Blick auf Görlitzer Theater
Am Sonntag darf das Publikum zum ersten Mal nach der Wasserhavarie wieder zu einer Aufführung ins Görlitzer Theater. Bildrechte: Uwe Walter

Nach Wasserhavarie Görlitzer Theater spielt nach Wasserhavarie wieder im großen Haus

01. Oktober 2023, 18:16 Uhr

Das Görlitzer Theater öffnet am Sonntag zum ersten Mal nach dem großen Wasserschaden wieder das große Haus für das Publikum und zwar für ein Konzert mit der Neuen Lausitzer Philharmonie. Dann soll die "kleine Semperoper" auch wieder für Oper, Musical oder Schauspiel genutzt werden. Allerdings ist das nur mit zahlreichen Einschränkungen möglich. Das Publikum muss sich deshalb auf einige Überraschungen gefasst machen.

Vor dem Görlitzer Gerhart-Hauptmann-Theater sitzen auf einer Parkbank zwei Schauspieler und lernen ihre Rollen. Sie arbeiten konzentriert und wollen sich deshalb nicht auf ein Gespräch einlassen. Ähnlich geht es im Theater zu. Dort flitzen Leute mit Mappen unterm Arm durch die schmalen Gänge.

"Es gibt viel zu tun, wir starten hier wieder durch", sagt der Chefdramaturg Martin Stefke im Vorbeigehen. Nach dem verheerenden Wasserschaden vor einem knappen Jahr sollen keine Ersatzspielstätten mehr genutzt werden. Stattdessen sollen die Stücke wieder in der "kleinen Semperoper", wie das Görlitzer Theater auch genannt wird, gezeigt werden.

  

Das Publikum tanzt Charleston

Vor einer Woche ist in Zittau mit dem Musical "Der Prinz von Preußen" die neue Spielzeit eingeläutet worden. Das Publikum habe das Stück gefeiert, erzählt Intendant Daniel Morgenroth auf dem Weg zur Bühne. Es habe in Zittau Jubelstürme gegeben und das Publikum habe zum Schluss Charleston mitgetanzt.

Das Publikum stand zum Schluss und hat Charleston mitgetanzt. Das hat viel Spaß gemacht.

Daniel Morgenroth Intendant Gerhart-Hauptmann-Theater Görlitz/Zittau

Ursprünglich war die Premiere vor einem Jahr geplant - im Theater in Görlitz. Aufgrund eines technischen Fehlers hatte die Brandschutzanlage damals aber die Bühne und das Kulissenhaus überflutet und deshalb fiel - nur wenige Tage vor der Premiere - auch der "Prinz von Preußen" im wahrsten Sinne des Wortes ins Wasser.

"Fast nichts mehr zu sehen" vom Wasserschaden

Nun steht der Intendant auf einer nahezu leeren Bühne beim eisernen Vorhang: "Das ist der Ort des Geschehens und es ist eigentlich fast nichts mehr zu sehen." Die Bühne ist trocken, sieht aus wie eine ganz normale Bühne, nur das sie leer ist.

Leer wirkt auch das Kulissenhaus dahinter. "Wir dürfen hier auch keinerlei Kulissen mehr lagern", erklärt der Theaterchef. Damit sei ein schneller Kulissenwechsel im Stück nicht mehr möglich. Auch danach sei der Umbau problematisch. Deshalb spiele das Theater die Stücke aus dem Repertoire "am Block" durch, so Morgenroth.

Theater mit weniger Technik

Die Brandschutzanlage funktioniert nach der Havarie noch immer nicht, wie der Theaterchef einräumt. Auch die gesamte Bühnentechnik könne nur sehr eingeschränkt genutzt werden, weil die Elektrik noch tot sei. So werden Morgenroth zufolge beispielsweise die wenigen LED-Scheinwerfer mit Baustrom versorgt. Von einst 250 Scheinwerfern dürfen jetzt nur 50 in Betrieb sein, die über Baustromkreise extra abgesichert sind.

