
Verwaltung So gehen Bürgerbüros in Sachsen mit Personalmangel um
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20. Januar 2025, 08:27 Uhr
Einen Termin auf dem Bürgeramt zu bekommen, kann schnell zur Geduldsprobe werden. Nicht selten dauert die Vergabe Wochen oder sogar Monate. In Leipzig verschärft sich die Situation jetzt noch – mehrere Monate am Stück müssen einige Bürgerbüros geschlossen werden. Gründe dafür sind eine dünne Personaldecke und ein hoher Krankenstand. Auch andere Städte im Freistaat sind betroffen.
- Leipzig empfiehlt wegen Personalmangel Online-Dienste bei Behördengängen.
- Die Stadt Freital bietet nur eingeschränkten Service an. Verringerte Öffnungszeiten sorgen für Bürgerbeschwerden in Weißwasser.
- Die Kommunen stehen aufgrund des Personalmangels unter Druck.
Die Schlangen vor den Bürgerbüros in Leipzig dürften in den kommenden Wochen noch länger werden. Bis Mitte des Jahres schließen immer wieder einzelne Bürgerbüros für mehrere Wochen oder sogar Monate – denn es fehlt an Personal. Ein hoher Krankenstand verschärft die Lage.
Um die Situation zu verbessern, sollen die Bürgerbüros zehn neue Mitarbeiter bekommen. Doch die zu finden, ist nicht so leicht, teilt die Stadt auf Anfrage von MDR AKTUELL mit. Vakante Stellen müssten zeitnah und nachhaltig besetzt werden, was in einem wettbewerbsintensiven Arbeitsmarkt zunehmend anspruchsvoller werde.
Stadt Leipzig: Online-Dienste für Behördengänge nutzen
Selbst wenn alle Stellen besetzt sind, dauert es nach Angaben der Stadt mindestens drei Monate, um die neuen Mitarbeiter einzuarbeiten. Die Menschen in Leipzig müssen also erstmal mehr Zeit für Behördengänge einplanen. Die Stadt rät, Termine frühzeitig zu vereinbaren und für nicht vermeidbare Besuche die Online-Wartezeitenanzeige zu nutzen. So könnten weniger frequentierte Zeiten gewählt werden.
Freital: Nur dringende Fälle werden bearbeitet
Auch in Freital bei Dresden kennt man diese Probleme. Schließungen seien zwar die Ausnahme, betont Stadtsprecher Matthias Weigel. Dennoch hat das Bürgerbüro nun bereits die zweite Woche in Folge nur eingeschränkt geöffnet. Würden mehrere Mitarbeiter gleichzeitig ausfallen, verursache dies einen Notstand.
Um überhaupt noch ein paar Dienstleistungen und einen grundhaften Dienstbetrieb anbieten zu können, wurde eine Einschränkung beschlossen. "Es kann leider im Moment nur noch die Abholung von Dokumenten abgesichert bzw. können nur dringende, unabwendbare Fälle bearbeitet werden", sagt Weigel.
Weißwasser: Bürgerbeschwerden häufen sich
130 Kilometer nordöstlich in Weißwasser ist die Lage im Bürgerbüro ebenfalls angespannt. Man habe seit Jahren Finanzsorgen und arbeite deshalb mit einer Minimalbesetzung, erklärt Rathaussprecher Wulf Stibenz.
Wenn Mitarbeiter ausfallen, muss das Bürgerbüro deshalb auch immer mal wieder schließen. Dies sorge regelmäßig für böse E-Mails und Anrufe seitens der Bürger und öfters würden auch Menschen persönlich im Rathaus ihren Unmut über die Personalsituation kundtun, sagt Stibenz.
Kommunen stehen unter Druck
Dafür, dass viele Verwaltungen überlastet sind, macht der Geschäftsführer des Sächsischen Städte- und Gemeindetages, Mischa Woitschek, auch die Bundes- und Landespolitik verantwortlich. Es würden immer mehr Aufgaben an die Kommunen übertragen, gleichzeitig aber auch finanzielle Mittel gestrichen.
Mehr Aufgaben und weniger Geld, das zur Verfügung steht, das passt nicht zusammen.
Woitschek betont, dass der Personalmangel die Kommunen auf dem Land am härtesten trifft. Aber auch in den Großstädten ist er – wie das Beispiel Leipzig zeigt – bereits angekommen. Die Lage werde sich noch weiter zuspitzen, erklärt Woitschek. Im kommunalen Dienst würden durch das Ausscheiden von Mitarbeitern in den nächsten zehn bis 15 Jahren 25.000 Stellen frei werden. Mit Blick auf die Voraussetzungen werde es sehr schwer werden, diese Stellen nachzubesetzen.
Woitschek hofft, dass die Digitalisierung dabei hilft, die Lage zu verbessern – dass Bürger in Zukunft viele Dienstleistungen von zu Hause nutzen können und dadurch Öffnungszeiten von Ämtern unwichtiger werden. Man sei aber erst am Anfang dieses Prozesses.
Dieses Thema im Programm: MDR AKTUELL – Das Nachrichtenradio | 20. Januar 2025 | 07:55 Uhr
VinnieJones vor 3 Wochen
Immerhin ist man mittlerweile am Anfang des Digitalisierungsprozesses angekommen. Wer konnte auch ahnen, dass plötzlich so viele Mitarbeiter in Rente gehen. Zwischen Dezember und März rechnet man schließlich auch nicht mit Wintereinbrüchen...Ironie off.
Heiner B. vor 3 Wochen
....alles sollte digitaler, schneller & einfacher gehen, wenn man natürlich Jahrzehnte lang kein Geld hat um für die sensible Technik Fachkräfte auszubilden ist das doch kein Wunder, Hauptsache die EU drängt die Bürger zum umtauschen von Führerscheinen über zwölf Jahre, ein Armutszeugnis für die drei sächsischen Großstädte, aber schließlich denkt man in einer europäischen Kulturhauptstadt läuft das von alleine.....
Huxley vor 3 Wochen
Das Problem dürfte sich von selbst erledigen.
Die hochbetagte Gesellschaft in Mitteldeutschland, bei der immer weniger Junge nachkommen, wird ganz von alleine digitale Angebote nutzen, wenn der Weg aus dem Haus zu beschwerlich ist.
Fachkräftemangel macht sich halt überall bemerkbar und bei der Feindlichkeit mit denen viele in Mitteldeutschland ausländischen Menschen begegnen, wird sich das wohl bei uns deutlich massiver verstärken als im Westen.