Schild in der Dunkeleit: durchgestrichener Blitz, darunter: Blackout
Sachsen ist für die Versorgung der Bürger mit Trinkwasser und Lebensmitteln zuständig, wenn die Bundesregierung eine Versorgungskrise feststellt. Bildrechte: IMAGO / Bihlmayerfotografie

Energiekrise Wie versorgt Sachsen seine Bürger bei einem Blackout?

28. Oktober 2022, 16:25 Uhr

Wegen der Energiekrise sorgen sich viele Bürger vor einem möglichen Blackout - einem großflächigen und unkontrollierten Zusammenbruch der Stromversorgung. Wie wäre Sachsen darauf vorbereitet?

Im September 2021 sorgte ein metallbeschichteter Ballon in Dresden für Chaos, als er in einem Umspannwerk einen Kurzschluss und damit einen Blackout in der ganzen Stadt verursachte. In der Folge brach das Handynetz zusammen, Ampel fielen aus, Straßenbahnen standen still und Menschen mussten aus steckengebliebenen Fahrstühlen gerettet werden. 300.000 Haushalte in Dresden und Umgebung waren betroffen. Der Stromausfall dauerte nur knapp zwei Stunden. Angesichts der Energiekrise fragen sich viele Menschen, ob es in diesem Winter zu einem Blackout mit womöglich größerem Ausmaß kommen könnte.

Welche Pläne gibt es für den Fall eines mehrtägigen Blackouts in Sachsen?

Ob Sachsen auf einen größeren Blackout vorbereitet wäre? Ein Sprecher des Energieministeriums teilte auf Anfrage von MDR SACHSEN mit, die Energieversorger müssten sich auf unvermeidbare Krisenfälle bestmöglich vorbereiten - auch wenn so ein Ereignis als extrem unwahrscheinlich gelte. "Dafür haben die Energieversorgungsunternehmen eigene Krisenstäbe und unternehmensinterne Notfall- beziehungsweise Krisenmanagementsysteme und –pläne," so das Ministerium. Auf die Bundesnetzagentur komme im Ernstfall die Aufgabe zu, als Lastverteiler zu agieren.

Da ein großflächiger Stromausfall grundsätzlich auch Auswirkungen auf nahezu alle Lebensbereiche habe, sei in einem solchen Fall auch der Verwaltungsstab des Sachsischen Innenministeriums aktiv. "Dieser sichert sieben Tage die Woche, 24 Stunden am Tag ununterbrochen Austausch und Kommunikation ab," so der Sprecher des Energieministeriums.

Im Krisenfall drei Tage Selbstversorgung mit Trinkwasser und Lebensmitteln

Für die Versorgung mit Trinkwasser sind in Sachsen auch im Not- oder Krisenfall die kommunalen Wasserversorgungsunternehmen zuständig. Diese sind laut Energieministerium auch auf Stromausfälle vorbereitet. In Sachsen gebe es zudem 140 Trinkwassernotbrunnen des Bundes, die bei Ausfall der öffentlichen Wasserversorgung zur Notversorgung eingesetzt werden könnten. Sie befinden sich in der Regel unmittelbar in Wohngebieten von Großstädten und Ballungsräumen. Die Lage der Notbrunnen wurde laut Bundesregierung so gewählt, dass sie jederzeit leicht zugänglich sind und die Wege für die Bevölkerung nicht unzumutbar lang werden.

Für den Zeitraum von 72 Stunden sind die Bürgerinnen und Bürger auf eigene Vorräte angewiesen.

Sächsisches Staatsministerium für Energie, Klimaschutz, Umwelt und Landwirtschaft

Im Fall einer Versorgungskrise, die nur von der Bundesregierung festgestellt werden könne, sei Sachsen auch für die Versorgung mit Lebensmitteln zuständig. "Für den Zeitraum von 72 Stunden sind die Bürgerinnen und Bürger auf eigene Vorräte angewiesen." Danach ist der Freistaat zuständig. Um kurzfristige Engpässe oder Ausfälle in der Verfügbarkeit von Lebensmitteln zu überbrücken werde empfohlen, einen Vorrat an Wasser und Lebensmitteln für zehn Tage anzulegen.

Acht Tanklager mit Öl-Vorräten in Sachsen

Benzin- Diesel- und Heizölreserven sowie andere Mineralölprodukte werden dem sächsischen Energieministerium zufolge vom Erdölbevorratungsverband vorgehalten. Diese entsprächen im Umfang den Nettoimporten von mindestens 90 Tagen. Damit soll ein Ausfall aller Ölimporte für drei Monate ausgeglichen werden können. "Die Bestände werden hierbei regional ausgewogen gelagert und verteilen sich auch auf Tanklager im Freistaat Sachsen," so das Energieministerium. Das Gesamtvolumen der insgesamt acht Tanklager betrage derzeit ca. 570.000 Kubikmeter.

Die Bestände werden hierbei regional ausgewogen gelagert und verteilen sich auch auf Tanklager im Freistaat Sachsen.

Sächsisches Staatsministerium für Energie, Klimaschutz, Umwelt und Landwirtschaft

Das sächsische Innenministerium hat zudem ein Konzept "Treibstoffumschlagpunkt" erarbeitet, wie es auf Anfrage von MDR SACHSEN mitteilte: Dieses beschreibe für den Fall eines Blackout Möglichkeiten zum Aufbau einer Treibstofflogistikkette - von den Großtanklagern über Umschlagpunkte bis hin zum Endverbraucher.

 

MDR (kbe)

Dieses Thema im Programm: MDR FERNSEHEN | MDR um 11 | 26. Oktober 2022 | 11:00 Uhr

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