Nachrichten & Themen
Mediathek & TV
Audio & Radio
SachsenSachsen-AnhaltThüringenDeutschlandWeltLeben
Zukunftsmusik: Die Visualisierung zeigt das geplante Deutsche Forschungszentrum für Astrophysik, an dem künftig in Görlitz Grundlagenforschung betrieben werden soll. Doch zunächst sollen Räume für den Aufbau des Zentrums angemietet werden. Bildrechte: Staab Architekten

GroßforschungszentrumWie die Weltraumforschung in der Lausitz Einzug hält

02. April 2023, 14:18 Uhr

In der kommenden Woche startet die dreijährige Projektphase für den Aufbau des Deutschen Zentrums für Astrophysik (DZA) in Görlitz. Die Projektleitung übernimmt Prof. Günther Hasinger von der Europäischen Raumfahrtagentur ESA in Madrid. Für das neue Team setzt er zunächst auf qualifizierte Fachkräfte von außerhalb sowie auf einen neuen Studiengang an der TU Dresden.

Anfang April startet in Görlitz die dreijährige Projektphase für den Aufbau des Deutschen Zentrums für Astrophysik (DZA). Das Großforschungszentrum wird aus dem Strukturwandelfond für Braunkohlegebiete mit einer Summe von 1,4 Milliarden Euro finanziert. Aufbauen wird die neue Forschungseinrichtung in der Lausitz Prof. Günther Hasinger, der bis Ende März noch als Wissenschaftsdirektor der Europäischen Raumfahrtagentur ESA in Madrid tätig war. "Es ist wohl das größte Forschungsprojekt, das je vergeben wurde in Deutschland", sagt der 67-jährige Weltraumforscher MDR SACHSEN.

Es ist wohl das größte Forschungsprojekt, das je in Deutschland vergeben wurde.

Prof. Günther Hasinger | Astrophysikprofessor und verantwortlich für den Aufbau des Deutschen Zentrums für Astrophysik

Ein fertiges Gebäude, geschweige denn das Personal für das geplante Zentrum, gibt es noch nicht. In den ersten Jahren werden für das Forschungszentrum zunächst Hallen für Versuche und Büroräume angemietet. Gebaut werden soll laut Hasinger erst später.

In den Jahren wird Hasinger in Görlitz damit beschäftigt sein, ein 60-köpfiges Team für den Aufbau des Forschungszentrums zusammenzustellen. Dafür will er in den kommenden Monaten nach und nach zehn bis 20 qualifizierte Menschen einstellen. Die meisten davon werde er von außerhalb nach Görlitz holen. Für die ersten Jahre will der Astrophysiker nämlich für Administration, Personalentwicklung, Rechtsabteilung und Finanzangelegenheiten auf erfahrene Kolleginnen und Kollegen zurückgreifen, die er bereits von früherer Zusammenarbeit kennt, so Hasinger.

Etliche davon seien bereits pensioniert und kämen für die Projektphase zurück ins Arbeitsleben. "In den ersten drei Jahren sind wir ja noch nicht formal gegründet und können noch nicht wirklich voll loslegen, sondern müssen erstmal die Baupläne für das Konstrukt des Forschungszentrums entwickeln." Wenn alles nach Plan verläuft, werde das Zentrum für Astrophysik am 1. Januar 2026 gegründet. Hasinger zufolge sollen im Anschluss an die Aufbauprojektphase 1.000 neue Arbeitsplätze in Görlitz entstehen.

Neuer Studiengang Astrophysik an der TU Dresden geplant

Formal ist Hasinger zufolge der Aufbau des Großforschungszentrums an der TU Dresden angesiedelt. Dort sollen dafür in den nächsten drei Jahren fünf neue Professuren eingerichtet werden, unter anderem in der Informatik und in der Elektrotechnik.

Die neuen Professuren sollen den neuen Studiengang "Astrophysik" schaffen. Auch Professor Hasinger wird eigenen Angaben zufolge eine Professur übernehmen. Der Aufbau des neuen Großforschungszentrums sei eine Generationenaufgabe. Es gehe zum einen darum, selbst das eigene Personal der Zukunft auszubilden und zum anderen, attraktiv für Fachkräfte aus dem Ausland zu werden.

Darum geht's bei der Lausitzer Weltraumforschung

Im DZA Görlitz sollen künftig in Görlitz Datenströme von astronomischen Observatorien aus der ganzen Welt zusammenlaufen und neue Halbleiter-Sensoren und Silizium-Optiken für Observatorien entwickelt werden. "Die drei Säulen der Grundlagenforschung in Görlitz sind Forschung, Digitalisierung und Technologieentwicklung", erklärt Hasinger. Bei der Forschung am neuen DAZ gehe es beispielsweise um astrophysikalische Forschung - unter anderem mit dem Schwerpunkt Radioastronomie. "Dafür arbeiten wir mit einem gigantischen Radioteleskop, das in Südafrika und Australien entwickelt wird, bei dem tausende einzelner Radioschüsseln zusammengeschaltet werden." Die jährlich erzeugte Datenmenge dieses Teleskopes entspreche der des gesamten Internets, veranschaulicht der Weltraumforscher. Der zweite Forschungsschwerpunkt im DAZ sei die Gravitationswellenastronomie. Um Forschungsvorhaben wie diese durchführen zu können, solle in Görlitz künftig auch die entsprechende Technologie entwickelt werden.

Mehr zum Thema

MDR (kav/S. Bischof)

Dieses Thema im Programm:MDR SACHSEN | MDR SACHSENSPIEGEL | 01. April 2023 | 19:00 Uhr