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Eröffnung und AusblickWonach der Weihnachtsmarkt in Chemnitz riecht

25. November 2022, 20:20 Uhr

Der Chemnitzer Weihnachtsmarkt muss im Ansehen hinter dem Striezelmarkt in Dresden und den zahlreichen Märkten im Erzgebirge oft zurücktreten. Zu Unrecht, wie manche Gäste finden. Ein Geruchs-Streifzug durch den Eröffnungstag des Weihnachtsmarktes am Freitag – inklusive Weit- und Ausblick.

Der Chemnitzer Weihnachtsmarkt, direkt in der Innenstadt, lässt sich schon viele Meter entfernt erschnuppern. Am Anfang des Streifzuges steht der Rauch, durch die Luft wabernd, durchsetzt mir herzhaften Wurst- und Bratenaromen. Dann folgen aromatisch-fruchtige Dämpfe, durchdrungen von einem Hauch von Alkohol, schließlich der Duft gebrannter Mandeln und Krapfen.

Der Chemnitzer Weihnachtsmarkt, der am Freitagnachmittag feierlich eröffnet wurde, ist ein Erlebnis für die Nase, manche Gerüche lassen sich aber erst auf den zweiten Atemzug erschnuppern, sind feiner als andere.

Freude nach zwei Jahren Pandemie-Pause

Nach Glühwein und Stärkerem riecht es am Stand von Oliver Weigert. Der begrüßt die Reporterin mit einem "Sie sind doch bestimmt hier, um nach dem Glühweinpreis zu fragen, oder?" Eigentlich nicht und trotzdem: 3,50 Euro, wie so ziemlich überall auf dem Chemnitzer Weihnachtsmarkt. Oliver Weigert serviert schon seit mehr als 20 Jahren an seinem Marktstand feingeistige Getränke.

"Chemnitz ist ein sehr schöner Weihnachtsmarkt und wir haben über die Jahre viele Stammkunden bekommen", sagt der Burgstädter. "Wir freuen uns nach den zwei Jahren, wieder hier zu sein und man sieht es den Leuten an, dass es ihnen genauso geht", sagt er. Weigerts Highlight in diesem Jahr: Feuerzangenbowle. Der Gastronom serviert sie in Tassen mit einer Kuhle am Henkel. Und ja, sie brennt wirklich.

Auch der Wildfleischstand von Fernando Herrmann und Carsten Salomo lockt zuerst die Nase. Der Köder: eine Hirschkeule die sich langsam über offenem Feuer dreht. "Wir sind gleich mit guter Laune gestartet und froh, dass es wieder losgeht. Die letzten beiden Jahre waren ziemlich hart", sagt Fernando Herrmann, den Verdienstausfall habe man schwer verkraften können. Doch nun geht es wieder los. Der Geheimtipp dieser Marktbude: Wildroster.

Wir sind gleich mit guter Laune gestartet und froh, dass es wieder losgeht. Die letzten beiden Jahre waren ziemlich hart.

Fernando Herrmann | Markthändler

Neulinge und Wiederholungstäter

Sowohl nach Tradition, als auch nach Vorfreude duftet es auf dem Chemnitzer Weihnachtsmarkt. Das Gewirr an Stimmen und Dialekten lässt darauf schließen, dass sich nicht nur die Chemnitzerinnen und Chemnitzer, sondern Menschen aus aller Welt den Markt anschauen wollen. Viele Gäste sprachen zur Eröffnung ukrainisch.

Für Jana Schian hingegen ist der Besuch des Weihnachtsmarktes eine Heimkehr. "Ich bin Karl-Marx-Städterin, lebe aber in München. Jedes Jahr zum ersten Advent kehre ich nach Chemnitz zurück und besuche dann auch den Weihnachtsmarkt", erzählt sie. Der erste Advent müsse es auch unbedingt sein, da sie in Chemnitz auch ihren Weihnachtsstollen von der Bäckerei ihres Vertrauens kauft, der gehöre einfach dazu.

