Innenstadtbelebung Zittau holt Glanz alter Zeiten zurück

18. Dezember 2022, 10:57 Uhr

Zittau im Südosten der Oberlausitz hat seit Jahren mit leerstehenden Ladengeschäften in der Innenstadt zu kämpfen. Nun lässt eine Initiative Lokale aus glanzvollen Zeiten der Stadt optisch wieder auferstehen. Dadurch will sie die Stadt attraktiver machen, Einzelhandel und Gastronomie stärken und Geschichtswissen vermitteln.

Einst war Zittau eine reiche Handelsstadt. Die prächtigen Gebäude der Altstadt zeugen davon. Doch heute stehen viele Häuser und Geschäfte leer. Der Glanz alter Tage scheint in manchen Straßenzügen sehr fern. Unter dem Motto "Geschichte im  Schaufenster" will eine Initiative dem nun etwas entgegensetzen. Dafür lässt sie alte Geschäfte und Lokale optisch wieder auferstehen. Das erste derart gestaltete Objekt hat Oberbürgermeister Thomas Zenker am Sonnabend gemeinsam mit den beteiligten Partnern vorgestellt. 

Riesige Fotofolie holt historisches Café Zinn in Erinnerung zurück

Wo sonst mitten in bester Innenstadtlage ein leeres Schaufenster zu sehen wäre, ist nun ein prachtvolles Café aus den 1920er-Jahren zu bewundern - mit kleinen runden Marmortischen, kristallenen Kronleuchtern und kunstvoll gestaltetem Stuck an der Decke. Dabei ist das Café Zinn, das hier zu sehen ist, längst Geschichte. Doch eine riesige Fotofolie mit einem alten Bild des Cafés hinter der Scheibe erweckt es wieder zum Leben - zumindest zweidimensional.

Ziel: Inspiration für neue Geschäfte

"Das Café war damals so richtig hip und modern und seiner Zeit voraus", erklärt Citymanager Stephan Eichner, der sich gemeinsam mit dem Zittauer Verein "Lebendige Stadt", Zittaus Museumsdirektor Dr. Peter Knüvener, dem Unternehmer Thomas Krusekopf und der Stadtverwaltung an dem Projekt beteiligt.

Mit dem Projekt wolle man aufzeigen, welche Vielfalt an Handel und Gastronomie die Stadt einst zu bieten hatte, erklärt Eichner. Das soll nun Menschen dazu inspirieren, selbst einen Gastronomiebetrieb oder ein Geschäft in einem der leerstehenden Objekte zu errichten. 

Außerdem soll das Projekt die Stadt attraktiver machen, auch für Touristen. Wenn weitere Lokale hinzukommen, dann werde das "wie ein Bilderbuch", sagt der Zittauer Unternehmer Thomas Krusekopf. Und es dient auch der Wissensvermittlung: Über QR-Codes, die an der Fotowand angebracht sind, können Betrachter über das Smartphone Informationen zu der Geschichte des jeweiligen Objekts erhalten. Außerdem zeigen die Fotofolien Ausstellungsstücke aus den Zittauer Museen, um für einen Ausstellungsbesuch zu werben.

Geld stammt aus Städtewettbewerb "Ab in die Mitte"

Die Gestaltung weiterer Schaufenster der Stadt ist bereits in Planung. Nächste Woche soll die Pelzwarenhandlung Oswald Hempel, die wie das Café Zinn längst Geschichte ist, per Fotofolie wiederbelebt werden. Danach will die Initiative weitere Objekte suchen. "Wir werden noch im nächsten Jahr zehn bis 15 Geschäfte gestalten können", sagt Krusekopf. Die Macher des Projektes haben für die Umsetzung 5.000 Euro beim Sächsischen Citywettbewerb "Ab in die Mitte" 2022 gewonnen.

Idee stammt aus Bergarbeiterstadt in England

Thomas Krusekopf erzählt, dass die Idee aus einer kleinen Bergarbeiterstadt in England komme. Dort ging es nach der Schließung des Bergbaus mit Handel und Gastronomie in der Stadt steil bergab. Doch ein halbes Jahr nach Beginn des Schaufenster-Projekts seien die ersten Busse mit Touristen gekommen. "Ein weiteres halbes Jahr später verschwanden in den ersten Geschäften die Folien, weil sie einfach wieder belebt waren". 

Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN - Das Sachsenradio | Regionalnachrichten aus dem Studio Bautzen | 19. Dezember 2022 | 07:30 Uhr

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