NeißeHochwasserschäden: Restaurantbesitzer an Görlitzer Altstadtbrücke enttäuscht
Das Hochwasser hat am Montag in Görlitz Stufe drei erreicht. Die Keller einiger Häuser in der Altstadt liefen voll. Besonders schwer getroffen hat es das Restaurant Vierradenmühle direkt an der Neiße: Der Speisesaal stand unter Wasser. Die Inhaber sind besorgt über die Einnahmenausfälle und von den Behörden enttäuscht. Diese verweisen auch auf die Eigenverantwortung.
Ewelina Cerobska räumt einige Sandsäcke weg, die noch auf der Terrasse herumliegen. Der Versuch, damit den Restaurantsaal vor den Neiße-Fluten zu schützen, ist am Vortag gescheitert. Als der Neißepegel am Montag auf bis zu 5,57 Meter anstieg, wurden der Saal und die untere Terrasse des Restaurants überflutet.
Schlammspuren an der Wand
Ewelina Cerobska zeigt im Eingangsbereich des Speisesaals, bis wohin das Wasser stand. Schlammspuren an der Wand zeugen davon, dass es etwa 1,60 Meter hoch den unteren Raum der Gastwirtschaft überflutet hat.
Mitarbeiter der Stadtwerke waren bereits da und haben das Wasser aus dem Saal gepumpt. Was bleibt, ist Chaos: Der Boden ist mit Schlamm bedeckt, die Wände sind feucht, ein Gemälde liegt verkehrt herum auf dem nassen Boden, daneben ein Halm Schilfgras. Chaos herrscht auch noch auf der unteren Terrasse: Der Boden ist teils mit Sand und Schlamm bedeckt, kaputte Geräte und Sandsäcke liegen herum.
Ewelina Cerobska ist wütend auf die Behörden. Bis auf die Mitarbeiter der Stadtwerke habe bisher niemand gefragt, ob man helfen könne. Die Feuerwehr habe in der Nacht zu Montag nur Sand, zwei Schaufeln und einige Säcke abgeladen und sei weggefahren. Darüber hinaus habe man sie nicht weiter unterstützt oder beraten.
Kreisbrandmeister verweist auf Eigenverantwortung
Kreisbrandmeister Björn Mierisch sagt, die städtische Feuerwehr Görlitz habe sich korrekt verhalten. Er verweist auf die Eigenverantwortung der Bürger und darauf, dass der Landkreis schon am Donnerstag eine Hochwasserwarnung herausgegeben hat. "Jeder Bürger, der weiß, dass er in dem Hochwassergebiet lebt oder dort ein Gewerbe betreibt, muss dann in der Eigenvorsorge etwas tun. Und das nicht erst, wenn das Wasser kommt, sondern im Vorfeld", sagt er.
Die städtische Feuerwehr in Görlitz habe auch alle Anwohner in der Hotherstraße, in der auch das Restaurant liegt, über das nahende Hochwasser informiert. Es sei aber möglich, dass man die Betreiber nicht erreicht habe.
Freiwillige Feuerwehren helfen beim Abpumpen
Er empfiehlt den Gaststätten-Betreibern, "sich mal mit der Stadt hinzusetzen und darüber zu sprechen, was man beim nächsten Mal besser machen kann." Wenn jemand Hilfe braucht, um das Wasser aus seinen Räumlichkeiten abzupumpen, empfiehlt er bei den Freiwilligen Feuerwehren nach Hilfe zu fragen.
Auf Nachfrage von MDR SACHSEN sagte eine Sprecherin der Stadt, man habe bereits versucht, Kontakt aufzunehmen, aber die Inhaber noch nicht erreicht. Man wolle klären, ob und wie man helfen kann.
Inhaberin: "Wir müssen von etwas leben"
Ewelina Cerobska ist besorgt über die Kosten und die Einnahmenausfälle. Das Restaurant werde "einige Tage" geschlossen bleiben. "Wir wollen arbeiten. Wir müssen von etwas leben. Wir haben Familie, wir haben Kinder", sagt Ewelina Cerobska.
Eine Versicherung hätten sie nicht, sagt ihr Mann Grzegorz. "Uns wollte niemand gegen Hochwasser versichern", erklärt er. Das Risiko sei den Versicherungen an dem Standort zu hoch.
Dieses Thema im Programm:MDR SACHSEN - Das Sachsenradio | Regionalreport aus dem Studio Bautzen | 17. September 2024 | 16:30 Uhr