Tag des traditionellen Handwerks Warum die Zwönitzer Brauerei jetzt auch Schnaps brennt
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16. Oktober 2022, 18:31 Uhr
Zum Tag des traditionellen Handwerks im Erzgebirge hat auch die Zwönitzer Brauerei ihre Türen geöffnet. Demonstriert wurde dabei, was es heißt, genussvolle Tradition und modernen Geschäftssinn miteinander zu verbinden. Dabei haben die Veranstalter auch andere Betriebe ins Boot geholt. Um hohe Energiepreise macht sich die Brauerei übrigens wenig Sorgen.
Auf dieser Seite:
- Die Familienbrauerei setzt auf ein breites Angebot, um zukunftsfähig zu bleiben.
- Dank früher Investition kann sich die Brauerei teilweise selbst mit Strom versorgen.
- Neben der Brauerei stellen sich auch andere Handwerksbetriebe aus der Region vor.
- Manche Gäste nutzen den Tag des traditionellen Handwerks gleich für mehrere Etappen.
In der Zwönitzer Brauerei spielt das Bier zwar noch immer die Hauptrolle, steht aber längst nicht mehr alleine auf der Bühne, seit Mandy und Lars Naumann den Familienbetrieb übernommen haben. Zum Bier haben sich mittlerweile Senf, Salami, Schnaps und verschiedene Artikel rund ums Gerstengetränk gesellt.
Das habe Methode, so könne man sicherer in die Zukunft sehen, erklärt Mandy Naumann und stellt dies mehreren hundert Besuchern am Sonntag zum Tag des traditionellen Handwerks im Erzgebirge unter Beweis.
Zeitenwende vor drei Jahren
Mandy und Dominik Naumann versuchen sich in der Brauerei Zwönitz an einem Spagat. Die Familienbrauerei mit angeschlossenen Gasthof ist ein erzgebirgisches Urgestein und verhaftet in Traditionen. Andererseits sind der Brauer und seine Frau noch jung, wollen Neues ausprobieren – und müssten dies sogar.
Denn spätestens mit Beginn der Coronapandemie, als die Gastronomiebetriebe schlossen und die Menschen seltener zum Bier griffen, haben sie umdenken müssen. "'Entweder machen wir zu oder wir werden kreativ', sagten wir damals. Wir entschieden uns für letzteres, seitdem ist uns der Betrieb wie ein zweites Kind", sagt Mandy Naumann.
'Entweder machen wir zu oder wir werden kreativ', sagten wir damals.
Onlineshop als Schritt in die Zukunft
Sie zogen einen Onlineshop auf und erweiterten die Produktpalette. Dazu arbeiteten sie etwa mit einem Fleischer zusammen, verkauften nun auch Bier-Roster und Salami, Biersenf und Biersalz. Mit Erfolg, wie sich zeigt. Die Familie investiere weiter in den Ausbau ihrer Räume.
"Vor elf Jahren haben wir uns schon eine Photovoltaikanlage aufs Dach setzen lassen", sagt Lars Naumann. So versorge sich ein Teil des Unternehmens selbst mit Energie. Der Brauermeister habe zudem Zusatzkurse abgeschlossen und dürfe nun auch Schnaps brennen. Die neue Brennerei ist am Sonntag erstmals einem breiten Publikum präsentiert worden.
Kunden wollen Nähe zum Produkt
Das Publikum, die Kunden, die Gäste - wie sie auch genannt werden, ohne sie geht es nicht, in der Zwönitzer Brauerei. "Die Leute legen wieder mehr Wert auf den Manufakturgedanken, sie wollen auf die Finger schauen, Fragen stellen, vor Ort verkosten", sagt Lars Naumann. Das stellten die Naumanns am Sonntag unter Beweis.
Betrieb nimmt auch andere mit
Im Vorfeld des Aktionstages wollten die Naumanns auch anderen Handwerksbetrieben die Möglichkeit geben, sich zu zeigen. "Wir haben das Telefon in die Hand genommen und Handwerksbetriebe aus dem Ort und der Region angerufen", erzählt Mandy Naumann. Ihr Unternehmen stelle den Ort und übernehme das Marketing.
Die Betriebe folgten der Einladung. Neben mehreren Ständen mit Holzkunst, dem örtlichen Dachdecker und kulinarischen Angeboten folgte etwa Jenny Türschmann aus Zwickau der Einladung. "Ich habe mit Mandy Naumann zusammen gelernt und daher hat sie mich nun gefragt", sagt sie.
Gemeinsam mit ihrer Tochter Juli verkauft sie handgemachte Holzarbeiten, aber auch selbstgefertigten Schmuck und Textilien. Außerdem hat Jenny Türschmann vor allem die kleinen Gäste zum Basteln herbstlicher Dekoration eingeladen.
Landfrauen sorgen für kulinarischen Genuss
Kein Handwerksbetrieb, aber eine wichtige Stütze der Region und daher ebenfalls zahlreich vor Ort, waren die Kühnhaider (sprich: Kiehaader) Landfrauen. Sie hatten sich schon am Freitag getroffen und gemeinsam zehn Bleche Kuchen gezaubert, den sie gemeinsam mit frischen Waffeln an die Besucherinnen und Besucher brachten.
Die Besucher lassen sie sich an allen Ecken gut schmecken. Etwa 300 Gäste befinden sich um die Mittagszeit auf dem Gelände, die Gasträume sind rappelvoll und auch dem Bier wird ausgiebig zugesprochen. Einige Gäste kommen aus dem Ort und suchen gezielt die Brauerei auf, andere sind wegen des Tags des traditionellen Handwerks hier.
"Wir nutzen diesen Tag seit Jahren, ich drechsle selbst und viele Drechsler stellen sich vor", sagt Tobias Langer, der mit seinem Vater Mario sowie seinen Freunden Danny Kuhnke und Lukas Berthel das Angebot nutzt. Die Reisegruppe aus Hartmannsdorf will im Anschluss weiter nach Deutschneudorf reisen, um dort einen Reifendreher-Betrieb zu besichtigen.
MDR (sho)
Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN - Das Sachsenradio | 16. Oktober 2022 | 15:20 Uhr