Neue BioabfallverordnungLandkreis Görlitz: Strengere Regeln für Biomüll halten Müllabfuhr auf Trab
Zu viel Plastik in der braunen Tonne, das ist für viele Kommunen und Abfallentsorger schon lange ein Problem. Deshalb hat die Bundesregierung schärfere Regeln zur Entsorgung von biologischen Abfällen verabschiedet, die bald in Kraft treten sollen. Konsequenz: Künftig könnten mehr braune Tonnen ungeleert stehen bleiben.
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Matthias Radisch springt vom Trittbrett am Mülllaster, greift nach der braunen Mülltonne am Straßenrand und öffnet den Deckel. Auf einer Schicht Bioabfälle liegen mehrere Tüten. "Das sind kompostierbare. Es wird empfohlen, die nicht zu nehmen, weil die eben länger brauchen, um sich zu zersetzen." Radisch hängt die Tonne an die Kippvorrichtung am Laster. Die schwenkt die Biotonne nach oben und leert den Inhalt in den Bauch des Entsorgungsfahrzeugs.
Kontrollen der braunen Tonne stichprobenartig
Bis zu 400 Tonnen Biomüll leert Radisch am Tag im Landkreis Görlitz. Eine Biotonne musste er auf seiner Tour in Ebersbach heute schon stehen lassen. Oben auf lagen Plaste und Glas. "Wir machen einen Aufkleber drauf und geben das dann in der Dispo mit ab. Und dann: Entweder er muss alles neu trennen oder er muss es sich auf eigene Kosten als Restmüll entsorgen lassen und das ist teurer." Kontrolliert wird nur stichprobenartig.
Wir können ja nur sehen, wenn wir den Deckel aufmachen, wie es oben aussieht. Wie es jetzt mittendrin ist? Ist nicht unsere Aufgabe. Dürfen wir nicht.
Matthias Radisch | Müllfahrer im Landkreis Görlitz
Dass in den Biotonnen aber viel mehr Fremdstoffe drinstecken als auf den ersten Blick sichtbar ist, zeigt sich beim Blick in den Mülllaster. Dort rührt eine Trommel den Müll um. Zwischen den braun gefärbten Bioabfällen - jede Menge buntes Plaste. Auch wenn der Abfall vor der Verwertung gesiebt wird, viel Unrat bleibt in kleinen Teilen drin.
Nur noch ein Prozent Plastik im Biomüll erlaubt
"Der Humus, der fertige Kompost auf den Feldern, ist ja auch dazu da unsere Nahrungsmittel zu produzieren. Und wenn da eben Schadstoffe mit dabei sind, die dann auch in die Pflanzen mit übergehen, heißt das, dass wir unseren eigenen Nahrungskreislauf negativ beeinflussen," sagt Franziska Kärger vom Abfallamt des Landkreises. Auch deshalb darf der Bioabfall künftig nur noch höchstens ein Prozent Fremdstoffe enthalten. Kunststoffe, Textilien oder Glas sind tabu. So sieht es die neue Bioabfallverordnung des Bundes vor.
In der Stadt ist Mülltrennung schwieriger
Auf rund 69.000 Grundstücken im Landkreis Görlitz steht eine Biotonne. Probleme machen im Gegensatz zu den Land- vor allem die Stadtbewohner, beobachtet Müllfahrer Matthias Radisch. "Da ist's mit Trennung nicht weit her. Da versucht man eben das, was Restmüll ist, was Geld kostet, in der Biotonne mitzugeben." Deshalb lässt das Abfallamt die Biotonnen jetzt intensiver kontrollieren, um die Leute zu einer gewissenhafteren Abfalltrennung zu bewegen, erklärt Franziska Kärger.
"Am allerbesten finde ich es persönlich, wenn man sich ein kleines Eimerchen oder eine Schüssel für den Bioabfall anschafft und damit die Abfälle einfach regelmäßig in die Biotonne bringt - weniger dafür irgendwelche Tüten zu nutzen. Man kauft ja im Grunde dann auch nur eine Tüte, um sie sofort wieder wegzuwerfen." Die Fachfrau für Abfallentsorgung hält das für eine Verschwendung von Ressourcen.
Das Abfallamt des Landkreises will nun die Bürger mit einer Kampagne "Stopp, kein Plastik und andere Fremdstoffe in der Biotonne" über die neue Bioabfallverordnung informieren, die in Kürze in Kraft treten soll.
MDR (mk/kb)
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