"Die Hydraulikanlage ist ebenfalls noch außer Betrieb", sagt der Intendant. Dabei will am Sonntag die Neue Lausitzer Philharmonie ihr erstes Konzert im großen Haus geben. Die Görlitzer Theatermacher müssen also mit zahlreichen Einschränkungen zurechtkommen.

Der Intendant zeigt in die Dunkelheit: "Es ist schon ganz seltsam. Normalerweise wäre dort hinten im Eck das Inspizientenpult, wo man auf Monitoren alles beobachten und ins ganze Haus die Leute einberufen kann. Das haben wir jetzt nicht mehr. Die Kolleginnen und Kollegen stehen wie früher wieder an der Seite in den Gassen und warten auf ihren Auftritt. Das ist hier ein sehr, sehr basales Arbeiten."

Wieder ist Kreativität gefragt

Für das Konzert am Sonntag haben die Bühnenarbeiter bereits feste Podeste für die Musiker aufgebaut. Jetzt arbeiten sie an der Bestuhlung. Trotz der schweren körperlichen Arbeit strahlen sie mit ihrem Intendanten um die Wette. "Endlich wieder zu Hause", raunt einer der Arbeiter. Der Intendant lächelt: "Mit dieser Mannschaft macht es einen Riesenspaß, weil da ist so viel Energie."

Dass wir jetzt wieder die große Bühne bespielen können, fühlt sich für alle hier im Haus einfach gut an.

Daniel Morgenroth Intendant Gerhart-Hauptmann-Theater Görlitz/Zittau

Nachdem die Trocknungsgeräte verschwunden sind und damit auch der unangenehme Geruch, hat hier wieder der Theateralltag begonnen. Und so haben sich die Theatermacher auch Gedanken darüber gemacht, wie sie dem jungen Publikum ein besonderes Erlebnis bieten können. Dafür steht eine seltsame Apparatur an einem Seiteneingang bereit, die im Takt der Musik qualmt und raucht. Sie soll Kinder bei Konzerten begeistern.

Theater an wechselnden Ort: "Nichts, was wir auf Jahre durchhalten können!"

"Wir haben jetzt eine Bühne mit einer wunderbaren Tiefe. Da hatten wir schon die ersten Bauproben beispielsweise für 'Saul' von Händel", meint der Görlitzer Intendant. Diese große leere Fläche fordere jedoch besondere Kreativität.

Dass die Görlitzer Theatermacher kreativ sind, haben sie in der vergangenen Spielzeit nach dem Wasserschaden bewiesen. Vor allem das Theaterspektakel "Malfi" nach John Webster begeisterte und war gegen Ende immer ausverkauft. "Das hat uns und auch dem Publikum Spaß gemacht", sagt Daniel Morgenroth. Er hoffe, das Publikum bleibe ihm auch im großen Haus gewogen.

Die letzte Saison hat viel Spaß gemacht. Das waren natürlich starke Stücke an starken Orten, aber das ist nichts, was wir jetzt auf Jahre durchhalten können.

Daniel Morgenroth Intendant Gerhart-Hauptmann-Theater Görlitz/Zittau

Eine besondere Herausforderung für das gesamte Ensemble ist aufgrund der vielen Einschränkungen das Tanzstück "Peter Pan": "Das ist eine spartenübergreifende Produktion, von der Tanzcompagnie gemeinsam mit der Philharmonie, dem Chor und den Solisten. Ein Stück für die ganze Familie mit Musik von Leonard Bernstein. Und da freue ich mich ganz besonders drauf."

Am 21. Januar 2024 soll die Premiere von "Peter Pan" gefeiert werden. Doch zunächst wird die Neue Lausitzer Philharmonie den Premierenreigen am Sonntag in Görlitz im Gerhart-Hauptmann-Theater eröffnen.

Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN - Das Sachsenradio | Regionalreport aus dem Studio Bautzen | 29. September 2023 | 14:30 Uhr

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