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GaskriseEhepaar im Erzgebirge soll über 2.000 Euro im Monat für Gas zahlen

14. September 2022, 14:46 Uhr

Viele Haushalte bekommen derzeit unschöne Post von ihren Gasversorgern. Die monatlichen Abschläge vervielfachen sich und viele Kunden wissen nicht, wie sie das bezahlen sollen. So geht es auch dem Ehepaar Tietze aus dem Erzgebirge.

Roswitha Tietze glaubte ihren Augen nicht zu trauen als sie in der vergangenen Woche den Brief des Gasversorgers Mitgas aus dem Briefkasten holte. "Ich habe den Brief ein paar Mal lesen müssen, um das überhaupt zu begreifen, muss ich ehrlich sagen", erzählt sie. "Ich habe das für den Moment auch nicht wahrhaben wollen."

Denn in dem Schreiben stand schwarz auf weiß, dass der monatliche Abschlag für das Rentnerehepaar Tietze von bisher 181 Euro ab November auf 2.266 Euro steigt - eine Verzwölffachung. Solche oder ähnliche Schreiben bekommen derzeit viele Gaskunden, sagt Lorenz Bücklein Energiereferent von der Verbraucherzentrale Sachsen. In solch einem Fall sollte man schnell handeln, sagt er.

Verbraucherzentrale rät Sonderkündigungsrecht zu prüfen

"Man kann, wenn es zu Preissteigerungen in einer Sondervertragskonstellation kommt, von einem Sonderkündigungsrecht Gebrauch machen", erklärt Bücklein. Dafür würden aber Fristen gelten, die man einhalten muss. "Im Normalfall muss ich da in den ersten Wochen, nachdem das Schreiben mir zugegangen ist, sofort aktiv werden und schauen, ob es eine Möglichkeit gibt, zu einem anderen Anbieter, der möglicherweise einen besseren Tarif anbietet, zu wechseln."

Das hat Familie Tietze getan und sich nach einem günstigeren Anbieter umgeschaut. Doch die meisten Anbieter, die einen vertretbaren Preis haben, nehmen keine neuen Kunden an, sagt Roswitha Tietze. Deswegen greifen sie nun auf den Grundversorger zurück, in ihrem Fall die Eins Energie*. Das heißt, dass sie dann rund 15 bis 17 Cent pro Kilowattstunde Gas bezahlen müssten.

Grundversorger durch langfristige Verträge deutlich preiswerter

In der gegenwärtigen Situation sind viele Grundversorger preiswerter, weil sie langfristige Verträge mit den Gasanbietern abgeschlossen haben. Dadurch müssen sie nicht zu den gestiegenen tagesaktuellen Preisen Gas kaufen. Auch wenn der erste Schreck bei Roswitha Tietze verflogen ist, fordert sie von der Bundesregierung wirksame Schritte. "Auf alle Fälle würde ich mir wünschen, dass der Gaspreis gedeckelt würde. Was Anderes sehe ich nicht", sagt sie. "Und dass solche Rechnungen, die wir jetzt haben, gar nicht möglich sind."

Eine solche Deckelung des Gaspreises gibt es bereits in einigen europäischen Ländern. Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck hält eine Begrenzung des Preises für ein falsches Signal, weil dann der Anreiz zum Energiesparen entfällt.

*In einer früheren Version des Artikels waren die Stadtwerke Annaberg-Buchholz als Grundversorger benannt. Das trifft aber nicht zu.

MDR (ali/bpf)

Dieses Thema im Programm:MDR SACHSEN - Das Sachsenradio | Radioreport | 13. September 2022 | 18:00 Uhr