Zu den Werken, die das Ostritzer Kloster zu verkaufen plante, zählt der rund 800 Jahre alte Marienthaler Psalter. Das Buch beinhaltet die 150 biblischen Psalmen, ist reich koloriert und malerisch ausgeschmückt.
Zu den Werken, die das Ostritzer Kloster zu verkaufen plante, zählt der rund 800 Jahre alte Marienthaler Psalter. Das Buch beinhaltet die 150 biblischen Psalmen, ist reich koloriert und malerisch ausgeschmückt. Bildrechte: www.sachsen.digital.de

Kulturerbe Kloster Marienthal stoppt Verkauf wertvoller Handschriften

24. Juni 2022, 13:51 Uhr

Jahrhundertealte Schriften aus dem Kloster-Archiv sollten ab Freitag auf einem internationalen Kunstmarkt verkauft werden. Historiker und Kunstexperten waren entsetzt. Der öffentliche Druck hatte nun Folgen.

Im Fall zum Verkauf jahrhundertealter Schriften aus dem Kloster Sankt Marienthal in Ostritz kommt offenbar Bewegung: Äbtissin Elisabeth Vaterodt sagte MDR SACHSEN, der 800 Jahre alte Marienthaler Psalter und weitere Handschriften würden nicht auf der weltweit führenden Kunstmesse "The European Fine Art Fair" (TEFAF) in Maastricht präsentiert.

Ein Schweizer Geschäftsmann wollte die Werke ab Freitag einem Publikum aus aller Welt zum Verkauf anbieten. Der Verkauf der Handschriften sollte mehrere Millionen Euro einbringen und damit die offenbar leeren Kassen des Klosters St. Marienthal wieder auffüllen. Archivare, Historiker und Politiker hatten das Vorhaben des Konvents scharf kritisiert. Sie warnten vor einem unersetzbaren Verlust. Die Ostritzer Handschriften seien Werke von europäischem Rang und müssten in Sachsen bleiben, sagten mehrere Experten.

Weiter intensive Verhandlungen zwischen Kloster und Freistaat

Das Kloster St. Marienthal in Ostritz beherbergt eine Sammlung mehrerer mittelalterlicher Andachtsbücher und Handschriften.
Das Kloster St. Marienthal in Ostritz beherbergt eine Sammlung mehrerer mittelalterlicher Andachtsbücher und Handschriften. Bildrechte: IMAGO / NBL Bildarchiv

Nun scheint der öffentliche Druck auf die Äbtissin zu groß geworden zu sein. Derzeit gebe es Verhandlungen mit dem Freistaat Sachsen, wie es mit den Schriften weitergeht, sagt Elisabeth Vaterodt. Auch Sachsens Kulturministerin Barbara Klepsch (CDU) bestätigte dem MDR, dass es Gespräche mit der Klosterleitung gibt. Ziel sei es, das für die sächsische Geschichte so bedeutsame Kulturgut für Sachsen zu bewahren.

Äbtissin hält an Zusammenarbeit mit Schweizer Kunsthändler fest

Sachsen hat für das kulturhistorisch wertvolle Buch aus Ostritz bislang 1,2 Millionen Euro angeboten. Der Schweizer Handschriftenhändler, der den Psalter für das Kloster verkaufen sollte, hat den Wert dieser Schrift und anderer Werke aus der Klosterbibliothek aber auf mehr als 4 Millionen Euro geschätzt. Kunstexperten halten diesen Preis für viel zu hoch. Die Ostritzer Äbtissin sieht aber derzeit keine Veranlassung die vertraglich geregelte Zusammenarbeit mit dem Schweizer Geschäftsmann zu beenden. Das hat sie am Freitag gegenüber MDR SACHSEN noch einmal betont.

MDR (jc/mk)

Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN - Das Sachsenradio | Nachrichten | 24. Juni 2022 | 11:00 Uhr

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