Nachrichten & Themen
Mediathek & TV
Audio & Radio
SachsenSachsen-AnhaltThüringenDeutschlandWeltLeben
Das Gemälde einer unbekannten Schönen vom sächsischen Hofmaler Anton Graff war viele Jahre verschollen. Jetzt soll es nach Görlitz zurückkehren. Bildrechte: Görlitzer Sammlungen

Sachsens HofmalerVerschollenes Gemälde von Anton Graff soll nach Görlitz zurückkehren

24. Mai 2023, 11:42 Uhr

Er hat den sächsischen Kurfürsten und den König von Preußen portraitiert: Anton Graff war zu seiner Zeit im 18. Jahrhundert ein gefragter Künstler. Ein von ihm geschaffenes Portrait befand sich im Kaiser-Friedrich-Museum in Görlitz, bis es im Zweiten Weltkrieg verloren ging. Jetzt soll es wieder zurück nach Görlitz kommen.

Die Stadt Görlitz will ein lange verschwundenes Gemälde zurückkaufen. Das unvollendete Portrait einer jungen Frau aus dem 18. Jahrhundert von Anton Graff galt seit dem Ende des Zweiten Weltkrieges als verschollen. Wie die Görlitzer Sammlungen in einer Mitteilung berichten, war das Gemälde in den Kriegswirren 1943 mit weiteren Kunstwerken auf das südlich von Görlitz gelegene Schloss Kunów ausgelagert worden. Dann verlor sich die Spur.

Gemälde auf dem Kunstmarkt aufgetaucht

Jetzt ist das Portrait auf dem Kunstmarkt aufgetaucht und soll zurückgekauft werden. Dafür hat der Förderverein "Freunde der Görlitzer Sammlungen" eine Spendensammlung und eine Crowdfunding-Aktion im Internet gestartet. "Der Förderverein und die Görlitzer Sammlungen hoffen auf tatkräftige, vielfältige Unterstützung. Selbst kleinste Beträge helfen uns dabei, die unbekannte Schöne nach fast 80 Jahren wieder nach Hause zu holen", sagt Kunsthistoriker Kai Wenzel von den Görlitzer Sammlungen.

Das Gemälde eröffnet im unfertigen Zustand einen einzigartigen Blick in die Arbeitsweise des Künstlers.

Kai Wenzel | Kunsthistoriker

Kai Wenzel arbeitet als Kunsthistoriker bei den Görlitzer Sammlungen. Bildrechte: Görlitzer Sammlungen, Pawel Sosnowski

Hofmaler unter dem sächsischen Kurfürsten

Der sächsische Hofmaler Anton Graff malte in seinem Atelier in Dresden unter anderem Bildnisse von Gotthold Ephraim Lessing, Friedrich Schiller und des sächsischen Kurfürsten Friedrich August I. Unter Graffs mehr als 2.000 Gemälden gibt es laut Görlitzer Sammlungen eine sehr kleine Gruppe unvollendeter Werke.

Eine Besucherin steht vor dem Ölgemälde "Selbstbildnis mit 58 Jahren" von Anton Graff in der Dresdner Gemäldegalerie. (Archivbild) Bildrechte: picture alliance/dpa/dpa-Zentralbild | Sebastian Kahnert

Zu ihnen gehöre dieses Bildnis einer jungen Frau, deren Name nicht überliefert sei. Genauso unklar sei auch, warum Graff ihr Porträt nicht zu Ende malte. Anton Graffs Gemälde gelangte 1901 als Geschenk in das Kaiser- Friedrich-Museum, das heutige Kulturhistorische Museum der Görlitzer Sammlungen.

Das Gemälde eröffne im unfertigen Zustand einen einzigartigen Blick in die Arbeitsweise des Künstlers, so Kunsthistoriker Wenzel. "Während er das Gesicht der sanft lächelnden Frau bis ins feinste Details fertigstellte, scheint ihre hochgesteckte Frisur direkt in den nur angedeuteten Hintergrund überzugehen", beschreibt Wenzel das Gemälde. Dadurch entstehe eine einzigartige Wirkung, die bereits auf die Kunst der Moderne vorauszuweisen scheint.

Spendenaktion bis 22. Juni

Die Spendensammlung läuft bis zum 22. Juni, Ziel sind 4.000 Euro. Das Gemälde kostet 20.000 Euro. Mit 4.000 Euro an Eigenmitteln stehen den Görlitzer Sammlungen Fördermittel für den Rückkauf in Aussicht. Hat er Erfolg, soll das Portrait der unbekannten Schönen für die Öffentlichkeit im Barockhaus, Neißstraße 30, zu sehen sein.

Veranstaltungstipp: Kriegsverluste in den Görlitzer Sammlungen am 31. Mai, 18 Uhr im Kaisertrutz, Galerie der Moderne; Eintritt frei

MDR (ama)

Dieses Thema im Programm:MDR SACHSEN - Das Sachsenradio | Regionalnachrichten aus dem Studio Bautzen | 24. Mai 2023 | 10:30 Uhr