Gedenktag Deportierte Juden: Chemnitz liest und sprüht gegen das Vergessen
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Am 10. Mai 1933 verbrannten die Nazis in Berlin Bücher missliebiger Autoren. Genau neun Jahre später verließ der erste Deportationszug Chemnitz in das Ghetto Bełżyce bei Lubmin in Polen. Chemnitz gedenkt mit vielen Aktionen der Opfer.

Auf die Minute genau mit dem Sonnenaufgang um 5:27 Uhr hat am frühen Dienstagmorgen die erste von zwölf Lesungen im Kulturhauptstadt-Büro der Stadt Chemnitz begonnen.
Bis zum Sonnenuntergang um 20:43 Uhr lesen Chemnitzerinnen und Chemnitzer an verschiedenen Orten der Stadt aus damals verbrannten Buchtiteln, unterdrückter Literatur und aus Texten, die Krieg, Gewalt und Ausgrenzung couragiert die Stirn bieten.
Die Auswahl der Texte und die Organisation der Lesungen hat die fünfköpfige Initiativgruppe "Lesung 10. Mai" übernommen. Gelesen werden Texte von Mascha Kaléko, Erich Kästner, Simone Weil, Bertolt Brecht, Marina Zwetajewa, Jizchok Leib Perez, Rose Ausländer, Albert Einstein, Nelly Sachs, John Lennon, Ilse Rau und Stefan Heym.
Das sind die Leseorte in Chemnitz
- 5:27 Uhr bis 8 Uhr
Kulturhauptstadt-Büro, Hartmannstraße 3a
- 8 Uhr bis 10 Uhr
Stadtkirche St. Jakobi – Jakobikirchplatz 1
- 10 bis 11 Uhr
Stadtbibliothek Chemnitz – Zentralbibliothek im TIETZ – Moritzstraße 20
- 11 Uhr bis 12:30 Uhr
Bürgerhaus City – Rosenhof 18
- 12:30 Uhr bis 13:30 Uhr
Buchhandlung Lessing und Kompanie – Franz-Mehring-Straße 8
- 13:30 Uhr bis 14:30 Uhr
smac – Staatliches Museum für Archäologie Chemnitz – Stefan-Heym-Platz 1
- 14:30 Uhr bis 15:15 Uhr
TU Chemnitz – Innenhof Straße der Nationen 62
- 15:15 Uhr bis 16:30 Uhr
Universitätsbibliothek Chemnitz – Straße der Nationen 33
- 16:30 Uhr bis 17:30 Uhr
Hauptbahnhof Chemnitz – Bahnhofstraße 1
- 17:30 Uhr bis 18:30 Uhr
Odradek Lesecafé – Leipziger Straße 3
- 18:30 Uhr bis 19:15 Uhr
El Mina Bistro – Theaterstraße 38
- 19:15 Uhr bis 20:43 Uhr
Kulturhauptstadt-Büro, Hartmannstraße 3a
Chemnitz erinnert an ersten Deportationszug
Mit einer weiteren Aktion hat die Stadt am Nachmittag an den ersten Deportationszug, der Chemnitz am 10. Mai 1942 in Richtung des polnischen Ghettos Bełżyce verließ, gedacht. Beginnend im Innenhof der Technischen Universität Chemnitz wurden die Namen der 134 an diesem Tag deportierten Menschen mit Sprühkreide auf den Fußweg zwischen TU Chemnitz und Hauptbahnhof gesprüht.
Der TU-Innenhof war 1942 Sammelpunkt für die Deportationen. Am Hauptbahnhof wurden die Namen aller 134 Deportierten verlesen. Auch dort erinnert seit 2015 eine Gedenktafel an die Opfer.
MDR (tfr/mur)
Dieses Thema im Programm: MDR FERNSEHEN | SACHSENSPIEGEL | 10. Mai 2022 | 19:00 Uhr