Urlaub zu Hause Spielend lernen - die Welt der Phänomenia in Stollberg
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In den Sommerferien hatten wir die Mitmach-Ausstellung Phänomenia in Stollberg besucht. Und wir haben uns gedacht: Was im Sommer einen Ausflug wert war, kann auch in den Herbstferien ein lohnenswertes Ausflugsziel sein. Deshalb lesen Sie hier noch einmal unsere Reportage und lassen Sie sich zu einem Ausflug inspirieren.

Eigentlich sind wir ja mittendrin in den hochverdienten Sommerferien und es gibt jetzt für die leidgeplagten Schülerinnen und Schüler viel Wichtigeres zu tun als lernen. Aber was, wenn die grauen Zellen in den kommenden Wochen gar nicht mehr gefordert werden und der Einstieg ins neue Schuljahr umso schwerer fällt? Das muss nicht sein, denn mit der Mitmachausstellung "Phänomenia" in Stollberg werden die grauen Zellen gefordert - und zwar so, dass kein Kind auch nur ansatzweise den Verdacht hegen könnte, dass es den Erkenntnisgewinn auch mühsam aus einem Lehrbuch hätte ziehen können.
Interaktive Ausstellung
Unter "interaktiv" erleben Ausstellungsbesucher ja heutzutage vielerorts jede Menge LED-Bildschirme, die mehr oder weniger zuverlässig auf das Herumdrücken mit den Fingern reagieren und daraufhin verschiedene Informationen preisgeben. Das findet man in der Phänomenia auch, aber ganz selten. Hauptsächlich geht es um Gegenstände, die man richtig anfassen, bewegen und ausprobieren kann. Da lässt sich zum Beispiel die Kraftersparnis eines Flaschenzuges austesten oder man kann sich selbst in eine Seifenblase einhüllen oder in der Welt der Sinnestäuschungen erkennen, dass nichts so ist, wie es zu sein scheint.
Die Abwechslung macht's
Wen also die bunten Holzscheiben, die den Satz des Pythagoras verdeutlichen, doch zu sehr an Schule erinnern, dem bleiben neben der Mathematik noch sieben weitere Kategorien zum Erkunden übrig: Optik, Mechanik, Wasser/Luft, Magnetismus, Sinne, Schwingungen und der Weltraum. Wem das eine Quiz oder Experiment vielleicht zu simpel erscheint, weil es eher Kindergartenkinder anspricht, der wird gleich daneben durch wesentlich kniffligere Aufgaben beansprucht. Insgesamt 300 Exponate sind hier auf zwei Etagen verteilt. Wenn man die alle durchspielt, sind zwei bis drei Stunden wie im Flug vergangen.
Highlights
Publikumsrenner gibt es hier eine ganze Menge. Oft sind es aber die simplen Experimente, die Kindern als tolles Erlebnis haften bleiben, wie zum Beispiel das mit den Seifenblasen. Aufwendiger ist da eine tolle große Videowand, die durch Berührung mit der Hand steuerbar ist und viele Informationen über die Erde und das Weltall erklärt. Das 360-Grad-Planetarium mit Video-Ganzkuppelprojektionen wird vor allem bei Gruppenbuchungen gern vorgeführt.
Die pandemiebedingte Schließzeit hat Florian Rau von der "Phänomenia" genutzt, um ein neues Highlight zu entwickeln. Eigentlich ist es "nur" ein Sandkasten, in dem man mit den Händen Sand hin und her schieben und türmen kann. Aber über die Projektion eines Beamers von oben gestaltet sich durch das Buddeln und Schieben eine Landschaft. Die Farben werden wie auf einer topografischen Landkarte dargestellt. Sie ändern sich in Echtzeit, je nachdem, wie die kleinen und großen Landschaftsgestalter Berge und Täler formen. Überdies kann man Wettergott Petrus spielen und es virtuell regnen lassen. Florian Rau meint, gerade an diesem Exponat werde das Motto "Spielerisches Lernen" sehr gut umgesetzt. So könnten die Kinder ganz aktuell nach den schrecklichen Überschwemmungsbildern aus der Eifel zum Beispiel aufarbeiten und verstehen, was das für Folgen habe, wenn zu viel Wasser in so einem engen Flusstal sei. "Ich bin ganz begeistert, wie gut das Modell angenommen und von den Kindern hier Kreativität ausgelebt wird", sagt Florian Rau.
Ein weiteres neues Exponat musste nochmal zurück in die Werkstatt, um es noch robuster zu machen. Rau meint, es komme bald wieder zurück. Damit könnten Kinder spielerisch verschiedenen Lebensmitteln ihren Zuckergehalt zuordnen. Das würde auch zu ganz enormen Aha-Effekten bei den Kindern führen, so seine Erfahrung.
Fazit
Einen halben Tag Spiel, Spaß und Vergnügen und hinterher klüger rauskommen als man reingegangen ist: Ich denke, das ist das Optimum, das eine Ausstellung für Kinder leisten kann. Sie ist so umfangreich und spricht mehrere Altersgruppen an, so dass es sich auch lohnt, in regelmäßigen Abständen wieder vorbei zu schauen.
Wiederbelebung von Schloss Hoheneck
Die Lern- und Erlebnisausstellung "Phänomenia" ist 2017 von Glauchau in den Nordflügel von Schloss Hoheneck umgezogen. Zuvor wurde der Trakt saniert und umgestaltet. Derzeit werden die beiden anderen Flügel des Schlosses umgebaut. Danach ist im Mittelteil der Einzug des Stollberger Kinder- und Jugendtheaters "Burattino" und die experimental-archäologische Ausstellung "Abora Science Center" geplant.
Seiner Geschichte wird das Schloss nach Abschluss der Sanierungsarbeiten jedoch mit der geplanten "Gedenkstätte Frauenzuchthaus Hoheneck" gerecht. Hier soll eine Dauerausstellung und ein Außenrundgang an die Schicksale politisch verfolgter und in Hoheneck inhaftierter Frauen erinnern.
Anreise
- Mit dem Auto auf der A72 bis zur Abfahrt Stollberg-Nord fahren, zur Adresse "An der Stalburg 6", direkt neben dem Schloss befindet sich ein großer Parkplatz.
- Mit der C11 kommt man von Chemnitz in 50 Minuten per Bahn bis nach Stollberg (Sachs), der Fußweg bis zum Schloss ist dann noch etwa 1,2 Kilometer lang.
Geeignet für
- Familien, auch mit kleineren Kindern
- Großeltern-Enkel-Ausflüge
- Schulklassen / Workshops für Gruppen
- Kindergeburtstage (können gebucht werden)
Daran sollte man denken
- Zeit mitbringen
Verpflegung
- Im Erdgeschoss gibt es ein Bistro.
Tipp
- Besser man ist mit einem Fotoapparat bewaffnet. Die vielen kleinen und großen Wunder, die es hier zu entdecken gibt, glaubt einem möglicherweise sonst niemand, der nicht dabei gewesen ist.