Befragung zum Kohleausstieg Lausitz-Monitor zeigt sinkende Akzeptanz für Energiewende
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Der mit dem Kohleausstieg verbundene Strukturwandel ist das bestimmende Thema in der Lausitz. Eine Umfrage erfasst dazu jährlich das Meinungsbild der Bevölkerung.

Energiewende wird kritischer gesehen
In der Lausitz zeigt sich ein Gefühl der Stagnation, was den Strukturwandel betrifft. Fanden vor zwei Jahren 38 Prozent der Befragten, dass in der Lausitz kein Veränderungsprozess eingesetzt hat, sahen das in diesem Jahr sogar 53 Prozent so. Auch überwiegt die Unzufriedenheit mit dem Strukturwandelprozess die Zufriedenheit. Die Befürwortung der Energiewende ist zudem um 13 Prozentpunkte auf 44 gesunken. Das ergab eine Umfrage im Februar dieses Jahres unter 1.000 Männern und Frauen aus der Nieder- und Oberlausitz.
Die, die sagen, dass der Struktuwandel noch nicht angefangen hat, seien von einem Drittel auf über die Hälfte gewachsen, stellt Jörg Heidig, einer der führenden Köpfe der Studie, fest. "Trotzdem die Strukturwandelprojekte schon beschlossen sind und die Milliarden verteilt werden, haben wir in der Bevölkerung das Bild, dass überhaupt noch nichts passiert." Heidig schlussfolgert daraus, dass bei diesem Thema eine riesige Kommunikationslücke besteht.
Verhaltene Zustimmung für Strukturwandel
Der Lausitz-Monitor zeigt: Die Zustimmung für eine Energiewende ist verhaltener. 65 Prozent der Befragten hielten einen grundsätzlichen tiefen Strukturwandel in der Lausitz für notwendig, 2021 waren es mit 67 Prozent etwas mehr, 2020 befürworteten es sogar 69 Prozent. Nachdem im Jahr 2020 etwa 36 Prozent der Befragten den Kohleausstieg befürworteten und im darauffolgenden Jahr sogar 45 Prozent, ist die Akzeptanz für den Kohleausstieg in diesem Jahr wieder etwas gesunken (39 Prozent).
Gesunken ist auch die Befürwortung des Atomausstiegs. Sie liegt bei 35 Prozent nach einem Anstieg im Vorjahr von 40 auf 49 Prozent. Die Folgen des Ukraine-Krieges zeichnen sich in diesen Antworten nicht ab. Als Russland am 24. Februar in die Ukraine einfiel, war die Umfrage schon beendet.
Prinzipiell unterscheiden sich der Lausitzer und Lausitzerin hinsichtlich der Zufriedenheit mit dem eigenen Leben nicht weiter vom Bundesdurchschnitt, wie die Studie ergab. "Das ist schon mal eine überraschend positive Geschichte", sagt der Organisationspsychologe Heidig. Deutlich anders sieht es mit der politischen Stimmung aus, die in der Lausitz schlechter ist. Auch die Unzufriedenheit mit den Löhnen sei in der Region nach wie vor sehr hoch. Am meisten zufrieden ist man dagegen mit der Nähe zu Freunden und Familie.
Trotzdem die Strukturwandelprojekte schon beschlossen sind und die Milliarden verteilt werden, haben wir in der Bevölkerung das Bild, dass überhaupt noch nichts passiert.
Befragung läuft seit 2020
Der Lausitz-Monitor ist die derzeit größte veröffentlichte Bevölkerungsbefragung in dem Gebiet zum Thema Strukturwandel. Die repräsentative Online-Befragung untersucht das Meinungsbild der Bevölkerung zum Strukturwandel infolge des Kohleausstiegs und erforscht unter anderem die Akzeptanz neuer Energien, die Lausitz als Wirtschaftsregion, Verbundenheit zur Region und Zufriedenheit mit der Entwicklung vor Ort. Darüber hinaus wird die Beteiligungsbereitschaft der Bürger am Wandlungsprozess erfasst.
Die Langzeitstudie wird von MAS Partners aus Leipzig und der Prozesspsychologen GmbH aus Quitzdorf betreut. Die erste Umfrage erfolgte 2020, sie wird jährlich wiederholt.
MDR (ma)/dpa
Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN | Nachrichten | 24. Mai 2022 | 11:00 Uhr