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Katholische KircheBischof Timmerevers: "War bei Missbrauch nicht aufmerksam genug"

23. Juni 2022, 15:59 Uhr

Der katholische Bischof des Bistums Dresden-Meißen, Heinrich Timmerevers, hat eigene Fehler im Umgang mit Missbrauch während seiner Zeit als Weihbischof in Münster in den Jahren 2001 bis 2016 eingeräumt. "Ich bereue meine fehlende Aufmerksamkeit", sagte er am Donnerstag.

Timmerevers: "Habe Handeln unterlassen"

Für die Mitte Juni erschienene Missbrauchsstudie für das Bistum Münster hatte Timmerevers zu Protokoll gegeben, dass ihn Bischof Reinhard Lettmann Mitte der 2000er-Jahre auf die pädophile Neigung eines Priesters in seinem Verantwortungsbereich im oldenburgischen Teil des Bistums hingewiesen, aber keine weiteren Infos oder Handlungsempfehlungen gegeben hatte. Die Studie wirft besagtem Geistlichen zahlreiche Missbrauchstaten vor. "Heute weiß ich, dass es ein Fehler war, die Andeutung von Bischof Lettmann nicht mit Vehemenz aus der zweiten Reihe nachzuverfolgen. Ich hätte ihn bedrängen müssen, hier Klarheit zu schaffen. Ich habe Handeln unterlassen."

Schuldeingeständnis und Bitte um Entschuldigung

Man könne von Schuld sprechen, meinte der Dresden-Meißner Bischof. Und: "Es liegt nicht an mir, mich ob dieser Schuld zu befreien. Ich bitte aber um Entschuldigung. Mein Handeln soll davon zeugen, daraus gelernt zu haben." Timmerevers betonte, dass der beschuldigte Pfarrer in seinem Verantwortungsbereich während seiner Amtszeit nicht übergriffig geworden sei. Er habe "nichts unter den Teppich gekehrt oder vertuscht".

Mir wird im Rückblick deutlich: Ich bin in ein System des Schweigens hineingewachsen. Das Thema Missbrauch wurde tabuisiert, höchstens subtil angedeutet. Auch in den Personalkonferenzen des Bistums ist nur verklausuliert darüber gesprochen worden.

Das hat die Missbrauchsstudie aufgedeckt

  • Von 1945 bis 2020 sollen mindestens 196 Kleriker aus dem Bistum Münster sexuellen Missbrauch an Minderjährigen begangen haben.
  • Mindestens 610 Opfer wurden aufgeführt, wobei das Dunkelfeld "erheblich höher" liegen dürfte. Die Wissenschaftler gehen davon aus, dass es acht bis zehn Mal mehr Missbrauchsopfer gibt.
  • Konkret handelte es sich bei den Tätern um 183 Priester, einen ständigen Diakon und zwölf Brüder einer dem Bischof lange Zeit unterstellten Ordensgemeinschaft.
  • Ein Wissenschaftsteam der Westfälischen Wilhelms-Universität (WWU) Münster hatte im Jahr 2019 mit der Studie begonnen und und die Ergebnisse am 13. Juni 2022 vorgestellt.
  • Erschreckendes Fazit neben dem Hauptvorwurf des "massiven Leitungsversagens" ist: "Die Bischöfe und andere Verantwortliche in der Bistumsleitung wussten über die Taten zum Teil ausführlich Bescheid“, sagte einer hauptverantwortlichen Studienleiter Prof. Dr. Thomas Großbölting.


Quelle: Uni Münster vom 13. Juni 2022

MDR (kk)/KNA

Dieses Thema im Programm:MDR AKTUELL | Nachrichten | 17. Juni 2022 | 11:14 Uhr

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