Hat München nicht auch einen schönen, wenn nicht gar besseren Weihnachtsmarkt? Sie winkt ab: "Der Münchner Christkindlmarkt ist sehr katholisch geprägt, mit Heiligenfiguren und so. Das hier ist einzigartig, die Kunst, die Stimmung, das gibt es nur hier."

Das hier ist einzigartig, die Kunst, die Stimmung, das gibt es nur hier.

Jana Schian | Besucherin

Auch der Weihnachtsmarkt von Annaberg-Buchholz lädt ein

Der Chemnitzer Weihnachtsmarkt riecht nach Fernweh, nach einem Auftakt doer nach einer Etappe, weiterzuziehen. Zum Beispiel auf den Weihnachtsmarkt in Annaberg-Buchholz, der ebenfalls am Freitag eröffnet wurde.

Eine Übersicht sämtlicher Weihnachtsmärkte in Sachsen und ganz Mitteldeutschland mit ihren Öffnungszeiten und der Dauer, findet sich hier:

Bergparaden am Wochenende

Auf dem Weihnachtsmarkt riecht es außerdem nach Vorfreude, nach einem geschmeidigen Start in die Adventszeit – aber auch nach den kultigen Brauchtümern der kommenden Tage.

Erzgebirgische Traditionsvereine bereiten sich nach zweijähriger Corona-Pause auf ihre berühmten Bergparaden vor. Bis zum vierten Advent sind knapp 20 Aufzüge in historischen Trachten geplant, teilte der Tourismusverband Erzgebirge am Freitag in Annaberg-Buchholz mit. Zum Auftakt in Chemnitz werden am Sonnabend fast 1.000 Teilnehmende erwartet.

Viele Trachtenvereine bringen ihre eigenen Kappellen mit. Bildrechte: MITTELDEUTSCHER RUNDFUNK

Beteiligt sind Mitglieder der sächsischen Bergmanns-, Knappen- und Hüttenvereine. Erzgebirgische Bergparaden sind in der Adventszeit unter anderem auch in Olbernhau, Schwarzenberg und Marienberg geplant. Höhepunkt ist die Große Bergparade in Annaberg-Buchholz am 18. Dezember.

Sie wird voraussichtlich von rund 900 Uniformträgern und knapp 400 Bergmusikern aus Sachsen und Bergbauregionen der gesamten Bundesrepublik gestaltet. Im Anschluss an den Aufzug findet traditionell vor der Kulisse der evangelischen St. Annenkirche ein Open-Air-Konzert statt.

Hoffnung: Rosen für die Rechte der Frauen

Nicht zuletzt hat es am Freitag auf dem Chemnitzer Weihnachtsmarkt auch nach Hoffnung gerochen: Hoffnung und Rosen. Diese wurden von Sheyda Mahasenpoor und Soheyla Chegini kurz vor der offiziellen Eröffnung des Marktes an Passantinnen und Passanten verteilt.

Sie wollten damit trotz der Weihnachtsvorfreude an die Situation der Frauen in Iran erinnern, die derzeit für ihre Freiheit kämpfen. "Es sind schon mehr als 400 Menschen in Iran ermordet worden. Darauf wollen wir aufmerksam machen", sagte Sheyda Mahasenpoor, die aus dem Land stammt.

Die Besucherinnen und Besucher bekamen nicht nur die Rose, sondern auch ein Informationsblatt in die Hand. Eine Schülerin, die mit ihren Freunden den Weihnachtsmarkt besuchte, sagte dazu: "Es ist dort noch lange nicht vorbei und wir dürfen die Menschen in Iran nicht vergessen."

MDR (sho)/epd

Dieses Thema im Programm:MDR SACHSEN - Das Sachsenradio | Regionalnachrichten aus dem Studio Chemnitz | 25. November 2022 | 16:30 Uhr