WettbewerbPokal per Kurier: Bärensteiner erhält Preis als "Astrofotograf des Jahres"
Der Titel Astrofotograf des Jahres geht nach Bärenstein ins Erzgebirge. Der Amateurastronom Marcel Drechsler und sein Team haben sich im Wettbewerb des Königlichen Observatoriums Greenwich in London durchgesetzt. Dort waren rund 5.000 Fotos aus aller Welt eingegangen.
"Wir konnten es kaum glauben", erzählt Marcel Drechsler über den Moment, als er die Benachrichtigung über den Sieg beim Fotowettbewerb des Königlichen Observatoriums Greenwich in London erhalten hat. "Wir hatten natürlich die Hoffnung, dass wir vielleicht nominiert werden für die engere Auswahl", sagt er. "Aber als dann die E-Mail aus London kam, dass wir gleich mit zwei Fotos den Kategorie-Sieg errungen haben, war die Freude sehr groß."
Der Wettbewerb wird jedes Jahr in verschiedenen Kategorien ausgeschrieben. Rund 5.000 Fotos wurden in diesem Jahr von Fotografen aus 63 Ländern eingereicht. Drechsler und sein Team konnten gleich in zwei Kategorien den Sieg erringen: in der Kategorie kosmische Nebel und in der Kategorie Galaxien. Das Foto der Kategorie Galaxien wurde außerdem als Gesamtsieger des Wettbewerbs prämiert. Es zeigt einen Nebel, den der Erzgebirger mit seinem internationalen Team nahe der Andromeda-Galaxie entdeckt hat.
Gratulation von NASA-Astronaut
Ein ganz besonderes Erlebnis folgte der Auszeichnung auf dem Fuß: Der amerikanische Astronaut Terry Virts meldete sich online mit Gratulationen bei dem Team. "Wir hätten nie gedacht, dass uns mal ein Astronaut der NASA zu unserem Siegt gratuliert", erzählt Drechsler. "Das ist irre."
Teamkollege Yann Sainty war selbst in London vor Ort, um die Ausstellungseröffnung der Wettbewerbsbilder mitzuerleben. "In der Ausstellung hat man Yann erkannt, obwohl er nicht mit einem Namensschildchen rumgerannt ist", sagt Drechsler. "Und auch auf der Straße haben ihn die Leute angesprochen: 'Du bist doch der mit der Entdeckung.'" Drechsler selbst war nicht in London und hat daher seine Siegestrophäe per Kurierdienst erhalten.
Mehr als 500 Arbeitsstunden in Siegerfoto investiert
Astrofotografie erfordert viel Geduld. "So ein Foto zu machen, ist richtig viel Arbeit", erzählt Drechsler. Rund 500 bis 600 Arbeitsstunden habe sein Team allein in das Siegerfoto investiert. Sie seien mit dem Auto an dunkle Plätze gefahren, wo nicht so viel Lichtverschmutzung herrsche. Auch das Wetter spiele bei der Aufnahme des perfekten Bildes eine Rolle: Nicht nur, dass keine Wolken im Weg sein durften, auch der Mond durfte nicht scheinen. "Für das Siegerfoto sind wir knapp 5.000 Kilometer umhergefahren in 21 Nächten", erzählt Drechsler.
Das Fotografieren selbst ist laut Drechsler eher unspektakulär. "Viele stellen sich das Ganze spannender vor, als es ist", sagt er. An ein Teleskop werden spezielle Astrokameras montiert. Das Teleskop komme dann auf eine Montierung, die die Erdrotation ausgleicht und die ganze Nacht über Fotos macht. "Wir sitzen in der Zeit im Auto und spielen Karten oder schauen Netflix", lacht Drechsler. "Die vielen Einzelaufnahmen werden am Ende in einem komplizierten Prozess zusammengerechnet und zu einem fertigen astronomischen Foto zusammengefügt."
Regelmäßig neue Entdeckungen im Kosmos
2016 baute sich der Hobbyastronom seine eigene Sternwarte in Bärenstein. Seitdem hat ihn sein Hobby nicht mehr losgelassen. Seit 2018 arbeitet Marcel Drechsler mit Xavier Strottner zusammen, einem Amateur-Astronomen aus Frankreich. "Wir sind ein richtig gutes Team, das auch regelmäßig neue Entdeckungen im Kosmos für sich verbuchen kann", sagt Drechsler. "Auf unsere Namen fallen mittlerweile über 300 Entdeckungen." Damit seien sie eins der aktivsten und erfolgreichsten Teams weltweit.
An der neuen Entdeckung und somit auch dem Siegerfoto ist außerdem Astro-Fotograf Yann Sainty beteiligt gewesen. Die nächsten Entdeckungen sind laut Drechsler bereits in Planung und "teilweise schon im Kasten." Das Team sei mit viel Spaß dabei. "Dinge entdecken, die noch nie zuvor jemand fotografiert oder gesehen hat, das ist einfach unser Ding", sagt er.
MDR (ali/mdc)
Dieses Thema im Programm:MDR SACHSEN - Das Sachsenradio | Regionalnachrichten aus dem Studio Chemnitz | 27. September 2023 | 18:30 Uhr