Sensationsfund Neue Urzeit-Tierart im versteinerten Chemnitzer Wald entdeckt

29. Juli 2022, 16:10 Uhr

Klein, aber oho: Wissenschaftler haben jetzt das Fossil einer neu-entdeckten Tierart vorgestellt. Ein weltweit beachteter paläontologischer Sensationsfund. Die versteinerte Amphibie ist 291 Millionen Jahre alt und gehört zur Gruppe der Dachschädellurche. Er fiel einem urzeitlichen Vulkanausbruch zum Opfer. Mit dem Namen "Chemnitzion richteri" werden der Fundort Chemnitz und ein Fossiliensammler der Stadt gewürdigt. Noch bis Ende August kann das versteinerte Tierchen besichtigt werden.

Mit der Amphibie "Chemnitzion richteri" haben Wissenschaftler eine bislang unbekannte Tierart aus dem Erdzeitalter Perm vorgestellt. Gefunden wurde das versteinerte Tier bei Grabungen in Chemnitz, die zwischen 2008 und 2011 auf dem Gebiet des sogenannten versteinerten Waldes von Chemnitz stattfanden. Die Pressestelle der Stadt Chemnitz bezeichnet den Fund des Wissenschaftsteams der Naturkundlichen Museen Chemnitz, Schleusingen und Berlin sowie der TU Bergakademie Freiberg als Sensationsfund.

Taufname: Chemnitzion richteri

Nach jahrelangen, wissenschaftlichen Untersuchungen herrscht den Angaben zufolge Gewissheit: Die anatomischen Merkmale des Dachschädellurchs unterscheiden sich von allen vergleichbaren Formen, die bislang bekannt sind. Daher erhielt das Fossil einen neuen Gattungs- und Artnamen. Neben dem Fundort Chemnitz wird damit auch dem Fossilien- und Mineraliensammler, Fred Richter aus Chemnitz, gewürdigt. Bis zum 30. August kann das Fossil im Chemnitzer Museum für Naturkunde bewundert werden. Danach kommt das Originalfundstück zunächst zurück ins Magazin und wird für eine neue Dauerausstellung, die nach 2025 entstehen soll, weiter aufbereitet.

Botschafter von Chemnitz?

Vielleicht bleibt es der Stadt auch noch in anderer Form erhalten. Chemnitzion richteri könnte bald zum Maskottchen für die Stadt werden, zumindest wenn es nach Matthias Nowak, dem Pressesprecher der Stadt Chemnitz geht. "Als Maskottchen für ein Museum mindestens - und für Chemnitz ist das doch ein netter Vertreter", äußert sich Nowak.

Urzeit-Tier "Chemnitzion richteri" war ein passives Raubtier

"Chemnitzion richteri" hat den Forschern zufolge einen kurzen Rumpf, relativ kurze Vorderbeine und kräftige, stämmige Hinterbeine. Die Schädelplatte war verhältnismäßig groß. Zu Lebzeiten vor 291 Millionen Jahren standen Insekten, Hundertfüßler und andere Gliedertiere auf seinem Speiseplan. Als passives Raubtier lauerte der Chemnitzer Dachschädellurch auf seine Beute und ließ seine klebrige Zunge explosionsartig ausfahren, um sie zu fangen. Hüpfen konnte "Chemnitzion richteri" auch, aber so gut springen wie heutige Frösche vermutlich nicht. Die Erkenntnisse stammen aus den Untersuchungen eines Forschungsteams unter Leitung von Ralf Werneburg vom Naturhistorischen Museum Schleusingen.     

So wurde Chemnitzion richteri konserviert Entdeckt wurde die bislang unbekannte Tierart bei Grabungen an der Frankenberger Straße, etwa in Höhe der Hausnummer 61. Hier wurde die Amphibie vor 291 Millionen Jahren für die Ewigkeit konserviert. Durch die gewaltige Druckwelle eines Vulkanausbruchs im nahegelegenen Zeisigwald-Vulkansystem, knickten Bäume um. Sie wurden entwurzelt und entästet. Heißer Ascheregen des Vulkans begrub Pflanzen und Urzeit-Tiere – auch "Chemnitzion richteri". Durch Kieselsäure wurde der Lurch schließlich versteinert.  

Mit 3D-Technik neues Leben eingehaucht In einer eigens dafür eingerichteten Vitrine kann "Chemnitzion richteri" noch bis zum 30. August im Chemnitzer Museum für Naturkunde bewundert werden. Besonders spannend: In Kooperation mit einer sogenannten Paläokünstlerin hat das Team des Museums den Chemnitzer Dachschädellurch in 3D wieder auferstehen lassen. Das lebensnahe, digitale Modell basiert auf wissenschaftlichen Zeichnungen.

MDR (kav)

Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN | MDR Sachsenspiegel | 28. Juli 2022 | 19:00 Uhr

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