Streit ums FichtelberghausAppell des Oberwiesenthaler Stadtrats: Nicht alle Flächen auf Fichtelberg verkaufen
Der Erzgebirgskreis will das Fichtelberghaus in Oberwiesenthal möglichst Ende 2024 verkaufen. Die Pläne zum Verkauf von Flächen auf Sachsens höchstem Gipfel samt überregional bekanntem Fichtelberghaus stoßen in Oberwiesenthal auf Gegenwind. In einem Beschluss appelliert der Stadtrat nun an den Landkreis, wenigstens wichtige Flächen auf dem Plateau in öffentlicher Hand zu behalten und nicht an Privatleute zu verkaufen, wie die Stadt informierte.
In der Stellungsnahme des Stadtrats wurden die Verkehrsflächen, der Bereich zwischen der Bergstation der Schwebebahn, dem Fichtelberghaus und der Friedensglocke.
Landkreis: Können Modernisierung nicht stemmen
Das Plateau auf dem Fichtelberg mit dem dortigen Hotel und Restaurant ist ein beliebtes Ausflugsziel. Die Immobilien gehören dem Erzgebirgskreis, der das Fichtelberghaus zuletzt an die Liftgesellschaft Oberwiesenthal (LGO) verpachtet hat.
Der Landkreis hatte im Frühjahr ein Angebotsverfahren gestartet, um das Fichtelberghaus und die Flächen ringsum zu verkaufen. Denn die Immobilie müsste aufwändig modernisiert werden.
Riesige Grundstück mit Aussichtsturm und Parkplätzen
Der Millionenaufwand sei für "den Landkreis nicht zu stemmen", hatte der Vize-Landrat des Erzgebirgskreises, Andreas Stark (CDU), gesagt. Das sei seit 2022 immer deutlicher geworden. Er nannte die Angelegenheit "komplex". Die Kreisräte hätten dann beschlossen, dass der Kreis das Objekt an den Markt bringen und sich öffentliche Angebote einholen solle.
Bis 5. Juli konnten Interessenten Unterlagen für das 13.700 Quadratmeter große Grundstück mit mehreren Gebäuden, Aussichtsturm und Parkplätzen anfordern.
Auf Anfrage der Deutschen Presse-Agentur sah sich die Landkreis-Pressestelle am Donnerstag nicht in der Lage, zum aktuellen Stand des Verfahrens Auskunft zu geben.
Freistaat will Vorkaufsrecht nicht nutzen
Im Prinzip hat der Freistaat Sachsen ein Vorkaufsrecht für das Areal. In der Antwort auf eine Kleine Anfrage des Landtagsabgeordneten Rico Gebhardt (Linke) hatte Finanzminister Hartmut Vorjohann (CDU) im Juli aber gesagt, davon keinen Gebrauch machen zu wollen. Eine Liegenschaft wie das Fichtelberghaus könne laut Sächsischer Haushaltsordnung nur gekauft werden, wenn das zur Erfüllung der Aufgaben des Staates in absehbarer Zeit erforderlich sei. Dieser Bedarf sei nicht gegeben, so Vorjohann.
Bereits 1996 hatte der Freistaat das Plateau und Gebäude nicht betreiben wollen und für den symbolischen Preis von einer Mark an den Landkreis gegeben.
Linke: "Tafelsilber" nicht verscherbeln
Seit Bekanntwerden der Verkaufspläne regt sich Kritik. Der Chef der Linksfraktion im Sächsischen Landtag, Rico Gebhardt, betonte, dass Sachsens höchster Punkt nicht in private Hände gehöre. Er habe für Sachsen einen enormen kulturellen und touristischen Wert. "Dieses Tafelsilber" müsse für die Bevölkerung gesichert werden. Der Linken-Politiker aus dem Erzgebirge schlug eine Bewirtschaftungs-Genossenschaft vor.
Dass künftig für das Plateau Eintritt bezahlt werden muss, wie manche befürchten, hält Vize-Landrat Stark für abwegig. Die Gaststätte werde seiner Meinung nach frei zugänglich bleiben.
Die Geschichte des Fichtelberghauses (Zum Aufklappen)
- 1888/89 wurde das Fichtelberghaus auf dem Plateau des Fichtelbergs gebaut.
- Ab 1890 begannen die Wetterbeobachtungen und -aufzeichnungen auf dem Fichtelberg.
- Wegen des Besucheransturms wurde das Haus mehrfach angebaut und vergrößert. Die Fichtelbergbahn trug ab 1924 zum Interesse der Menschen bei, die innerhalb von 3,5 Fahrminuten auf den Berg kamen.
- Am 25. Februar 1963 brannte das Gebäude bis auf die Grundmauern ab.
- Am 28. Juli 1967 wurde ein Neubau in DDR-typischer Architektur eröffnet.
- Seit 1996 gehört das Fichtelberghaus dem Landkreis, damals war das noch der Kreis Annaberg.
MDR (kk)/dpa
Dieses Thema im Programm:MDR SACHSEN - Das Sachsenradio | Regionalnachrichten aus dem Studio Chemnitz | 14. August 2024 | 13:30 Uhr