einer Wärmebild- und einer herkömmlichen Kamera ausgestattet. Damit dürfte ihm kein größeres Lebewesen entgehen: Durch die Körperwärme heben sich die Tiere auf dem Bildschirm von ihrer Umgebung ab und fallen sofort auf, erklärt der Jäger. Nach wenigen Minuten können die beiden Jäger relativ sicher ausschließen, dass sich Schweine im Maisfeld aufhalten.

An diesem Tag werden die beiden noch sieben weitere Maisfelder in Bresans Revier überprüfen. In keinem finden sie Wildschweine. Aber in manchen Feldern findet Franke mit der Drohne Stellen, an denen sich sehr wahrscheinlich vor kurzer Zeit Schwarzwild aufgehalten hat: Umgeknickte Pflanzen deuten darauf hin. 

Die größte Spur an diesem Tage findet Michael Bresan ganz ohne Hilfsmittel: Mit bloßem Auge erkennt er nicht weit vom Feldrand eine verwüstete Stelle mit eindeutigen Fressschäden von Wildschweinen. Auch Spuren im Schlamm zeigen, wo die Tiere das Feld betreten haben. Bresan ist trotzdem zufrieden mit der Drohnenaktion. "Alle Maisfelder in seinem Revier abzulaufen, um zu sehen, wo Wild eingewechselt ist, wäre ein riesiger Aufwand gewesen", sagt er. Durch die Drohnenüberflüge habe er innerhalb eines halben Tages einen guten Überblick bekommen.

Angebot für Jäger muss sich rumsprechen

Gunter Franke wünscht sich, dass mehr Jäger das Angebot der Drohnenflüge annehmen. Die Möglichkeit sei wohl noch zu wenig bekannt. Der Jagdverband bietet die Drohnenflüge seit Juli an. Bislang hatte Franke erst vier Einsätze. Schwarzwild hat er dabei noch nicht entdeckt.

Dass das aber gut möglich ist, zeigen Aufnahmen, die das Sozialministerium online gestellt hat: Darauf sind Luftaufnahmen von Wildschweinen und anderen Wildtieren in der Königsbrücker Heide zu sehen. Die Aufnahmen hat eine Firma erstellt, die vom Ministerium 2021 beauftragt worden war, mit Drohnen Wildschweinkadaver zu finden. Quasi als Nebenprodukt entstanden die Bilder lebender Tiere.

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MDR (kk)

Dieses Thema im Programm:MDR SACHSEN | SACHSENSPIEGEL | 26. August 2022 | 19:00 Uhr

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