Handwerk Rasierer aus Silber aus dem Erzgebirge gegen wilden Bartwuchs

12. Juli 2022, 14:08 Uhr

Neues Fabrikat aus dem Erzgebirge: Die Firma Mühle aus Hundshübel bei Stützengrün bringt einen Rasierhobel aus massivem Silber auf den Markt. Für eine Region, in der seit rund 200 Jahren traditionell die Bürstenmacher zu Hause sind, ist das eine scharfe Neuerfindung.

Edelrasierer R89AG

Hundert Gramm schwer, matter Glanz, klassische Form – wenn Andreas Müller, Chef des Rasierutensilienherstellers Mühle den neuen Edelrasierer ins Licht hält, leuchten seine Augen. R89AG heißt das gute Stück, das vom Griff bis zum Kopf komplett aus Silber besteht. "Es ist wirklich ein werthaltiges Produkt, mit ganz viel Liebe gefertigt. Es steht für Tradition und handwerkliches Können", schwärmt Müller.

Lange Zeit war die Firma Mühle vor allem für hochwertige Rasierpinsel bekannt. Nach und nach kamen dann Rasierhobel ins Portfolio. Vor einem Jahr hatte Müller die Idee, ein Luxusmodell anzubieten. Es wird gemeinsam mit einem Schmuckproduzenten aus Pforzheim gefertigt. In der Großstadt am Schwarzwald geschehe die Fertigung der Silberteile. "Wir montieren dann den Hobel", so der Mühle-Firmenchef.

Glanzstück ist alltagstauglich

Trotz des edlen Materials sei der Rasierer nicht nur ein Hingucker, sondern absolut alltagstauglich. Um das unter Beweis zu stellen, musste das Modell etliche Stresstests durchlaufen. Entscheidend sei dabei die Schraubverbindung des Hobelkopfes mit dem Griff gewesen, erklärt Müller. "Wir haben mehrere tausend Öffnungen und Schließungen simuliert, wir haben Falltests gemacht." Darüber hinaus sei das Material Silber durch seine antibakterielle Wirkung prädestiniert für ein Rasiergerät.

Allerdings hat Silber auch seine Preis. 675 Euro kostet der R89AG, dessen Auflage auf 200 Stück limitiert ist. Interessenten gibt es laut Müller reichlich. "Wir haben Vorbestellungen aus Amerika, England, Spanien, den Beneluxländern."

Manufakturstart in der Waschküche

Die Geschichte der Firma Mühle begann 1945 als kleine Bürstenmanufaktur. In einer Waschküche stellte der Firmengründer Otto Johannes Müller die ersten Pinsel und Bürsten her. Das Unternehmen wuchs und spezialisierte sich auf Rasierpinsel, die auch ins Ausland verkauft wurden. In der großen Enteignungswelle der DDR wurden Mühle dem Volkseigenen Betrieb (VEB) Flamingo-Bürsten Schönheide angegliedert. Nach der Wende erhielt Familie Müller ihr Unternehmen zurück und baute eine neue Produktpalette auf.

Strahlkraft für regionale Bürstenhersteller

Anna Müller, Sprecherin der Gemeinschaft "Die deutsche Bürstenregion" in Stützengrün, ist froh über das wirtschaftliche Aushängeschild, wie sie sagt. "Die meisten Bürstenbetriebe, die wir hier haben, machen alles sehr klassisch. Wenn man dann natürlich so ein Unternehmen hat, was sich heraustut, wenn man Handwerk neu erfinden kann, dann bringt das immer Aufmerksamkeit." Von diesem positiven Image würden am Ende auch die anderen 15 verbliebenen Bürstenhersteller der Region profitieren.

MDR (bs,ma)

Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN - Das Sachsenradio | Regionalreport | 11. Juli 2022 | 16:30 Uhr

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