Dachbodenfund Schwert in Annaberg-Buchholz führt ins 8. Jahrhundert
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In den Geschichtsbüchern ist zu lesen, dass das Erzgebirge im 12. Jahrhundert besiedelt wurde. Annaberg wurde gar erst 1496 gegründet. Ein Schwert, das im Erzgebirgsmuseum aufgetaucht ist, stammt aber aus dem 8. Jahrhundert. Das 1.200 Jahre alte Relikt wurde 1885 im Annaberger Ratswald gefunden und gibt einige Rätsel auf.

Ein klassischer "Dachbodenfund" im Erzgebirgsmuseum Annaberg-Buchholz könnte Geschichte (neu) schreiben. Denn der neue Direktor der Städtischen Museen in Annaberg-Buchholz, Martin Straßburger, hat einen unscheinbaren Metallgegenstand als archäologische Rarität identifiziert. "Als ich meine Tätigkeit im Museum begonnen habe, habe ich auch die Bestände gesichtet. Dabei war ich auch auf dem Dachboden des Erzgebirgsmuseums, wo viele Exponate lagern. Dabei ist mir das Schwert ins Auge gefallen."
Das Auge des Archäologen
Das rostige, 70 Zentimeter lange Schwert, an dem der Zahn der Zeit schon ordentlich genagt hat, brauche einen geschulten Blick, um erkannt zu werden, sagt Staßburger. "Ich bin ausgebildeter Archäologe. daher habe ich schon öfter mit solchen Dingen wie alten Schwertern zu tun gehabt." Im Halbdunkel einen rostigen Gegenstand zu finden und zu entdecken, dass es sich um etwas Besonderes handele, sei schon schwierig. "Als Laie kann man nur erahnen, dass es einmal ein Schwert war." Als Fachmann könne man das Schwert aufgrund seiner Machart zeitlich ganz gut einordnen. "Es gab schon solche Funde in Gräbern. Deswegen lässt sich das auch ziemlich genau einordnen in die Zeit um 800, plus-minus 50 Jahre vielleicht."
Puzzle wird zusammengetragen
Viele Informationen zu dem Schwert habe es nicht gegeben, sagt Straßburger. "Auf einem Zettel, der sich neben dem Schwert befand, war zu lesen, dass das Schwert 1858 im Annaberger Ratswald gefunden wurde." In einer alten Beschreibung von 1909 seien das Schwert und der Fundort ebenfalls erwähnt worden. Zudem solle es dort mehrere "Funde dieser Art" gegeben haben. "Was 'Funde dieser Art' bedeutet, kann man nur hypothetisch sagen. Das hört sich nach einem Gräberfeld an. Doch ohne nähere Untersuchung ist das schwer festzustellen." Weil keine genaue Ortsangabe zum Fundort gemacht worden sei, müssten weitere Forschungen zeigen, ob vielleicht noch mehr im Boden liege.
Im Erzgebirge ist es der einzige Fund in der Art.
Offen bliebe weiterhin die Frage, was vor der spätmittelalterlichen Besiedlung des Gebietes im 13. Jahrhundert hier passiert sei, sagt Straßburger. "Archäologie im Mittelgebirge ist aber generell schwierig. Es gibt weniger Ackerflächen als im Flachland, wo man auf den Feldern einiges finden kann. Für Waldgebiete lassen sich schwerer Aussagen treffen."
Ausstellung des seltenen Fundes geplant
Jetzt wird das Schwert erst einmal untersucht, kündigt der Museumsleiter an. "Ich werde den Fund erst einmal hier behalten, beschreiben, sehen, welche Spuren ich noch finden kann. Dann muss er noch konservatorisch begutachtet werden, weil wir das Schwert natürlich gern ausstellen würden. In dem Zuge kann man dann auch feststellen, wie genau das Schwert geschmiedet wurde."
Ein Plan wäre auch, das Schwert im Frohnauer Hammer nachzuschmieden.
Dann könne man neben dem Original auch die Replik zeigen, um zu zeigen, wie das Schwert ursprünglich einmal ausgesehen habe, meint Straßburger. Wann es soweit sein wird, steht noch nicht fest.
Quelle: MDR (tfr)
Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN | Regionalreport aus dem Studio Chemnitz | 27. Januar 2022 | 14:30 Uhr