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Bislang waren nur noch vier von sechs Kraftwerksblöcken in Jänschwalde im Betrieb. Ab Herbst sollen zwei stillgelegte Blöcke wieder hochfahren, um die Energieversorgung im Winter mit abzusichern. Bildrechte: IMAGO / Rainer Weisflog

EnergieversorgungKohlekraftwerke zurück ans Netz: Neue Jobs in Jänschwalde und alte Probleme

23. August 2022, 15:14 Uhr

Der Krieg Russlands gegen die Ukraine und unzuverlässige Gaslieferungen aus Russland haben Deutschlands Energiekrise stark beschleunigt. Kohlekonzerne in Ost und West bereiten die Wiederinbetriebnahme alter Kraftwerke vor, auch in der Lausitz. Doch es gibt Probleme.

Der Energiekonzern Lausitzer Energie AG (Leag) will Anfang Oktober 2022 zwei stillgelegte Blöcke des Kraftwerks Jänschwalde wieder in Betrieb nehmen. Dafür hatte der Konzern Mitte Juli beim Umweltamt in Brandenburg eine immissionsrechtliche Ausnahmegenehmigung beantragt, musste aber noch Unterlagen nachreichen. Denn die beiden 500-Megawatt-Blöcke erfüllen ohne Modernisierung nicht die aktuellen Umweltvorgaben. Sie sind in der Reserve und sollten ursprünglich in diesem und im nächsten Jahr ganz still gelegt werden.

Neue Mitarbeiter, aber keine neuen Filter in Jänschwalde

Die Bundesregierung will die Leistung der Kraftwerksblöcke aber für eine Energiereserve schon in diesem Winter wieder am Netz. Zum 1. Oktober soll die Braunkohle-Reserve aktiviert werden, hatte Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) angekündigt. Bis dahin sei eine Modernisierung jedoch nicht machbar, sagte ein Unternehmenssprecher der Leag. Bis eine nachgerüstete Filterananlage in Betrieb geht, vergehen nach Brancheninformationen üblicherweise Jahre von der Planung, Fertigung bis zum Einbau und Abnahme der Filter.

Für die Wiederinbetriebnahme stellt die Leag zurzeit 200 neue Mitarbeiter für das Kraftwerk und den Tagebau ein. Rund die Hälfte habe bereits einen befristeten Arbeitsvertrag erhalten, hieß es.

Dilemma: Wassermangel und Energiesicherung

Dass die Kraftwerksblöcke E und F in Jänschwalde ohne Nachrüstung von Filteranlagen wieder in Betrieb gehen könnten, bereitet Umweltschützern "große Bauchschmerzen". Für den Wiederbetrieb zweier zusätzlicher Blöcke wird eine große Menge an Wasser gebraucht, das in der Lausitz knapp ist, kritisiert der Umweltverband Grüne Liga. Für den Vollbetrieb sind nach Angaben des Verbandes 13 Millionen Kubikmeter Wasser pro Jahr nötig. Millionen Tonnen Wasserdampf entweichen durch die Kühltürme.

Die Sprecherin der Klimaaktivisten von "Fridays-for-Future" sagte MDR AKTUELL, auch ihre Bewegung sehe, dass die Politik wegen des Kriegs Russlands gegen die Ukraine nicht alle Umweltpläne einhalten könne. Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck müsse jetzt handeln, um den Kohleausstieg 2030 festzumachen und er müsse zeigen, wo die Mehr-Emissionen durch die verstärkte Kohlenutzung eingespart werden könnten.

Hintergrund: Erst Steinkohle, dann Braunkohle

Im Energiesicherungsgesetz hatte sich die Bundesregierung dafür ausgesprochen, Kohlekraftwerke zu aktivieren - zuerst Steinkohle, später Braunkohle. Ziel ist es, bei der Stromerzeugung Gaskraftwerke zu ersetzen und dadurch mehr Gas speichern zu können. Die Reserve bei Steinkohlekraftwerken ist bereits aktiviert worden. Am 1. August ging das erste Steinkohlekraftwerk in Deutschland in Mehrum im Landkreis Peine aus der Reserve wieder ans Netz. Das planen auch Energiekonzerne für Steinkohlekraftwerke in Nordrhein-Westfalen und im Saarland.

Wasser fehlt auch im Westen

Doch auch im Westen gibt es Probleme, die in Bereitschaft versetzten Steinkohlekraftwerke wieder in Betrieb zu nehmen. Auch dort fehlt Wasser - allerdings für den Transport der Kohle. Schiffe auf dem Rhein können wegen Niedrigwassers weniger schwer beladen werden. Viele Schiffe sind nach Expertenangaben zudem auf der Donau unterwegs, um ukrainisches Getreide zu transportieren.

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MDR (kk, mk)/Reuters

Dieses Thema im Programm:MDR SACHSEN - Das Sachsenradio | Regionalnachrichten aus dem Studio Bautzen | 23. August 2022 | 05:30 Uhr