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Tierärztin Stephanie Brandt operiert nicht nur, auch für viele andere Krankheitsfälle ist die Praxis in Zwönitz ausgestattet. Bildrechte: MDR/Thomas Friedrich

NotdienstTierärztinnen leben Studientraum: Praxis mit Notfalldienst in Zwönitz

13. Oktober 2024, 10:00 Uhr

Haustiere gehören zur Familie. Und wenn es Hund, Katze oder Kanarienvogel nicht gut geht, leiden Frauchen oder Herrchen mit. Im Notfall allerdings waren die Wege für ein krankes Tier in Sachsen bisher ziemlich weit. Es gab nur zwei Kliniken mit Notfalldienst im ganzen Bundesland. Jetzt ist in Zwönitz eine Tierarztpraxis dazugekommen, die neben den "normalen" Behandlungen auch einen Notfalldienst betreibt.

Aus dem OP-Raum der Tierarztpraxis in Zwönitz dringt ein gleichmäßiges Piepen. Die Apparate melden: Bei Fritz sind alle Werte im grünen Bereich. Der Patient ist ein sechs Monate alter Chinesischer Schopfhund, der in Narkose auf seine Operation wartet. Fritz hat sich ein Bein gebrochen.

Was für Laien unvorstellbar erscheint, ist für Tierärztin Stephanie Brandt Routine. "Er bekommt eine Metallplatte auf seinen Unterarm gesetzt, die den Bruch stabilisiert. In ein paar Monaten kann sie wieder raus. Dann ist der Hund ausgewachsen und der Bruch sollte ganz verheilt sein."

Bald wird der kleine Hund nach der OP wieder durch die Gegend flitzen können. Bildrechte: MDR/Thomas Friedrich

Traum aus Studienzeiten umgesetzt

Stephanie Brand betreibt seit August 2024 mit ihrer ehemaligen Kommilitonin Julia Hübner das "Tierärzte-Team Erzgebirge" in Zwönitz. Sie hat dabei ein klares Ziel vor Augen. "Wir kannten uns schon vom gemeinsamen Studium in Gießen, wollten aber irgendwann eine gemeinsame Praxis eröffnen."

Die Tierärztin Stephanie Brand hat sich mit ihrer ehemaligen Kommilitonin in Zwönitz den Traum von der eigenen Praxis erfüllt. Bildrechte: MDR/Thomas Friedrich

Ursprünglich sollte die etwas kleiner sein mit einer Praxis für Kleintiere und Pferde. "Wir haben dann aber festgestellt, dass das nicht reicht. So, wie wir unsere Tiere betreuen wollen und unsere Kunden, kommen wir damit nicht hin." Da sei der Plan entstanden, eine große Praxis mit mehreren Teams zu eröffnen. "Wir hatten vor der Eröffnung schon einige schlaflose Nächte. Die Augenringe wurden immer größer. Aber wir können sagen, es ist sehr gut angelaufen."

Wir hatten vor der Eröffnung schon einige schlaflose Nächte. Die Augenringe wurden immer größer.

Stephanie Brand | Tierärztin

Kolleginnen und Kollegen gesucht

So gut, dass sie immer noch weitere Tierärzte für die Praxis suchen würden. "Wir haben das Glück, dass wir noch eine Kollegin hinzubekommen, sodass wir auch weiterhin alle Kunden betreuen können. Dabei gehe es auch um die Nachbetreuung der tierischen Patienten.

Allein in den Umbau des ehemaligen Autohauses und in die Anschaffung der notwendigen Geräte seien fast eine Million Euro geflossen, sagt Brand. Und noch immer laufe der Ausbau, ein zweiter OP-Raum sei bald fertig.

Drei Teams für alle Tierarten

Drei Teams kümmern sich derzeit in der Zwönitzer Praxis um Pferde, Kleintiere und Vögel und Exoten - für alle Tiere gibt es eine Ansprechpartnerin und spezielle Behandlungsmöglichkeiten. Neben Ultraschall- und Röntgengeräten gibt es auch eine eigene Physiotherapie mit Unterwasserlaufband.

Stundenlange Fahrten nach Leipzig oder Crimkitschau fallen weg

Bisher mussten die Erzgebirger mit ihren tierischen Akutfällen in die Klinik nach Crimmitschau oder Leipzig fahren, sagt Hübner: "Der Erzgebirgskreis ist ja ein sehr großer Flächenlandkreis. Es gibt aber akute Fälle, Traumatiere oder auch Fälle, die operiert oder anderweitig schnell versorgt werden müssen."

Den jungen Ärztinnen liegt auch die Notfallversorgung am Herzen. Julia Hübner kennt das auch aus eigener Erfahrung, weil ihr Hund nach einer Vergiftung die stundenlange Fahrt zur Notfallklink beinahe nicht überlebt hatte. Nun betreiben die Ärztinnen in Zwönitz selbst eine Tiernotfall-Praxis, in der am Wochenende von 8 bis 22 Uhr Tiere behandelt werden können.

Im Notfall werden die tierischen Patienten auch am Wochenende betreut. Bildrechte: MDR/Thomas Friedrich

Der Weg in die nächstgelegenen Tierkliniken dauere von manchen Ecken des Erzgebirgskreises zwei Stunden. "Dadurch, dass wir relativ zentral im Erzgebirge liegen, kann man sich die langen Wegzeiten ersparen. So können wir schon einige Leben retten, weil auf der langen Fahrt einige Tiere versterben könnten."

Tierärztin Julia Hübner hat selbst schon erfahren müssen, was lange Wege zur Tierklinik im Notfall bedeuten. Bildrechte: MDR/Thomas Friedrich

Der kleine Hund Fritz hat seine Operation hingegen gut überstanden. In ein paar Wochen kann er wieder herumtoben und wird erst in einem halben Jahr wieder operiert. Dann wird die Metallplatte entfernt und er kann sein Hundeleben wieder in vollen Zügen genießen.

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MDR (tfr)

Dieses Thema im Programm:MDR SACHSEN - Das Sachsenradio | DER TAG | 09. Oktober 2024 | 17:40 Uhr