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25-jähriges JubiläumGörlitzer Fotomuseum zeigt Ausstellung über Stimmung in Trumps USA

28. April 2025, 15:20 Uhr

Mit der Sonderausstellung "The End is Near, Here" feiert das Museum der Fotografie in Görlitz sein 25-jähriges Bestehen. Zum Jubiläum werden Bilder des Deutsch-Amerikaners Michael Dressel gezeigt. Seine Porträts sowie Straßen- und Landschaftsaufnahmen aus den USA zeigen eine Gesellschaft am Abgrund und voller Widersprüche. Dressel stellt regelmäßig auf der ganzen Welt aus. Mit der Schau in Görlitz will der Künstler die ehrenamtliche Arbeit des Fotomuseums unterstützen.

Das Titelbild der neu eröffneten Görlitzer Fotoausstellung "The End is Near, Here" wirkt düster und bedrückend. Es ist schwarz-weiß und zeigt eine weiße Winterlandschaft, irgendwo in den USA. Eine schnurgerade Straße führt in die Prärie, am Rand steht ein einsamer alter Traktor. Das Bild hat der deutsch-amerikanische Fotograf Michael Dressel wegen der Stimmung ausgewählt: Sie entspreche dem, was er gerade fühle, was gerade vorgehe in der Welt und insbesondere in Amerika. Und darum gehe es auch in seiner Görlitzer Ausstellung.

Bereits das Titelbild der Fotoausstellung "The End is Near, Here" wirkt bedrückend. Bildrechte: Michael Dressel

Fotograf sieht USA "kurz vor dem Knall"

Es geht gerade alles aus dem Leim, sagt Michael Dressel, der seit 40 Jahren in Los Angeles lebt, und der viele Jahre als Geräusch-Editor in den Paramount Studios gearbeitet hat. Seine Fotografien, Landschaften und Straßenszenen aus den USA zeigen eine Gesellschaft am Abgrund. Religiöse Fanatiker, Kinder in einem Waffenladen, Obdachlose vor Shopping-Centern, Menschen, deren starre Gesichter wie Masken wirken.

In den USA dürfe man jeden fotografieren, der auf der Straße sei, sagt Fotograf Michael Dressel. In Deutschland sei das so nicht möglich. Bildrechte: Michael Dressel

Dressel sagt, er sieht die USA "fünf Minuten vor dem Knall": "Meine europäischen Freunde sagen, das ist doch alles gar nicht so schlimm und es ist doch Hoffnung und vielleicht passiert es gar nicht – und ich sage: Nein, es wird passieren."

Dressel machte erst in Hollywood Karriere

Die Fotokamera wurde Dressel praktisch in die Wiege gelegt. Sein Vater war Fotograf und hat ihm alles beigebracht. "Ich war sein Laborsklave", sagt der heute 68-Jährige, der eigentlich Maler werden wollte, dann aber sein Glück beim Film fand.

Doch seit dem Ende seiner Hollywood-Karriere sei er finanziell unabhängig und dadurch künstlerisch frei – und so widmet er sich wieder ganz der Fotografie: "Jahrelang dachte ich, ich will nicht machen, was mein Vater macht. So ist die Welt: Am Ende macht man das, was der Vater auch gemacht hat."

Diese Fotografie von Michael Dressel zeigt Menschen in einem Waffengeschäft in den USA. Bildrechte: Michael Dressel

Straßenfotografie aus Los Angeles, New York und Las Vegas

Was auf den Straßen passiere, zeige, was im Land passiere, sagt Michael Dressel, und so läuft er in Städten herum, in Los Angeles, New York oder Las Vegas, die Kamera immer dabei. Wenn man Geduld habe und genau hinschaue, entdecke man immer etwas Interessantes: "Das ist eine Form von Meditation, man muss allein dabei sein und die Welt auf sich wirken lassen."

Fotograf Michael Dressel blickt aktuell wenig optimistisch in die Zukunft und sieht in den USA "einen Knall" bevorstehen. Bildrechte: Michael Dressel

Lange Zeit sei er unterwegs gewesen und habe interessante Szenen beobachtet, sei aber nicht schnell genug gewesen, erzählt Dressel MDR KULTUR: "Aber so mit der Zeit kriegt man den Bogen spitz und merkt – oh, hier passiert gleich was. Und dann stellt man sich darauf ein."

Das ist eine Form von Meditation, man muss allein dabei sein und die Welt auf sich wirken lassen.

Michael Dressel, Fotograf

Der deutsch-amerikanische Fotograf Michael Dressel wurde 1958 in Ost-Berlin geboren. Bildrechte: Gerhard Kassner

In Amerika sei es einfacher, Straßenfotografie zu machen, einfacher als in Deutschland mit seiner "Blockwart-Mentalität". Wer sich in den USA im öffentlichen Raum aufhalte, dürfe fotografiert werden, sagt Dressel. Das Schwierige sei, den richtigen Moment zu erwischen. Wie bei einem Foto mit einer Joggerin auf dem Hollywood-Boulevard: Ein bedrohlich wirkender Mann mit Hockeymaske schaut ihr hinterher. Im Hintergrund ist ein Laden zu sehen, mit der Inschrift "Escape", deutsch: "Flucht".

Die Sonderausstellung "The End is Near, Here" ist noch bis zum 15. Juni 2025 in Görlitz zu sehen. Bildrechte: Michael Dressel

Dressel will Engagement des Fotomuseums Görlitz unterstützen

Das Interesse an den USA sei derzeit sehr groß, besonders in Europa, sagt Michael Dressel, und so hat er regelmäßig Ausstellungen überall in der Welt. Dass seine ausdrucksstarken und berührenden Bilder jetzt in Görlitz gezeigt werden, sei eine große Ehre. Die Leute im Fotografie-Museum seien richtige Foto-Liebhaber und nicht profit-orientiert, und so etwas müsse man einfach unterstützen.

Dressel stellt in Görlitz aus, weil er die Foto-Liebe der Ehrenamtler sehr schätzt und das profitfreie Engagement des Fotomuseums unterstützen möchte. Bildrechte: Michael Dressel

Informationen zur Ausstellung:

Sonderausstellung
"The End is Near, Here"

26. April bis 15. Juni 2025

Adresse:
Museum der Fotografie Görlitz e.V.
Löbauer Str. 7, 02826 Görlitz

Öffnungszeiten:
Freitag und Samstag, 12 bis 16 Uhr
oder nach Vereinbarung

Eintritt:
5 Euro, Kinder (7 bis 14 Jahre) 2 Euro

redaktionelle Bearbeitung: sg, lig

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Dieses Thema im Programm:MDR KULTUR - Das Radio | 28. April 2025 | 08:40 Uhr