Drehstart In Görliwood wird erstmals Mystery-Serie gedreht
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In der Oberlausitz haben die Dreharbeiten für die Mystery-Serie "Oderbruch" begonnen. Ein Kommissar und eine Ex-Polizistin sollen einen ungeheuerlichen Fund aufklären. Ein Leichenberg erregt die Gemüter. In Görlitz wird damit zum ersten Mal ein Streifen in diesem Genre gedreht. Und es ist nicht der einzige Film, der in diesem Jahr in Görliwood und seiner Umgebung entstehen soll.

In Görlitz und Umgebung heißt es ab sofort wieder: "Bitte Ruhe, Kamera läuft!" Die deutsch-polnische Grenzstadt muss bei dieser achtteiligen Serie nicht Paris, London, Florenz oder New York verkörpern, sondern die Neiße wird zur Oder und die Umgebung zum Oderbruch.
Die ARD Degeto, an der auch der MDR beteiligt ist, dreht zusammen mit den CBS Studios und der Produktionsfirma Syrreal Entertainment eine surreale und düstere Krimi-Serie. "Das hier eine Mystery-Serie entsteht, ist eine Premiere für Görlitz", sagt die Filmbeauftragte der Europastadt Görlitz Zgorzelec Kerstin Gosewisch. "Die Produktion wird uns in den nächsten Wochen und Monaten begleiten."
Das ist jetzt wieder eine größere Geschichte. Da ist eine Produktionsfirma dabei, die bereits im letzten Jahr schon in Görlitz gearbeitet hat und zwar mit Henry Hübchen und David Hasselhoff. Also den Filmleuten ist Görlitz nicht ganz fremd.
Auch wenn die Görlitzer bereits Filmfahrzeuge gesichtet haben, gedreht wird derzeit meist noch in der Umgebung von Görlitz, beispielsweise im Wald unweit vom Löbauer Berg. Dort sollen die Hauptdarsteller Karoline Schuch und Felix Kramer schon von Anwohnern gesehen worden sein. Die beiden verkörpern einen Kriminalkommissar und eine Ex-Polizistin, die bei ihren Recherchen von ihrer Vergangenheit eingeholt werden. "Oderbruch" entsteht aber nicht nur in der Oberlausitz, sondern auch in der Nähe von Breslau. Etwa 500 Komparsen sind in das Filmprojekt eingebunden.
Indirekte Auszeichnung für Görliwood
In den vergangenen Jahren wurde trotz Corona in Görlitz eine Streaming-Serie unter dem Arbeitstitel "Torstraße" gedreht. Die 26 Millionen Euro teure Produktion erzählt in zwölf Teilen die Geschichte eines Berliner Kaufhauses und ihrer jüdischen Besitzer. Monatelang waren die Filmemacher an der Neiße zu Gast. Mehr als 1.500 Komparsen wirkten mit. Ganze Straßenzüge verwandelten sich in das Berlin von 1920.
Im französischen Cannes wurde die Serie auf der weltgrößten Fernsehmesse "MIP TV" unter dem Titel "Haus der Träume" als bestes Drama ausgezeichnet. Die Auszeichnung in Cannes gilt in der Branche als guter Indikator für den weltweiten Erfolg von Neuerscheinungen. "Für Görlitz als Filmstadt ein gutes Omen", meint Kerstin Gosewisch.
Die Serie generiert internationale Aufmerksamkeit für den Drehort Görlitz, das kann man tatsächlich so sagen. Von daher bin ich wirklich gespannt und hoffe, dass die 'Torstraße' viele weitere Produktionen nach Görlitz zieht.
Obwohl das "House of Promises", so der englische Titel der Serie, noch nicht fertiggestellt ist, ist die internationale Nachfrage beeindruckend groß, sagte unlängst der Geschäftsführer der Vertriebsgesellschaft Beta Film, Moritz von Kruedener, auf der Messe in Cannes. Unklar ist derzeit noch, ob das "Haus der Träume" auch im freien Fernsehen gezeigt wird.
Weitere Produktionen angekündigt
Die Geschichte von Görliwood, wie die Görlitzer gerne ihre Filmstadt bezeichnen, wird auch in diesem Jahr weiter geschrieben. Fest steht, dass der MDR zwei weitere Krimis der erfolgreichen ARD-Serie "Wolfsland" drehen wird. Wieder tauchen die Schauspieler Yvonne Catterfeld und Götz Schubert als ungleiches Duo an der Neiße in menschliche Abgründe.
Ebenfalls im Gespräch ist der Film "Einstein" von Felix von Böhm. Drehstart sollte im Frühjahr sein, jetzt ist der Sommer anvisiert.
Doch bis dahin werden die Filmemacher von "Oderbruch" in Görlitz und der Umgebung unterwegs sein. Was hin und wieder zu Behinderungen für die Einwohner führen kann. "Wo größere Einschränkungen sind, auch mal knirscht zwischen den Görlitzern und den Gästen. Aber wir versuchen da immer irgendwie zu vermitteln", sagt die Filmbeauftragte Kerstin Gosewisch
Die Einen wollen hier arbeiten und sollen zufrieden sein. Die anderen wollen hier leben und wollen ebenfalls zufrieden sein. Diesen Ausgleich müssen wir irgendwie hinbekommen! Bislang ist es immer gelungen, eine Lösung zu finden.
Bislang hat noch keiner aufgerechnet, was die Filmemacher der Stadt, außer dem Image, auch für einen finanziellen Gewinn bringen. Wahrscheinlich hätten einige Hotels die letzten zwei Jahre während der Corona-Pandemie nicht überstanden, wenn sich nicht die Filmteams eingemietet hätte. So belegte eine Produktionsfirma im größten Hotel von Görlitz gleich zwei Etagen. Auch jetzt profitiert die Übernachtungsbranche wieder von den Filmemachern. In der Zeit, wo nur wenige Touristen nach Görlitz kommen, belegen sie knapp 100 Hotelzimmer.
MDR (uwa)
Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN - Das Sachsenradio | RegionalReport Studio Bautzen | 05. April 2022 | 16:30 Uhr