Neue Partner in neuer GmbHNeustart der Sächsischen Filmakademie Görlitz: Neuer Schub für "Görliwood"?
Es ist eine Weile her, dass in Görlitz für Film-Hits wie "Grand Budapest Hotel" oder Quentin Tarantinos "Inglorious Basterds" gedreht wurde. Jetzt hat sich die Sächsische Filmakademie als GmbH neu aufgestellt, um "Görliwood" und der Region als Dreh- und Produktionsort neuen Schub zu geben. Dabei soll die Stadt als Sitz der Akademie nicht nur Filmkulisse sein, sondern auch der von Fachkräftemangel gebeutelten Branche helfen.
- Die Sächsische Filmakademie hat sich als GmbH und mit der Allianz deutscher Filmproduzenten als Partner neu aufgestellt.
- Geschäftsführerin ist die Dresdner Produzentin Grit Wißkirchen, die eine neue Initiative gegen Fachkräftemangel in der Filmbranche ankündigte.
- Zugleich will die Akademie "Görliwood" als Dreh- und Produktionsort neuen Schub geben.
Seit dem 1. August ist die Sächsische Filmakademie eine GmbH. Am Montag haben sich die drei neuen Gesellschafter in Görlitz vorgestellt.
Aufbruchstimmung in Görlitz
Neben der Hochschule Zittau/Görlitz und der Europastadt GörlitzZgorzelec GmbH übernimmt nun auch die Allianz deutscher Filmproduzenten eine tragende Rolle. Das soll die bedarfsgerechte Ausbildung von Fachkräften für die mitteldeutsche Filmwirtschaft sicherstellen und die Marke "Görliwood" stärken. Neue Geschäftsführerin ist die Dresdner Produzentin Grit Wißkirchen.
Aufbruchstimmung prägte am Montag den Auftritt der Sächsischen Filmakademie GmbH und ihrer Partner. Vor allem der Einstieg der Produktionsallianz wurde als Bekenntnis der Branche zur Filmstadt Görlitz gewertet. Sie ist die bundesweit größe Interessensvertretung der Produzentinnen und Produzenten. Mit 60 Prozent Anteil wird sie zum Hauptgesellschafter. Damit rückt die Sächsische Filmakademie näher an die Filmwirtschaft heran.
Aus der Filmkulissenstadt eine Filmindustriestadt machen
Der Görlitzer Oberbürgermeister Oktavian Ursu freute sich, dass es nach einem Jahr ausgiebiger Gespräche gelungen sei, eine bislang einzigartige Zusammenarbeit zwischen privater Filmwirtschaft, öffentlicher Hand und Hochschulstruktur zu vereinbaren und sprach von neuen Chancen, um "aus einer Filmkulissenstadt eine Filmindustriestadt zu machen".
"Der Film und das Fernsehen lieben Görlitz", sagte Björn Böhning, CEO der Produktionsallianz. Es sei das erste Mal, dass sich die Allianz auf diese Weise für eine bestimmte Region stark mache. Diese habe jedoch alle Potenziale, um zu einem weiteren großen Standort in Deutschland zu werden.
Für Görlitz eingesetzt haben sich besonders die beiden größten mitteldeutschen Produktionsfirmen Saxonia Media und Luxfilm, die Positionen im Aufsichtsrat übernehmen. Auch die Unterstützung durch den Freistaat und die Mitteldeutsche Medienförderung spielten eine Rolle.
Neue Initiative gegen Fachkräftemangel in Filmbranche
Gegründet wurde die Sächsische Filmakademie bereits 2022 als Initiative gegen den Fachkräftemangel in der regionalen, aber auch bundesweiten Filmwirtschaft. Vor allem in den technischen Gewerken wie Kamera- und Lichtassistenz fehlen Fachkräfte, die von den Filmhochschulen nicht ausgebildet werden. Die Filmakademie will diese Lücke mit praxisnahen Weiterbildungsangeboten füllen.
Mit der neuen Strukur könne man noch stärker auf die Bedürfnisse der Filmbranche eingehen, erklärte die neue Geschäftsführerin Grit Wißkirchen, die auch überregional keine Unbekannte ist. Die Dresdner Produzentin kommt aus dem Animationsfilm-Bereich und war lange Geschäftsführerin bei Balance Film. Sie beschreibt sich selbst als Netzwerkerin.
Die neue Gesellschafterstruktur bündele viele Kompetenzen, sagte Wißkirchen: "Ich glaube, dass wir in diesem Bund sehr viel mit der Sächsischen Filmakademie erreichen können, nicht nur für Görlitz oder für Sachsen, sondern wirklich für die gesamte Region Mitteldeutschland. Und mein Wunsch und Ziel wäre: auch über die Region hinaus."
Kamera, Licht, Produktion: Kurse für Quereinsteiger geplant
Wenn die Finanzierung steht, könnten die neuen zertifizierten Kurse Kamera-, Licht sowie Produktionsassistenz ab Januar beginnen. Das Angebot richtet sich besonders an Studierende und Berufstätige, die sich umorientieren wollen. Es sei daher wichtig, auch berufsbegleitende Formate zu entwickeln.
Die Frage, ob es gelingt, die neuen Fachkräfte auch an die Region zu binden, sah Wißkirchen eher skeptisch. In der Branche arbeite man grundsätzlich freiberuflich und projektgebunden. Sie erhofft sich jedoch, dass sich mehr Produktionsfirmen in Görlitz ansiedeln: "Wir brauchen vermehrt Filmaktivitäten."
Neustart für Görliwood?
"Die Geschichte von Görliwood braucht dringend einen Neustart", meinte auch Conrad Clemens, Chef der Staatskanzlei und Sächsischer Staatsminister für Bundesangelegenheiten und Medien. Er verwies darauf, dass die großen internationalen Produktionen in Görlitz, wie "Inglorious Basterds" (2009) und "Grand Budapest Hotel" (2014), schon ein paar Jahre zurück liegen.
Die Stadt Görlitz mit ihren über 4.000 Baudenkmälern ist international als Drehort sehr beliebt. In letzter Zeit, so Clemens, seien aber immer mehr internationale und nationale Produktionen ins Ausland abgewandert. Es brauche daher dringend eine Reform der Filmförderung.
Genau diese Reform hat die Bundesregierung inzwischen auch angekündigt. Sie sieht unter anderem steuerliche Anreizmodelle vor. Noch ist sie aber nicht in trockenen Tüchern. Björn Böhning von der Produktionsallianz zeigt sich dennoch zuversichtlich: "Die Zeit ist günstig". Wenn die Filmwirtschaft in Deutschland wieder angekurbelt wird, so hofft er, könne sich Görlitz als Standortvorteil erweisen.
Quelle: MDR KULTUR (Lars Meyer), Redaktionelle Bearbeitung: ks
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Dieses Thema im Programm:MDR KULTUR - Das Radio | 20. August 2024 | 08:40 Uhr