DiskussionLandkreis will Verkauf: Fichtelberghaus im Erzgebirge zu teuer
- Kreisräte entscheiden im Herbst über möglichen Verkauf des Fichtelberghauses und des gesamten Plateaus.
- Hotel und Restaurant müssen grundlegend renoviert werden, aber der Kreis als Besitzer hat kein Geld dafür.
- Die Linke in Sachsen ist gegen den Verkauf in private Hände.
Der Erzgebirgskreis will das Fichtelberghaus in Oberwiesenthal Ende 2024 verkaufen und holt sich nach eigenen Angaben über die Region hinaus Angebote dafür ein. Im Herbst 2024 soll darüber im Kreistag abgestimmt werden. Der Vize-Landrat des Erzgebirgskreises, Andreas Stark (CDU), nannte die Angelegenheit "komplex". Und: "Es besteht grundsätzlich Investitionsbedarf. Für uns als Landkreis stellt sich die Frage: Kann er das als Eigentümer und Verpächter finanziell schultern?"
Wir glauben, dass bei diesem Investitionsbedarf, der dort besteht, das die öffentliche Hand nicht packen kann.
Andreas Stark | stellvertr. Landrat und Beigeordneter des Erzgebirgskreises (CDU)
Erzgebirgskreis hat kein Geld für Umbau
Der Millionenaufwand sei für "den Landkreis nicht zu stemmen". Das sei seit 2022 immer deutlicher geworden. Die Kreisräte hätten dann beschlossen, dass der Kreis das Objekt an den Markt bringen und sich öffentliche Angebote einholen solle. Das laufe nun. "Ein privater Investor kann am Markt und mit Unternehmen ganz anders operieren als ein öffentlicher. Er ist mit seinen steuerlichen Angelegenheiten freier als eine Verwaltung", nannte Stark die Vorteile eines Verkaufs.
Risiken mit Verkauf verbunden
Dem Kreis sei jedoch auch klar, dass dieser exponierte höchste Gipfel mit vielen Interessen verbunden sei. "Es ist gut, dass die öffentliche Hand im wahren Wortsinn da ihre Hand drauf hat", sagte Stark. Wenn ein Investor den Erwartungen nicht gerecht werde, entstünden Risiken. Stark verwies auf teils schwierige Entwicklungen am Klínovec (Keilberg) auf der tschechischer Seite.
Dass künftig für das Plateau Eintritt bezahlt werden muss, wie manche befürchten, hält Stark für abwegig. Die Gaststätte werde seiner Meinung nach frei zugänglich bleiben.
Wenn der Freistaat Interesse hätte, Kreis hätte nichts dagegen
Im Gespräch mit MDR SACHSEN verwies Andreas Stark auf den Freistaat. "Wenn es wirklich ein Interesse des Freistaats Sachsen an diesem höchsten Gipfel gäbe, dann kann er den ja gern betreiben." Aber schon 1996 habe das Land das Plateau und Gebäude nicht betreiben wollen. Damals war der Komplex für einen symbolischen Preis von einer Mark an den Kreis gegangen.
Gebhardt: "Tafelsilber" nicht verscherbeln
In die Diskussion um die Zukunft des Ausflugszieles hatte sich Mitte der Woche der Chef der Linksfraktion im Sächsischen Landtag, Rico Gebhardt, eingeschaltet. Seiner Meinung nach gehört Sachsens höchster Punkt nicht in private Hände. Er habe für Sachsen einen enormen kulturellen und touristischen Wert.
Gebhart sagte, "dieses Tafelsilber" müsse für die Bevölkerung gesichert werden. Dies könne über eine Bewirtschaftungs-Genossenschaft gelingen. Der Linken-Politiker Gebhardt, der aus Aue im Erzgebirge stammt, reagierte damit auf die Verkaufspläne.
Das Fichtelberghaus gehört dem Landkreis, der es zuletzt an die Liftgesellschaft Oberwiesenthal (LGO) verpachtet hatte. Auf der Homepage schreibt der Landkreis, er wolle es nun "im Rahmen eines Angebotsverfahrens veräußern". Bis 5. Juli könnten Interessenten Unterlagen für das 13.700 Quadratmeter große Grundstück mit mehreren Gebäuden, Aussichtsturm und Parkplätzen anfordern.
Die Geschichte des Fichtelberghauses (Zum Aufklappen)
- 1888/89 wurde das Fichtelberghaus auf dem Plateau des Fichtelbergs gebaut.
- Ab 1890 begannen die Wetterbeobachtungen und -aufzeichnungen auf dem Fichtelberg.
- Wegen des Besucheransturms wurde das Haus mehrfach angebaut und vergrößert. Die Fichtelbergbahn trug ab 1924 zum Interesse der Menschen bei, die innerhalb von 3,5 Fahrminuten auf den Berg kamen.
- Am 25. Februar 1963 brannte das Gebäude bis auf die Grundmauern ab.
- Am 28. Juli 1967 wurde ein Neubau in DDR-typischer Architektur eröffnet.
- Seit 1996 gehört das Fichtelberghaus dem Landkreis, damals war das noch der Kreis Annaberg.
MDR (kk/jhe)
Dieses Thema im Programm:MDR SACHSEN | MDR SACHSENSPIEGEL | 28. Juni 2024 | 19:00 Uhr