
Phantasievolles Festival Gibt es noch eine Chance für das Folklorum?
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03. September 2023, 20:36 Uhr
Seit dreißig Jahren kommen jedes Jahr im Freizeitpark "Die geheime Welt von Turisede" bei Neißeaue Tausende Menschen zusammen, um ausgelassen zu feiern. Shows, Musik, Spiele und Stände laden die Gäste dazu ein, den Alltag hinter sich zu lassen. Doch im Juni gab der Veranstalter bekannt, dass das diesjährige Folklorum das letzte gewesen sein soll. Viele Fans haben trotzdem Hoffnung, dass es weitergeht. Zurecht? Ein Gespräch mit dem Initiator Jürgen Bergmann soll Klarheit bringen.
- Viele Gäste wollen noch nicht an das Ende des Folklorum glauben.
- Gründer Jürgen Bergmann erklärt, warum 2023 das letzte Folklorum gewesen sein soll.
- Doch Bergmann macht auch Hoffnung: Möglicherweise gibt es in zwei Jahren ein neues Format.
"Schluss mit 'Schluss damit'" steht auf einem Transparent, das jemand an den Zaun des Freizeitparks "Die Geheime Welt von Turisede" gehängt hat. Bei den Fans des Folklorum hat die Nachricht, dass die diesjährige Ausgabe des Festivals die letzte sein soll, für Bestürzung gesorgt.
Der 51-jährige Tom Dannis aus Weimar zum Beispiel war seit 1999 fast jedes Jahr dabei. Auch diesmal ist er begeistert: "Die Atmosphäre, die Mischung der Musik und diese Stimmung, das hat man gestern Abend wieder gesehen - das war total cool." Dann sagt er mit einem Seufzer: "Schade, wenn es tatsächlich so ist, dass es das in der Form nicht mehr geben wird".
Große Enttäuschung bei Festival-Gästen
Andere Gäste spiegeln eine Mischung aus Traurigkeit und Hoffnung wider. So richtig abfinden will sich hier noch kaum jemand damit, dass es vorbei sein soll. Die 27-jährige Lotte aus Rostock kam schon als Kind mit ihren Eltern auf das Folklorum und bis heute trifft sie hier jedes Jahr ihre Familie.
Sie sitzt am Morgen des letzten Festivaltages mit Freunden am Lagerfeuer und spielt auf ihrer Gitarre. "Meine ganze Familie ist sehr, sehr schwer enttäuscht, dass das jetzt das letzte Folklorum gewesen sein soll", sagt sie. "Wir glauben das auch immer noch nicht so wirklich. Es ist schwer zu glauben. Andererseits denke ich mir: Leben ist halt Veränderung. Es kommt immer wieder etwas Neues."
Und möglicherweise kommt auch etwas Neues an die Leerstelle, die das Folklorum hinterlassen wird. Oder wird es sogar eine Neuauflage des Festivals geben? Wenn einer dazu etwas sagen kann, dann wohl Jürgen Bergmann, der Initiator. Mit seinen weißen Haaren, weißem Vollbart und ebenso weißem Hemd, sieht er selbst fast aus wie eines der fantastischen Wesen aus seinem Freizeitpark. Ein Festival-Gast kommt zu ihm und bedankt sich bei ihm persönlich für die Freude, die ihm das Folklorum in den letzten Jahren bereitet hat.
Eine Reise in die Kindheit
Bergmann erklärt die Begeisterung der Festival-Gäste so: "Es sind tatsächlich zweieinhalb Tage und Nächte anders sein. Die Menschen haben hier die Chance, in eine andere Welt einzutauchen. Sie können wieder eine Rückreise in ihre eigene Kindheit antreten." Und tatsächlich scheinen die phantasievollen Bauten, die Labyrinthe, Spiele und Shows Erwachsene mindestens genauso zu begeistern wie Kinder. Und damit soll nun offenbar Schluss sein.
Großes Minus durch Corona-Jahre
"Nach 30 Jahren haben wir gesagt: 'Wir beenden das jetzt - hauptsächlich aus finanziellen, wirtschaftlichen Gründen'", erklärt Bergman. Vor allem die Corona-Jahre hätten ihm und dem Team zu schaffen gemacht. Es seien zu wenig Gäste gekommen. "Wir haben ein großes Minus aufgebaut und wir haben jetzt mit dem 30. Folklorum auch die Chance, dieses Minus abzuarbeiten."
Tickets gingen 2023 weg "wie verrückt"
Als es im Frühjahr noch wenig verkaufte Tickets gab, hätten das Team und er dann entschieden, dass es dieses Jahr das letzte Folklorum sein wird. "Und ab dem Moment, als es hieß, es ist das letzte, haben die Leute gebucht wie verrückt", erzählt Bergmann. Die 16.000 Tickets wurden dieses Jahr laut Veranstalter alle im Voraus verkauft. "Damit ist es auch ein würdiges Beenden einer Ära", sagt Bergmann.
Möglicherweise in zwei Jahren neues Format
Aber ist es wirklich das endgültige Ende des Folklorums? Oder gibt es noch eine Chance auf ein Wiederaufleben? Die Begeisterung scheint zumindest unter den Besuchern ungebrochen. "Es ist tatsächlich zu Ende", bestätigt Bergmann. "Wir haben die Entscheidung getroffen und damit ziehen wir das auch durch. Aber vielleicht gibt es übernächstes Jahr ein neues Format." Der Plan sei, mindestens ein Jahr auszusetzen und Ideen zu sammeln, sagt Bergmann. Mehr könne er noch nicht sagen.
Auf einer der Festival-Bühnen tritt an diesem Sonntagvormittag ein Mann auf, der seine Gedichte zum Besten gibt. Er sagt: "Wenn man euch etwas Wichtiges raubt, die Lampe noch aus der Fassung euch schraubt, dann bleibt heiter, es geht weiter, wenn ihr die Hoffnung behaltet und fest daran glaubt."
Und tatsächlich sagt Bergmann am Ende doch noch etwas, das Hoffnung gibt: "Wir machen eine spielerische Verbindung zwischen Kunst, Natur und Kultur und das wird auch so weitergehen."
Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN - Das Sachsenradio | Regionalreport aus dem Studio Bautzen | 01. September 2023 | 16:30 Uhr