Sicherheit Warum in Einsiedel Schrankenwärter den Bahnübergang bewachen

11. August 2022, 21:01 Uhr

Schrankenwärter ist ein ausgestorbener Beruf? Von wegen: In Einsiedel an der Bahnstrecke Chemnitz - Aue wird ein Bahnübergang rund um die Uhr von Mitarbeitern im Auftrag der Erzgebirgsbahn überwacht. Das liegt in bahnspezifischen Vorschriften und einer komplizierten Straßenlage in dem Bereich. Die Wärter sollen sicherstellen, dass niemand zwischen den Vollschranken stecken bleibt.

Eine Anlage mit Vollschranken sichert den Bahnübergang der Strecke Chemnitz - Aue über die Einsiedler Hauptstraße im Chemnitzer Stadtteil Einsiedel. Trotzdem arbeitet dort rund um die Uhr ein Schrankenwärter im Auftrag der Infrastrukturbetreibers Erzgebirgsbahn, einem Unternehmen der Deutschen Bahn. Er kontrolliert, dass sich keine Fußgänger oder Fahrzeuge zwischen den Schranken auf den Gleisen befinden. Erst nach dessen Okay dürfen die Züge zwischen Chemnitz und Thalheim beziehungsweise Aue fahren.

Keine geeignete Technik verfügbar

Der Verkehrsverbund Mittelsachsen (VMS), der den Zugverkehr dort bestellt und für die Schrankenwärter einen Aufenthaltscontainer organisiert hat, räumt ein, dass die manuelle Kontrolle nicht mehr zeitgemäß ist. Sie sei aber notwendig, weil eine Radaranlage - auch Gefahrraumfreimeldenanlage genannt - nicht installiert sei. Auch Kameras als alternative Überwachung fehlten. Laut VMS werden die Radaranlagen nicht mehr hergestellt und digitale Kameras sind noch nicht zugelassen. Deshalb schieben Sicherheitsmitarbeiter im Dreischicht-System nun ihren Dienst.

Deutsche Bahn plant mit Videoüberwachung - aber ab wann?

Die für die Sicherung der Strecke zuständige Deutsche Bahn kann noch nicht sagen, wie lange die Mitarbeiter noch eingesetzt werden müssen. "Da es derzeit keine DB-zugelassene automatische Gefahrraumfreimeldeanlagen für Bahnübergänge mit Vollschrankenabschluss gibt, müssen wir mit einer Videoüberwachung umplanen", sagte ein Sprecher auf Anfrage. Die Planung und Realisierung sei aufgrund der Entfernung zum Fahrdienstleiter im Bahnhof Chemnitz-Süd "relativ aufwendig". Bis zur Umsetzung der Videoüberwachung müsse die Freimeldung durch die Sicherheitsmitarbeiter erfolgen.

Halbschranke wurde von Abbiegenden umfahren

Vor der Streckensanierung, die Ende 2021 abgeschlossen worden war, wurde der Bahnübergang durch automatische Halbschranken gesichert. Diese verhindern zwar, dass Verkehrsteilnehmer eingeschlossen werden. Allerdings können sie auch umfahren werden. Im konkreten Fall passierte es laut VMS immer wieder, dass Autofahrer beim Abbiegen in die Altenhainer Straße in den Bereich der Gleise fuhren. Das Eisenbahnbundesamt hatte deshalb den Einbau einer Vollschranke veranlasst. Und solange die nicht technisch überwacht werden kann, sind die Schrankenwärter weiterhin nötig.

MDR (lam)

Dieses Thema im Programm: MDR FERNSEHEN | MDR SACHSENSPIEGEL | 12. August 2022 | 19:00 Uhr

2 Kommentare

Tom2022 am 13.08.2022

Früher gab's mal eine Einrichtung, die nannte sich "gesunder Menschenverstand". Hat sogar bei unbeschrankten Bahnübergängen weitgehendst funktioniert. Heute dagegen muss wahrscheinlich alles doppelt und dreifach abgesichert werden, damit nur bloß niemand auf "dumme Gedanken" kommt.
Sicher, das Ganze hat auch einen rechtlichen Aspekt, aber trotzdem ...

tdnp am 12.08.2022

Lösung: Halbschranken einbauen, Kameraüberwachung bei geschlossenen Schranken, da gibt es auch keine Datenschutzprobleme, weil da ja niemand ist (zu sein hat).
Tickets mit Maximalbussgeld (Trotz geschlos­sener Schranke den Bahn­übergang kreuzen - 700 EUR - 2 Punkte - 3 Monate Fahrverbot) für JEDEN Verstoss. Das dauert nur kurze Zeit, dann gibt es keine Probleme mehr.

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