Klage Skigebiet am Keilberg: Generalstaatsanwalt klagt gegen unerlaubte Erweiterung

12. April 2022, 18:08 Uhr

Dem Skigebiet am Fichtelberg ging es während der Corona-Pandemie schlecht: Die Lifte waren geschlossen, während auf tschechischer Seite der Skibetrieb brummte. Jetzt gibt es eine Klage wegen der mutmaßlich unerlaubten Erweiterung des Skigebietes unterhalb des Keilbergs in Tschechien.


Der Generalstaatsanwalt Tschechiens, Igor Stříž, hat eine Verwaltungsklage gegen das Bauamt der Stadt Jáchymov (Joachimsthal) eingereicht. Es geht dabei um eine Baugenehmigung zur Erweiterung des Skigebietes unterhalb des Klínovec (Keilberg), zu der die Behörde nach Auffassung der Staatsanwaltschaft nicht berechtigt war.

Zuvor war ein Strafverfahren der Staatsanwaltschaft Karlsbad gegen "eine juristische und eine natürliche Person" wegen der illegalen Abholzung eines 3,6 Hektar großen Waldstückes im Jahr 2018 eingeleitet worden, hieß es in einer Mitteilung des Generalstaatsanwaltes.

Behörde erteilt offenbar nachträglich Baugenehmigung

Der Bauherr habe den Bau ohne Planfeststellungsbeschluss und ohne Baugenehmigung durchgeführt, teilte Stříž mit. Erst nach Ende der Bauarbeiten sei für die als Forststraße deklarierte Schneise eine Flächenwidmung beantragt worden, heißt es weiter. Anstatt gegen die nicht genehmigte Bebauung vorzugehen, habe die Baubehörde im Juli 2020 eine nachträgliche Baugenehmigung erteilt. Dabei habe sie von den massiven Landschaftsgestaltungs- und Abholzungsarbeiten gewusst. Diese Eingriffe seien weit über das hinausgegangen, was zum Bau einer reinen Forststraße notwendig gewesen sei.

Zudem sei das Bauamt Jáchymov gar nicht befugt gewesen, solche Genehmigungen zu erteilen. Der Generalstaatsanwalt in Tschechien beantrage daher durch die Verwaltungsklage ihre vollständige Rücknahme.

Aus einem Forstweg wurde eine Skipiste

Skifahrer, die am Klínovec unterwegs sind, nutzen den zwei Kilometer langen sogenannten Ziehweg, der parallel zur Zufahrtsstraße in Richtung Gipfel durch den Wald führt seit geraumer Zeit. Die als Piste 24 ausgewiesene Strecke gehört im Winter zu den wichtigen Verbindungen innerhalb des Skigebietes. Erst mit dieser Piste sind die Skihänge Neklid bei Boží Dar (Gottesgab) mit den Pisten am Klínovec für Skifahrer verbunden worden.

Bürgermeister von Oberwiesenthal von Klage überrascht

Der Bürgermeister von Oberwiesenthal, Jens Benedict, verfolgt den Ausgang des Verfahrens um möglicherweise illegale Erweiterung des Skigebietes am Keilberg mit Interesse. Er sehe das Skigebiet am Klínovec auch als Konkurrenz, sagte er MDR SACHSEN. "Aber wir profitieren auf beiden Seiten der Grenze von den Angeboten. Die Leute, die in Oberwiesenthal übernachten, nutzen auch das Angebot am Keilberg." Wenn die Attraktivität des Skigebietes am Keilberg geschmälert werde, sei das auch für die gesamte Region ein Schaden.

Gleichzeitig verweist Benedict auf eine unterschiedliche Rechtslage auf den beiden Seiten der Grenze. "Wir sind zwar Berge, die aneinander liegen, aber wir haben unterschiedliche Voraussetzungen." Das betreffe einerseits die baurechtliche Seite, die auf deutscher Seite umfangreicher sei als in Tschechien.

"Andererseits sind die Naturschutzgebiete bei uns am Fichtelberg sehr engmaschig und kleinteilig, am Keilberg jedoch sehr großflächig angelegt." Der Neubau von Pistenflächen würde auf tschechischer Seite immer deutlich schneller vonstattengehen als in Deutschland. "Wir sind trotzdem ein bisschen überrascht, dass jetzt die für den Keilberg so wichtige Verbindungstrasse zur Disposition steht."

Entscheidung steht noch aus

Bewerten könne man nicht, was da wie entstanden sei. "Aber es ist schon wichtig, dass dort die gleiche Rechtstaatlichkeit gilt wie bei uns."

Über die Verwaltungsmaßnahme des Generalstaatsanwalts entscheidet das Landgericht Pilsen. Wann mit einer Entscheidung zu rechnen ist, wurde nicht mitgeteilt.

MDR (tfr/mur)

Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN - Das Sachsenradio | Nachrichten aus dem Regionalstudio Chemnitz | 12. April 2022 | 15:30 Uhr

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