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KulturSchwere Zeiten für Görlitzer Spielzeugmuseum

04. Dezember 2022, 14:18 Uhr

Rund 5000 Spielzeuge aus der DDR gibt es im Görlitzer Spielzeugmuseum zu sehen: Figuren von Sandmännchen und Pittiplatsch, Modellautos und Holzfiguren aus dem Erzgebirge, Brettspiele und Puppen. Doch mäßige Besucherzahlen, hohe Energiekosten und eine auslaufende Förderung machen dem Museum zu schaffen. Wie lange kann es sich noch halten?

Dutzende Sandmännchen empfangen die Besucher im Spielzeugmuseum in Görlitz. Aus einer Vitrine im Eingangsbereich lächeln sie still vor sich hin. Im nächsten Raum blickt eine Puppe mit langen blonden Haaren und großen Augen über den Rand ihres Wagens und Holzautos in knalligen Farben stehen nach Größe und Typ sortiert in einem Glaskasten. Ein rund zwei Meter großer Nussknacker blickt ernst in Richtung Eingangstür, als würde er all diese bunten Gegenstände bewachen. Neben ihm steht Kerstin Fiedler, die Museumschefin, und lächelt freundlich.

DDR-Spielzeug weckt Erinnerungen

Eröffnet hat sie das Privat-Museum im Jahr 2000 mit ihrem inzwischen verstorbenen Mann Thomas, zunächst nur mit Holzspielzeug aus dem Erzgebirge. Seit 2010 ist Spielzeug aus der gesamten DDR zu sehen. „Seitdem gibt es bei uns das DDR-Spielzeug zu sehen, was bei vielen, vor allen Dingen älteren Generationen, natürlich viele Erinnerungen weckt. Die kommen mit ihren Kindern und Enkeln und finden das sehr spannend, was es hier zu sehen gibt.“

Unsere Enkelkinder spielen zum Teil mit den Sachen, wie sie hier in der Vitrine sind.

Karin Friedrich | Besucherin

Gemeinsam mit zwei Enkeltöchtern sieht sich auch Karin Friedrich aus dem nahegelegenen Pfaffendorf die Ausstellung an. Sie war schon öfter in dem Museum, zuletzt mit ihrer anderen Enkelin. „Die war so begeistert, dass die anderen beiden es sich heute auch anschauen wollten“. Die Mädchen hatten den Kaufmannsladen der Großmutter zwischen tausenden Ausstellungsstücken entdeckt. „Unsere Enkelkinder spielen zum Teil mit den Sachen, wie sie hier in der Vitrine sind.“ Für die Rentnerin machen auch solche Entdeckungen den Reiz des Museums aus.

Mäßige Besucherzahlen, hohe Kosten

Auch sie hat in der Zeitung gelesen, dass das Museum möglicherweise nicht mehr lange besteht und spricht Kerstin Fiedler darauf an. Die bestätigt: 2024 könnte Schluss sein. Denn dann läuft die Förderung für die einzige Mitarbeiterin aus. Selbst aufbringen kann der kleine Verein, mit dem Fiedler das Museum betreibt, die Mittel für die Angestellte nicht. Mäßige Besucherzahlen und die gestiegenen Energiekosten machen dem Museum zu schaffen.

Frau Friedrich findet das schade. „Das ist so ein kleines tolles Museum“, sagt sie. Positive Rückmeldungen bekommt die Museumschefin immer wieder: „Ich finde es schön, dass es nach wie vor Bestand hat, weil die Besucher kommen, weil sie es loben. Und da ist natürlich dann auch die Motivation eine ganz andere.“

Was passiert mit den Ausstellungsstücken?

Doch Motivation alleine reicht nicht, um das Museum zu erhalten. Mehr Geld wäre nötig. „Es sind jetzt über 20 Jahre. Und irgendwann ist eben auch so etwas mal zu Ende“, sagt sie. Kerstin Fiedler gehört das Haus, in dessen Erdgeschoss das Museum ist, sie wohnt darüber. Doch inzwischen ist es ihr zu groß, die Kinder sind schon ausgezogen. Deshalb will sie es wahrscheinlich in den nächsten Jahren verkaufen. Das könnte dann das endgültige Ende für das Museum sein, wenn es bis dahin finanziell durchhält. Denn die neuen Eigentümer wollen kein Haus mit Museum kaufen, vermutet Fiedler.

Was dann mit der Sammlung geschieht, kann sie noch nicht sagen. "Genial" wäre es, wenn ein anderes Museum die Ausstellungsstücke übernehmen würde", sagt sie. Kerstin Fiedlers Mitarbeiterin Margit Hüsken immerhin hat eine ganz konkrete Vorstellung, was das Museum noch retten könnte: „Ein Sponsor und 800 Besucher im Monat.“ Kerstin Fiedler lacht einen Moment und sagt: „Genau“. Hüsken hofft außerdem, dass die künftigen Käufer des Hauses das Museum weiter betreiben. "Die Hoffnung stirbt zuletzt", sagt sie.


Das Görlitzer SpielzeugmuseumAngefangen hat alles mit der Sammelleidenschaft des verstorbenen Mannes von Kerstin Fiedler, Thomas Fiedler: Nach einer gemeinsamen Reise ins Erzgebirge begann er, Holzspielzeug von dort zu sammeln. Als das Ehepaar in den Neunzigern ein Haus zum Kauf suchte, wählte es eins mit geeigneten Räumen für eine Ausstellung. 2000 eröffneten die Fiedlers das Museum, zunächst nur mit Holzspielzeug aus dem Erzgebirge.

Mit der Zeit kam Spielzeug auch aus anderen Teilen Ostdeutschlands hinzu, die Sammlung wuchs auf rund 5.000 Exponate an, seit 2010 liegt der Fokus des Museums auf DDR-Spielzeug. Die vollgepackten Vitrinen zeigen Modellautos, Brettspiele, Teddybären, Puppen, Sandmännchen und vieles mehr. In einem Raum ist zu sehen, wie im Erzgebirge Spielzeug produziert wurde. In einem anderen sieht man eine Landschaft aus Seiffener Miniaturspielzeug.

Zu dem Angebot des Museums zählen auch thematische Führungen, Bastel-Workshops für Kinder und Kindergeburtstage. Das Museum in der Rothenburger Straße 7 hat Mittwoch bis Freitag von 10-16 Uhr geöffnet (Oktober bis Februar 10-17 Uhr) und am Wochenende von 14 bis 17 Uhr. Der Eintritt beträgt vier Euro für Erwachsene und zwei Euro für Kinder.

MDR

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Dieses Thema im Programm:MDR SACHSEN - Das Sachsenradio | MDR AKTUELL – Das Nachrichtenradio | 28. November 2022 | 18:54 Uhr

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