Nachrichten & Themen
Mediathek & TV
Audio & Radio
SachsenSachsen-AnhaltThüringenDeutschlandWeltLeben

EröffnungAnnaberg-Buchholz macht sich fit für die Forschung zum autonomen Bahnfahren

03. April 2023, 19:58 Uhr

Es ist nicht Stanford oder Cambridge - noch nicht einmal Chemnitz: In Annaberg-Buchholz werden die Weichen für das Bahnfahren ohne Lokführer gestellt. Möglich machen das eine Teststrecke, Forscherinnen und Forscher und der "Smart Rail Connectivity Campus", der im Unteren Bahnhof der Erzgebirgsstadt entsteht.

Spitzenforschung unter dem Schwibbogen, so nennt der Rektor der Technischen Universität Chemnitz, Gerd Strohmeier, die Arbeit im "Smart Rail Connectivity Campus" (SRCC) im Unteren Bahnhof von Annaberg-Buchholz. Zur Eröffnung hatte er schon ganz spontan die Erzgebirgsstadt zum Universitätsstandort erklärt.

"Wir machen das auf einem sehr, sehr hohen Niveau hier in Annaberg-Buchholz, unter weltweit einzigartigen Rahmenbedingungen." Man könne es nicht genug betonen: "Wir forschen hier nicht im Stanford, Cambridge oder auch in Chemnitz. Wir machen das in Annaberg-Buchholz."

Wir forschen hier nicht in Stanford, Cambridge oder auch in Chemnitz. Wir machen das in Annaberg-Buchholz.

Gerd Strohmeier | Rektor der Technischen Universität Chemnitz

Sehr gute Bedingungen für Theorie und Praxis

Kern der Forschung seien neben dem Campus auch die praxisorientierten Rahmenbedingungen, so Strohmeier. "Wir haben hier eine mehr als 20 Kilometer lange Teststrecke zwischen Annaberg-Buchholz und Schwarzenberg, die mit einem 5G-Testfeld ausgerüstet wurde."

Das ermögliche zum Beispiel die Fernsteuerung realer Züge. "Das Ziel muss weiterhin sein, das automatisierte Bahnfahren weiter voranzutreiben." Nachhaltigkeit sei aber auch ein wichtiges Thema in Bezug auf alternative Antriebe und Gewichtsersparnis bei den Zügen.

Kopfbau mit Köpfchen

Im neu eingeweihten nördlichen Kopfbau werden auch die forschenden Köpfe in Sachen Bahnforschung ihren Platz finden. Auf drei Etagen sind Büros, Labore und Server-Räume entstanden. Mit der Frauscher Sensortechnik GmbH hat auch ein Projektpartner aus der Wirtschaft Platz gefunden.

Die Ziele des SRCC sind hoch gesteckt: Sie reichen von der digitalen Vernetzung und Kommunikation im Schienenverkehr über das automatisierte Fahren auf der Schiene bis hin zur Integration des Bahnverkehrs in Mobilitätsangebote mit anderen Verkehrsmitteln.

Ziel: Mobilität im ländlichen Raum verbessern

Auf dem Campus sollen bahntechnische Erfindungen entwickelt, getestet und zur Marktreife gebracht werden, sagt der technische Leiter des SRCC, Sören Claus. "Wir hatten ja erst im November eine Fernsteuerfahrt, bei der ein Zug in Schlettau von Braunschweig aus gesteuert wurde über 5G." Man arbeite aber auch an Themen wie "Mobilitätsketten im ländlichen Raum", um das Leben dort attraktiver zu machen.

"Signaltechnik, Sensorik und 5G kommen dazu, wobei dieser Übertragungsstandard eine sehr große Rolle spielt", fügt Claus hinzu.

Der Untere Bahnhof in Annaberg-BuchholzSchon im Jahr 1866 wurde der Bahnhof als Endpunkt der Chemnitz-Annaberger Bahn eröffnet. In der Hochzeit der Eisenbahn verfügte der Bahnhof über elf Gleise. Die Gleise wurden 2006 bei der Sanierung der Strecke bis auf zwei zurückgebaut, das Bahnhofsgebäude verlor seinen Zweck.
Seit 2021 wird das ehemalige Empfangsgebäude als Außenstelle der Technischen Universität Chemnitz zum "Smart Rail Connectivity Campus" umgebaut. Dort werden Forschungen zum autonomen Bahnbetrieb angesiedelt. Bereits 2018 ging in Annaberg-Buchholz das erste digitale Stellwerk Europas in Betrieb.Stadt Annaberg-Buchholz

Wissenschaftsminister Gemkow hat auch Erwartungen an den Bund

Sachsens Wissenschaftsminister Sebastian Gemkow (CDU) fordert bei aller Freude auch eine weitere Beteiligung des Bundes. "Der Freistaat hat das Projekt schon in der Vergangenheit unterstützt und wird das auch weiterhin tun. Wir erwarten aber auch vom Bund, dass er das Projekt finanziell weiter unterstützt." Sachsen habe im Doppelhaushalt bereits die entsprechenden Mittel eingestellt. Genaue Summen könne er jedoch wegen der dynamischen Preisentwicklung am Bau nicht nennen, sagte Gemkow. Im nächsten Schritt soll zwischen den beiden Kopfbauten des Bahnhofs eine Forschungshalle gebaut werden.

MDR (tfr/rkü)

Dieses Thema im Programm:MDR FERNSEHEN | MDR SACHSENSPIEGEL | 03. April 2023 | 19:00 Uhr