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EnergiekriseStollberg bunkert Öl für möglichen Gasmangel

13. Juli 2022, 10:00 Uhr

Mit den Wartungsarbeiten an der Gaspipeline Nordstream 1 wachsen die Sorgen, dass Russland seine Gaslieferungen komplett einstellen könnte. Dass dagegen auch auf kleiner kommunaler Ebene entgegengewirkt werden kann, will nun Stollberg beweisen. Die Stadt im Erzgebirge hat sich jetzt schon für den Ernstfall vorbereitet und einen Notfallplan ausgearbeitet.

Die Stadt Stollberg im Erzgebirge hat jetzt schon Vorkehrungen getroffen, um auch bei einem Gasmangel gut durch den Winter zu kommen. Der Stadtrat machte den Weg frei und beschloss, den stadteigenen Stadtwerken ein Darlehen von rund 420.000 Euro zu geben. Damit konnten 300.000 Liter Heizöl angekauft werden, die für den Ernstfall gelagert werden.

"Auch wenn das Gas knapp wird, haben wir so die Möglichkeit, auf eine andere Heizmethode umzustellen", sagt Oberbürgermeister Marcel Schmidt. Bereits seit einem Jahr arbeitet die Stadt an einem Notfallplan. "Ursprünglich ging es dabei um die Gefahr eines kompletten Stromausfalls", so Schmidt. Anlass das Thema anzugehen war unter anderem die Flutkatastrophe im Ahrtal.

Stadtwerke machen Heizöllagerung möglich

Dass die Stadt überhaupt die Möglichkeiten zur Vorsorge hat, ist auch ein glücklicher Zufall. "Wir haben seit Januar wieder stadteigene Stadtwerke", sagt Schmidt. Diese wurden vor rund 20 Jahren an den Energiedienstleister Envia abgegeben und nun zurückgekauft. "Zum Glück wurden vor über 20 Jahren drei große, unterirdische Öltanks angeschafft, die die Envia die ganze Zeit gewartet hat." In diesen Tanks könne nun das eingekaufte Heizöl gelagert werden.

Rund 2.000 Haushalte in der Stadt sind an das Fernwärmenetz angeschlossen und könnten so im Winter mit dem Heizöl versorgt werden. Von den restlichen 4.500 Haushalten seien auch einige mit eigenen Öfen ausgestattet, so der Oberbürgermeister. "Natürlich haben wir auch einen Plan für diejenigen gemacht, die im Notfall nicht heizen könnten", so Schmidt. Diese müssen allerdings dem Plan zufolge ihr Zuhause verlassen.

Es ist wichtig, dass wir im Gespräch bleiben und zeigen, dass wir alles tun, was möglich ist, um ein Schreckensszenario abzuwenden.

Marcel Schmidt | Oberbürgermeister von Stollberg

Zentrale Unterbringung sichergestellt

Dazu wurden die städtischen Liegenschaften untersucht, ob sie sich für zentrale Unterbringungen eignen würden. Laut Oberbürgermeister wurden eine Schule, mehrere Turnhallen und das Kulturhaus ausgewählt, die alle an das Fernwärmenetz angeschlossen sind. Diese würden bei Bedarf für die Unterbringung genutzt werden.

Die interne Planung für den Notfallplan soll im September abgeschlossen sein. Dann wolle die Stadt auch eine öffentliche Veranstaltung für die Bürgerinnen und Bürger durchführen. "Die Situation verursacht Ängste und Unsicherheit", sagt Schmidt. "Es ist wichtig, dass wir im Gespräch bleiben und zeigen, dass wir alles tun, was möglich ist, um ein Schreckensszenario abzuwenden."

In anderen Städten ist man noch nicht so weit. In Dresden gibt es derzeit noch keinen Notfallplan. Die Stadtwerke rufen aber schon jetzt zum Energiesparen auf. Jede Kilowattstunde, die im Sommer eingespart werden könne, verbessere die Versorgungslage im Winter, hieß es von den Stadtwerken Dresden. Um Gas zu sparen schließt die Bäder GmbH in den Sommerferien mehrere Schwimmhallen.

Städte- und Gemeindetag ruft Kommunen zur Vorbereitung auf

Dem sächsischen Städte- und Gemeindetag (SSG) liegt nach eigener Angabe keine Übersicht über Vorsorgemaßnahmen in sächsischen Städten und Gemeinden vor. Laut dem stellvertretenden Geschäftsführer des SSG, Ralf Leimkühler, ist derzeit die Versorgung sichergestellt. Allerdings sollten sich die Städte und Gemeinden schon jetzt auf den Fall einer Gasmangellage vorbereiten.

Es sei derzeit von besonderer Bedeutung, Energieeinsparmaßnahmen auf kommunaler Ebene vorzudenken. "Das Portfolio an Möglichkeiten für derartige Maßnahmen ist vielfältig", sagt Leimkühler. "Es reicht beispielsweise von der Absenkung der Badewassertemperatur in Schwimmbädern über die Abschaltung der Warmwasseraufbereitung in öffentlichen Gebäuden bis hin zur Möglichkeit der zeitweisen Abschaltung der Außenbeleuchtung von öffentlichen Gebäuden."

Auch die Absenkung der Raumtemperatur in Gebäuden könne zu erheblichen Einsparungen beitragen. Einen einheitlichen Plan für alle Kommunen könne es aufgrund von unterschiedlichen Gegebenheiten vor Ort aber nicht geben.

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MDR (al)

Dieses Thema im Programm:MDR SACHSEN - Das Sachsenradio | Regionalreport aus dem Studio Chemnitz | 12. Juli 2022 | 16:30 Uhr