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Lehrermangel200 Lehrkräfte in der Oberlausitz gesucht

28. Juni 2022, 20:35 Uhr

Klasse wegen Krankheit der Lehrkräfte geschlossen – so hieß es in den vergangenen Wochen an einigen Oberlausitzer Schulen. Die Kinder wurden zum Lernen nach Hause geschickt. Die Ausfälle durch Krankheit verschärfen den Lehrermangel noch. Personal wird dringend gesucht. Doch wo soll es herkommen?

In der Grundschule Beiersdorf bei Oppach und der Melanchthon-Grundschule in Görlitz mussten Schüler aufgrund von Lehrermangel nach Hause geschickt werden. Für mehrere Klassen wurde über einige Tage "häusliche Lernzeit" angeordnet. Wie das Landesamt für Schule und Bildung auf Anfrage von MDR SACHSEN mitteilte, waren krankheitsbedingte Ausfälle dafür verantwortlich. Mittlerweile sind die Schulen wieder im Normalbetrieb.

Lehrermangel trifft auf Krankheitswelle

Nicht nur in der Oberlausitz gibt es immer wieder Meldungen von Klassen, die wegen fehlender Lehrkräfte zu Hause lernen müssen. "So etwas ist kein Einzelfall", bestätigt Landesamtsprecher Roman Schulz. Die ohnehin dünne Personaldecke treffe derzeit auf viele Krankheitsfälle. Allerdings habe sich zumindest an den Oberschulen und Gymnasien die Lage entspannt, da bei den Abschlussklassen die meisten Prüfungen durch seien. Allerdings hat das Landesamt keinen genauen Überblick über ausgefallene Stunden oder Klassen in häuslicher Lernzeit. Bis Ende Mai sei dies wegen der Coronapandemie zwei Jahre lang an den 1.400 Schulen des Freistaates nicht erfasst worden, erklärt Roman Schulz. Erst seit Juni melden die Schulen wieder ihre Ausfallstunden.

70 Prozent der Absolventen wollen in die Großstädte

Sicher ist dagegen, dass in den Landkreisen Bautzen und Görlitz etwa 200 Lehrerinnen und Lehrer fehlen. Dafür läuft derzeit das Bewerbungs- und Einstellungsverfahren. Wieviel Stellen davon besetzt werden können, ist offen. Ein Grund: Laut des Landesamtes für Schule und Bildung bewerben sich 70 Prozent der sächsischen Absolventen als Lehrer für die Ballungsräume Dresden und Leipzig. Nur wenige wollen ins Erzgebirge, die Oberlausitz oder ins Vogtland. Da helfen auch neue Kampagnen für die Lehrergewinnung nicht. Selbst die Gehaltszulage für Nachwuchslehrer, die aufs Land gehen, bringt nicht ausreichend Bewerberinnen und Bewerber für die Regionen abseits der Großstädte.

Idee: Dualer Studiengang zur Lehrerausbildung in der Region

Oberlausitzer Eltern wollen den Lehrernachwuchs deshalb schon während der Ausbildung in die Region holen. Ronald Lindecke vom Kreiselternrat Görlitz schlägt die Etablierung eines dualen Studiengangs für Grund- und Oberschullehrkräfte an der Hochschule Zittau/Görlitz vor. "Wir wollen nicht nur kritisieren, wir wollen etwas anbieten", begründet er den Vorstoß. Die Idee wird auch von der Hochschule, dem Kreiselternrat Bautzen und der Domowina unterstützt, dem Dachverband der Lausitzer Sorben. Denn ein Teilaspekt der Ausbildung soll die Mehrsprachigkeit sein, also tschechisch, polnisch und sorbisch.

Keine Konkurrenz zur Universität

Das wichtigste aber sei, dass die Ausbildung einen regionalen Bezug habe und die angehenden Lehrer ihren Lebensmittelpunkt in der Oberlausitz finden, sagt der Elternrat. Durch den dualen Studiengang könnte Theorie und Praxis besser verzahnt werden. Lindecke betont aber auch, dass man mit der Idee dem klassischen Lehramtsstudium an der Universität keine Konkurrenz machen wolle. Es solle ein zusätzliches Angebot sein.

Wir wollen den regionalen Bezug. Diejenigen, die nicht in die Großstadt zur Ausbildung wollen, sollen ihren Lebensmittelpunkt in der Region finden, in der Zeit wo sie jung sind.

Ronald Lindecke | Kreiselternrat Görlitz

Kultusministerium hat Bedenken

Das Kultusministerium in Dresden ist zwar grundsätzlich offen Vorschläge. Aber es gibt auch zu bedenken, dass ein Lehramtsstudium gemäß der Prüfungsordnung an einer Universität oder gleichgestellten Hochschule eingerichtet sein muss. Das sei bei der Hochschule Zittau/Görlitz nicht der Fall, weshalb solch ein Studienangebot dort auch nicht möglich sei. Grundsätzlich seien aber Kooperationsmodelle mit den Universitäten in Dresden und Leipzig denkbar. Dazu seien auch Gespräche geführt worden, teilte eine Sprecherin mit.

Die Oberlausitzer Kreiselternräte müssen also noch viel Überzeugungsarbeit für ihre Idee leisten. Kommende Woche führt Ronald Lindecke deshalb auch Gespräche mit den Fraktionen im Landtag. Weitere werden folgen.

MDR (vis,uwa)

Dieses Thema im Programm:MDR SACHSEN - Das Sachsenradio | Regionalnachrichten aus dem Studio Bautzen | 28. Juni 2022 | 12:30 Uhr

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