Dudelsackfestival Große Dudelei in Schleife

17. Juni 2022, 12:06 Uhr

Beim Dudelsack denkt man an Schottland, raue Felsen und Männer in Karoröcken. Doch die Sackpfeife, dieses seltsame Instrument, bei dem zum Spielen Luft mit dem Arm durch einen Sack gepumpt wird, wurde vielerorts geblasen. Auch bei den Sorben. Hier heißt der große Dudelsack "Kozoł", zu Deutsch "Ziegenbock" und das nicht ohne Grund.

Nicht nur der Klang des sorbischen Dudelsacks ist eigen, sondern auch das Aussehen. Martha Sarodnik spielt am liebsten die große Variante, den Kozoł. Der wird mit einem Blasebalg und einem Ledersack mit weißem Ziegenfell zum Tönen gebracht. Markant ist außerdem der holzgeschnitzte, verzierte Kopf der Spielpfeife, auf dem zwei weiße Hörner thronen.

Ursprünglich habe jedes Volk, jede Region seinen eigenen Dudelsack gehabt, sagt die 23-Jährige, die in Zeißig bei Hoyerswerda lebt. Sie spiele das Instrument, das die Sorben hier typischerweise gebaut haben. "Dieser Dudelsack ist dem sehr ähnlich, der auch in Tschechien und Polen gespielt wird", sagt sie. Seine Besonderheit ist das Ziegenfell rund um den großen Luftsack und seine Tonstimmung in F-Dur. Zusammen mit der dreisaitigen Geige, der Klarinette und dem Kontrabass gehört der Kosoł zur traditionellen sorbischen Kapelle, erklärt die junge Frau.

Ursprünglich typisches Männerinstrument

Mit sieben Jahren hatte sich Martha Sarodnik bereits in das Instrument verguckt. Ihre Mutter ging mit ihr zu Karl Tillich, der mittlerweile verstorbene der Experte für den sorbischen Dudelsackbau und sein Spiel. "Nee, die ist noch zu mickrig", habe Tillich mit Blick auf das kleine Mädchen gesagt, erinnert sich die Oberlausitzerin und muss schmunzeln.

Um den Dudelsack zu spielen, braucht man schon einiges an Kraft. Es ist ursprünglich ein typisches Männerinstrument gewesen.

Martha Sarodnik Sorbisches Folkloreensemble Schleife

"Um den Dudelsack zu spielen, braucht man schon einiges an Kraft. Es ist ursprünglich ein typisches Männerinstrument gewesen, aber heutzutage können es auch Frauen spielen", sagt Martha Sarodnik. Mit zwölf Jahren war es dann soweit und der Unterricht begann. "Als ich angefangen habe zu spielen, musste ich wirklich früh morgens Liegestütze machen, um die Kraft in den Armen zu entwickeln", erzählt sie. Nicht die Seite, wo der Blasebalg gepumpt werde, sei anstrengend, sondern die andere Seite, wo der Sack ist. Weil man da nämlich die Luftstöße vom Blasebalg in einen konstanten Luftstrom umwandeln müsse.

Treffen der Dudelsackspieler schon in der DDR

Freitag beginnt in Schleife das 9. Internationale Dudelsackfestival. Dann wird am Wochenende auch Martha Sarodnik dem Sorbischen Folkloreensemble Schleife auftreten. Sie freue sich einfach nur darauf, wieder auf der Bühne zu stehen, ein größeres Programm auf die Beine zu stellen, Musiker aus anderen Ländern kennen zu lernen. "Das wird bestimmt richtig cool", sagt die 23-Jährige.

Das Dudelsackfestival hat bereits Tradition, sagt Stephanie Bierholdt, Leiterin des Folkloreensembles Schleife und eine der Organisatoren. "Das Festival gibt es in dieser Form seit 2010. Davor gab es sogenannte Treffen der Dudelsackspieler, also schon zu DDR-Zeiten." Auch diesmal werden Musikgruppen aus mehreren Ländern auftreten, unter anderem aus Österreich, Estland, Spanien, Polen und Tschechien. Einen echten Schotten wird man vielleicht nicht antreffen, aber auf jeden Fall schottische Dudelsäcke -  die bringt der Spielverein "Dresden Pipes and Drums" aus Sachsens Landeshauptstadt mit.

750-Jahr-Feier mit Festumzug und offenen Höfen

Gleichzeitig feiert Schleife vom 17. bis 19. Juni ein großes Dorffest mit offenen Höfen, Feuerwerk und Festumzug, denn der sorbische Ort wird in diesem Jahr 750 Jahre alt. Das ist für Gäste die Gelegenheit, mit den Sorben auf Tuchfühlung zu gehen, sagt Bierholdt. "Man kann an diesem Wochenende verschiedene Trachten sehen, Kindertrachten, Hochzeitstrachten werden präsentiert, natürlich auch die Ausgehtracht."

Der Eintritt zur 750-Jahr-Feier von Schleife und dem 9. Internationalen Dudelsackfestival ist frei. Für anreisende Gäste sind drei Parkplätze ausgewiesen. Einer bietet eine kostenpflichtigen Shuttleservice, mit dem man sich zum sorbischen Kulturzentrum fahren lassen kann.

MDR (ma)

Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN - Das Sachsenradio | Regionalreport | 17. Juni 2022 | 14:30 Uhr

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