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UnternehmerAnnaberg-Buchholz: Tausende protestieren gegen Energiepolitik

27. September 2022, 22:06 Uhr

Der sächsische Verfassungsschutz-Chef, Dirk-Martin Christian, hat am Dienstag davor gewarnt, die Demonstrantinnen und Demonstranten, die gegen die Energiepolitik der Bundesregierung auf die Straße gehen, pauschal in die rechte Ecke zu stellen. Die demokratischen Parteien, Verbände, Gewerkschaften und Kirchen sollten dagegen das Feld nicht den Extremisten überlassen. In Annaberg-Buchholz scheint das geglückt zu sein - Unternehmer der Region haben zu einer Protestkundgebung aufgefordert.

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In Annaberg-Buchholz haben am Dienstag Unternehmer der Erzgebirgsregion gegen die Energiepolitik der Bundesregierung demonstriert. Der Aufforderung folgten nach Schätzungen der Polizei zwischen 2.000 und 3.000 Menschen. Organisiert hat die Kundgebung der Busunternehmer Udo Burkert. Er erklärte sich zufrieden, dass so viele Menschen dem Aufruf nach Annaberg-Buchholz gefolgt sind.

Organisator Udo Burkert: Existenzangst!

Burkert sieht viele Gründe dafür, gemeinsam auf die Straße zu gehen. "Das ist die eigene Existenzangst und die der Unternehmerkollegen und die von den Mitarbeitern und allen Menschen hier im Erzgebirge." Er grenzt die Kundgebung von den Montagsdemonstrationen ab: "Der Unterschied zu anderen Demonstrationen ist, dass diese Kundgebung allein von Unternehmern organisiert wurde, für die Unternehmer und deren Mitarbeiter. Wir grenzen uns von jeglicher Politik ab und führen keine Parteiveranstaltung durch."

Auch die "Freien Sachsen" hatten eine Kundgebung auf dem Markt angemeldet. Dort ging die Polizei von einer Teilnehmerzahl im niedrigen zweistelligen Bereich aus.

Oberbürgermeister Schmidt äußert starke Kritik in Richtung Berlin

Oberbürgermeister Ralf Schmidt (Freie Wähler) hatte sich bereits im Vorfeld gegen eine Vereinnahmung des Protests ausgesprochen. "Es geht bei dem Protest doch nicht um Ideologie, Parteien oder so abstruse Ideen wie dem Austritt Sachsens aus der Bundesrepublik", sagte er MDR SACHSEN. Das wollten die Menschen auch nicht. Es seien bei den Montagsdemonstrationen zwar mehr geworden, weil sie sonst keinen anderen Weg sehen würden. "Die Unternehmerschaft sagt, wir müssen uns artikulieren."

Es bilde sich gerade ein unheimlicher sozialer Sprengstoff, sagte Schmidt. "Wenn wir dem nicht begegnen und die Sorgen teilen, werden das vielleicht die falschen Leute nutzen. Ich möchte mich als Oberbürgermeister hinter die Bürgerschaft stellen und vor die Unternehmen und eher kanalisieren, als polarisieren. Brandbriefe, Positionspapiere, Mails, Sitzungen und Abstimmungen hat es genug gegeben." Schmidt bezeichnete die Energiepolitik in Deutschland als "ideologiegesteuert".

Brandbriefe, Positionspapiere, Mails, Sitzungen und Abstimmungen hat es genug gegeben. Aber es wird in der Politik nichts anderes gemacht, als das, was zur Zeit passiert: ideologiegesteuerte Energiepolitik.

Rolf Schmidt | Oberbürgermeister (Freie Wähler), Annaberg-Buchholz

Malermeister Nico Orgis: Mir brechen die Kunden weg

Malermeister Nico Orgis aus Sehmatal-Cranzahl nahm auch an der Protestkundgebung teil. Sein Geschäft sei, abgesehen von den hohen Spritpreisen, nicht direkt von den erhöhten Energiepreisen betroffen, sagte er MDR SACHSEN. "Ich bin aber Dienstleister für Privatleute und Unternehmen. Wenn da kein Geld mehr für die Renovierung oder den Neubau mehr übrig ist, brechen mir die Kunden ebenfalls weg", sagt Orgis. "Es gibt schon Kunden, die für das kommende Jahr ihre Aufträge storniert haben, weil sie nicht wissen, wie es weitergeht."

Unternehmen im ErzgebirgskreisIn der Firmendatenbank der Wirtschaftsförderung Sachsen sind derzeit 3.238 Unternehmen aus dem Erzgebirgskreis registriert. 1.234 davon haben weniger als 10 Mitarbeiter, 2.328 weniger als 100. Nur 19 Unternehmen geben eine Mitarbeiterzahl von mehr als 500 an.Quelle: Wirtschaftsförderung Sachsen

MDR (tfr)

Dieses Thema im Programm:MDR FERNSEHEN | SACHSENSPIEGEL | 27. September 2022 | 19:00 Uhr