Gerhart-Hauptmann-Theater Prager Straßenmusiker verzaubert Görlitzer Publikum mit Glasharfe

26. Dezember 2022, 14:22 Uhr

Bei den diesjährigen Weihnachtskonzerten des Gerhart-Hauptmann-Theaters Görlitz-Zittau spielt der Tscheche Petr Spatina auf einem selbst gebauten Instrument aus Weingläsern. Entdeckt hat ihn das Theater, als Spatina ein Straßenkonzert in Prag spielte. Über die Görlitzer sagt Spatina, dass sie anders denken, sprechen und fühlen als die Menschen an jedem anderen ihm bekannten Ort.

Als Stefan Bley, der Moderator der Görlitzer Weihnachtskonzerte, nach den ersten Stücken von Chor und Orchester den nächsten Künstler ankündigt, macht er es spannend: "Flötentöne aus einer anderen Welt", habe er gehört, als er im Sommer vor der Prager Burg spazieren ging. "Fast magisch" hätten ihn die Klänge angelockt, die da "aus einem recht sonderbaren Instrument gezaubert wurden". Fasziniert sprach er den Straßenmusiker an, erzählt Bley, und fragte ihn, ob er sich vorstellen könnte, die Adventszeit in Görlitz zu verbringen.

Mozart erklingt aus 33 Wassergläsern

Während Bley das erzählt, schiebt der besagte Mann, Petr Spatina, sein Instrument auf die Bühne: Ein Pult, auf dem 33 mit Wasser befüllte Weingläser in unterschiedlichen Größen angeordnet sind. Glasharfe wird diese Konstruktion genannt. Eben noch hat das Orchester gespielt, jetzt wirbeln die Finger des tschechischen Straßenmusikers in atemberaubender Geschwindigkeit über die Gläser und lassen ein wildes Medley aus Stücken von Mozart, Paganini und Bizet erklingen. Zum Finale des einige Minuten dauernden Auftrittes spielt Spatina die Aschenbrödel-Musik begleitet von einem Chor.

Dass Spatina bei den Weihnachtskonzerten des Gerhart-Hauptmann-Theaters spielt, ist bemerkenswert, denn er hat keine formale musikalische Ausbildung. Was er kann, hat er aus seiner musikalischen Bauernfamilie mitbekommen oder sich selbst beigebracht.

Mit 16 als Straßenmusiker angefangen

Angefangen hat Spatina, der heute virtuos spielt, seine Karriere im Alter von 16 Jahren als Straßenmusiker in Prag, zunächst mit dem Akkordeon, später mit der Glasharfe. "Ich wollte ein Instrument, dass die Leute nicht gewöhnt sind", sagt er. Da erinnerte er sich, dass sein Vater ihm als Kind gezeigt hatte, dass man mit Wassergläsern Töne erzeugen kann, wenn man mit dem Finger über den Rand fährt. Seit 26 Jahren spielt er nun auf der Glasharfe und hat seitdem immer weiter an seiner Technik gefeilt.

Auf der Straße in Prag spielt er heute noch vor allem zum Üben und zum Spaß. Denn inzwischen hat er es zu einer gewissen Bekanntheit geschafft und bekommt auch größere Engagements: Für den Kamerahersteller Canon hat er schon Werbung in Südkorea gemacht, überhaupt sei er in dem Land "ziemlich berühmt". Auftritte hatte er schon in New York und Berlin, in China und Spanien, in diversen Fernsehshows und einer Skoda-Werbung.

Spatina: "Görlitz anders als alle anderen Städte"

Über Görlitz sagt Spatina, nachdem er dort die Adventszeit verbracht hat: "Es ist anders als alle anderen Städte, die ich kenne. Die Menschen denken anders, reden anders. Ich habe manchmal das Gefühl, dass sie auch anders fühlen." Inwiefern? "Die Kommunikation ist direkter", fasst Spatina seine Beobachtungen zusammen. Die Architektur der Stadt findet er "fantastisch".

Das letzte Konzert mit Spatina gibt es in Görlitz am Abend des zweiten Weihnachtsfeiertages. Danach kehrt er nach Prag zurück, wo er an einem neuen Bühnenprogramm arbeiten will.

MDR

Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN | MDR SACHSENSPIEGEL | 07. Dezember 2022 | 19:00 Uhr

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