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Ein Luchs hat in Eibenstock im Westerzgebirge Ziegen angegriffen. Das könnte auch mit dem Verhalten des Nutztierbesitzers zu tun haben, der seine Tiere ungeschützt am Waldrand angebunden hatte. Bildrechte: Naturschutz LfULG/Alexander Sommer

Wildtiere und NutztiereAusgewilderter Luchs greift Ziegen im Westerzgebirge an

07. September 2024, 10:04 Uhr

Der unlängst ausgewilderte Luchs Anton hat im Westerzgebirge bei Eibenstock eine Ziege getötet und eine weitere verletzt. Die Tiere seien auf einer Wiese am Waldrand nachts angebunden und nicht durch einen Elektrozaun geschützt gewesen, teilte das Landesumweltamt mit. Die Attacke des eineinhalb Jahre alten Luchses sei in der Nacht zum Freitag geschehen. Mitarbeiter der Fachstelle Wolf untersuchten den Vorfall, hieß es.

Nutztiere aus Tierschutzgründen nicht anbinden

Luchs Anton war Ende August in die Freiheit entlassen worden. Das Landesumweltamt hat Tierhalter in der Gegend um Eibenstock und Schönheide dazu aufgerufen, keine Nutztiere ungeschützt in der Nähe des Waldes draußen zu lassen, um den Luchs nicht an ein solches Verhalten zu gewöhnen. Außerdem: Anbinden sollte ohnehin aus Tierschutzgründen unterbleiben, betonte das Amt.

Für einen besseren Schutz vor Luchs- und Wolfsattacken empfiehlt die Fachstelle Weidezäune mit Strom, die mindestens 105 Zentimeter hoch sind. Sie berät auch kostenlos über bessere Schutzvorkehrungen. Mögliche Übergriffe sollten innerhalb von 24 Stunden gemeldet werden, damit ein Rissgutachter den Vorfall prüfen könne.

Der in Gefangenschaft geborene Luchs habe wenig Erfahrung mit Beutezügen und dem Fang lebender Tiere. Üblicherweise erbeuten Luchse Rehe. "Es ist gut möglich, dass Anton die Ziege auf der Wiese zuerst für ein Reh gehalten hat", mutmaßt das Landesumweltamt. Auch die anderen beiden ausgewilderten Gehege-Luchse hatten ihre ersten Jagderfolge auf Wiesen oder an Wald- und Wiesenrändern. "Nutztiere werden von Luchsen generell selten erbeutet."

Luchse haben Marder und Waschbär im Visier

Im Westerzgebirge sind seit März 2024 insgesamt fünf Luchse ausgewildert worden: neben Anton die Männchen Juno und Chapo sowie die Luchsweibchen Nova und Alva. Auch sie sind in einem Gehege aufgewachsenen. Die Damen waren im Schweizer Jura gefangen und in Sachsen ausgesetzt worden. Die Tiere tragen ein Jahr lang GPS-Halsbänder zur besseren Ortung. Luchse waren vor 300 Jahren hierzulande ausgerottet worden.

Zur Wiederansiedlung des Luchses sagte der Referatsleiter im Landesamt für Umwelt, Landwirtschaft und Geologie, Ulrich Zöphel: "Er hat eine deutliche Wirkung auf mittelgroße Raubtiere wie Fuchs, Waschbär oder Marderhund. Und die werden vom Luchs dezimiert. Das ist ein Effekt, den wir so jahrzehntelang nicht hatten."

20 Luchse sollen in Sachsen heimisch werden

Bis 2027 will Sachsen 20 Luchse aussiedeln. Für das spezielle Projekt greift man auf Wildfänge vor allem aus der Schweiz und Zoozucht-Tiere zurück. Neben Sachsen laufen auch in Thüringen und Baden-Württemberg Ansiedlungsprojekte für die gefährdete Tierart. Die meisten Luchse sind in Deutschland im Harz und im Bayerischen Wald zu finden.

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MDR (kk)/dpa

Dieses Thema im Programm:MDR SACHSEN - Das Sachsenradio | Regionalnachrichten aus dem Studio Chemnitz | 06. September 2024 | 18:30 Uhr