Granitabbaumuseum Königshain
Nur eine Projektion: Per Augmented Reallity kommt die Kompressoranlage ins Außengelände des Granitabbaumuseums. Bildrechte: Edbyto/Matthias Knappe

Internationaler Museumstag Granitabbaumuseum Königshain bringt seine Maschinen ins Wohnzimmer

16. Mai 2021, 07:00 Uhr

Vitrinen und Schaubilder waren gestern. Heute müssen Museen sich etwas einfallen lassen, um auch junge Leute zu sich zu locken. Das Granitabbaumuseum Königshainer Berge versucht es mit einer App, die Dank Augmented Reallity seine Maschinen in jedes Wohnzimmer holen kann.

Lange Jahre standen die Steinsäge oder die Kompressoranlage im Granitabbaumuseum Königshainer Berge bei Görlitz nur stumm da. Matthias Knappe hat sie zum Leben erweckt, wenn auch nur virtuell per Smartphone. Der App-Entwickler hat einige der Maschinen digitalisiert, damit man sie in den Raum projizieren kann. Dafür hält Knappe sein Smartphone Richtung Boden und drückt auf ein entsprechendes Symbol. Schon erscheint auf dem Display die Kompressoranlage, die aussieht, als ob sie im Raum steht, obwohl sie das gar nicht tut. Augmented Reallity (AR) nennt man diese Technik, was soviel bedeutet wie "erweiterte Realität".

Man kann jetzt Dinge machen, die man mit der echten Maschine nicht machen kann. Ich tippe zum Beispiel das Gehäuse an und kann jetzt die geöffnete Maschine beobachten, wie der Pleuel die Zylinderstange bewegt und wie die Maschine arbeitet.

Matthias Knappe App-Entwickler

Granitabbaumuseum Königshain
Per Antippen wird das Innenleben der Maschine sichtbar. Bildrechte: Edbyto/Matthias Knappe

Sonderentwicklung für Museum

Das funktioniere überall, nicht nur im Museum, sagt Matthias Knappe. Wer möchte, könne sich auf diese Weise die Maschinen auch virtuell in seine Wohnung holen. Knappe hat diese Maschinen-App eigens für das Museum entwickelt. Sie ist Teil der Rundumerneuerung der Einrichtung, die zum Schlesisch-Oberlausitzer Museumsverbund gehört. Die in die Jahre gekommene Dauerausstellung soll damit ins 21. Jahrhundert geführt werden, sagt Museumsleiterin Anja Köhler.

So soll die Augmented Reallity-App den Besuchern die Maschinen spannender als bisher nahe bringen, denn anders als bei den historischen Maschinen kann man bei ihnen alles ausprobieren. Außerdem gebe es Erklärungen zur Funktionsweise in vier Sprachen und jede Menge Informationen, so Anja Köhler. Geplant seien auch Aufgaben, die Schülerinnen und Schüler im Rahmen ihres Unterrichts lösen können.

Alle, die Physikunterricht immer furchtbar langweilig gefunden haben, kommen bitte zu uns. Da ist er nicht mehr langweilig, sondern macht Spaß.

Anja Köhler Museumsleiterin

Granitabbau in den Königshainer Bergen Mehr als 130 Jahre wurde in den Königshainer Bergen bei Görlitz Granit abgebrochen. Zwischen 1844 und 1975 gab es zahlreiche Steinbrüche, die inzwischen zu kleinen Seen geworden sind. Der Königshainer Granit war begehrter Baustoff und wurde unter anderem beim Bau des Görlitzer Neißeviadukts oder des Neuen Leuchtturms am Kap Arkona auf der Insel Rügen verwendet.

Das Museum erzählt von den harten Arbeits- und Lebensbedingungen der Steinarbeiter.

Per VR-Brille in aktive Steinbrüche reisen

Neben der App wird es auch VR-Brillen geben, mit denen man in eine Virtuelle Realität eintauchen kann. Dafür haben Anja Köhler und ihre Kolleginnen drei noch arbeitende Steinbrüche in der Oberlausitz und Polen besucht. "Wir wollen einfach zeigen, wie es heute ist, dass es nicht so viel Unterschiede zu der Zeit vor 100 Jahren gibt und die Arbeit immer noch schwer ist." Wer die VR-Brille aufsetzt, der fühlt sich, als ob er mitten im Steinbruch steht und kann den Arbeitern über die Schultern schauen. Virtuell natürlich und ganz ohne den Staub und Dreck des echten Steinbruchs.

Umbau bis kommendes Jahr

Die VR-Brille werden die Besucher aber erst im kommenden Jahr nutzen können, da das Museum bis dahin umgebaut und modernisiert wird. Neben der neuen Technik entstehen unter anderem auch neue Außenanlagen. Das Geld dafür kommt vor allem aus Fördermitteln vom Bund, dem Land Sachsen und der Europäischen Union. Anja Köhler hofft, dass zum Saisonstart im kommenden Frühjahr alles fertig ist. Die AR-App zur Maschinensimulation gibt es aber schon eher. Sie soll voraussichtlich Ende Mai kostenlos über die App-Stores erhältlich sein.

Granitabbaumuseum Königshainer Berge

Granitabbaumuseum Königshain
Die historischen Maschinen können nicht mehr in Betrieb genommen werden, wie hier dieser Luftverdichter. Bildrechte: Schlesisch-Oberlausitzer Museumsverbund
Granitabbaumuseum Königshain
Die historischen Maschinen können nicht mehr in Betrieb genommen werden, wie hier dieser Luftverdichter. Bildrechte: Schlesisch-Oberlausitzer Museumsverbund
Granitabbaumuseum Königshain
Per App kann man sie aber an jede erdenkliche Stelle projizieren, zum Beispiel ins Außengelände des Granitabbaumuseums. Dieses Bild erscheint dann im Display des Smartphones. Bildrechte: Edbyto/Matthias Knappe
Granitabbaumuseum Königshain
Auch das Innenleben des Kompressors wird per Antippen sichtbar. Per Animation kann man sich die Funktionsweise anschauen. Bildrechte: Edbyto/Matthias Knappe
Granitabbaumuseum Königshain
Auch die Steinsäge hat Matthias Knappe digitalisiert. Hier ist die historische ... Bildrechte: Schlesisch-Oberlausitzer Museumsverbund
Granitabbaumuseum Königshain
... hier die virtuelle. Auch sie kann man per Antippen zum Leben erwecken. Bildrechte: Edbyto/Matthias Knappe
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Granitabbaumuseum Königshain
Bildrechte: Schlesisch-Oberlausitzer Museumsverbund

Quelle: MDR/vis

Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN - Das Sachsenradio | Regionalreport aus dem Studio Bautzen | 07. Mai 2021 | 16:30 Uhr

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